Servus werte Kollegen!


Ich hätte da mal eine Frage wo ich bei meinen Büchern und im Internet nicht fündig wurde.

Und zwar nähmen wir an man möchte eine Präzisionspendeluhr mit Strasser Hemmung oder Denision bauen.
Rein Theoretisch!

Dann wird doch durch die Freie-Federkrafthemmung kein direkter Impuls vom Räderwerk auf das Pendel übertragen.

Nun habe ich gelesen das Präzisionsuhren möglichst wenige Räderpaare besitzen sollten Riefler löste dieses Problem mit einem Elektrischen Aufzug am Kleinbodenrad.

Nun wird aber bei der Federkrafthemmung kein Kraft vom Räderwerk auf das Pendel übertragen also warum sollten mehr Räder paare das Pendel beeinflussen?

Weiß jemand zufälligerweise die Laufzeiten von Strasser&Rohde oder Riefler Gewichtszugregulatoren?

Wurde diese als Wochenläufer oder Monatsläufer konstruiert?

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen vielleicht habe ich ja schon einen Gedankenfehler bei der Hemmung und finde es deswegen unlogisch nur einen elektrischen Aufzug als Allheilmittel zu bezeichnen.

Lg und ich freue mich auf eure Anregungen

Sebastian.

Ja noch was bevor ich es vergesse!

Welchen Konkreten Vorteil stellt die Gestürzte Bauweise gegenüber der Normalen Anordnung der Räder da?

Hallo, es gibt Präzisionspendeluhren mit einer Woche bzw 8 Tage Gangdauer aber auch mit einem Monat, das hängt auch mit der Anzahl der Räder im Laufwerk zusammen, umso mehr Räder um so längere Gangdauer aber es wird auch mehr Antriebskraft benötigt! Wie du sagst das mehere Räder eine schlechte Auswirkung auf das Pendel haben, stimmt in meinen Augen nicht! Aber auf jeden Fall umso weniger Räder umso besser, da jedes zusätzliche Rad zusätzliche Reibung bring und eine zusätzliche Fehlerquelle sein kann! Das kann sich auf den Gang der Uhr auswirken aber nicht auf das Pendel!

Desswegen nimmt man bei PPU's lieber wenige Räder dafür aber ein schweres Gewicht und einen Flaschenzug um die Gangdauer zu erhöhen.

Danke Lukas dieser Satz ist ganz wichtig:
Das kann sich auf den Gang der Uhr auswirken aber nicht auf das Pendel!

Da bei einer PPU´s das Ziel ist eine möglichst Isochrone Schwingung des Pendels zu erhalten,
wären zusätzliche Räder zwar im Zuge des Ganges der Zeitanzeige sprich Uhrwerk nicht so gut
da mehr Fehlerquellen und erhöhte Reibung diese Sollten aber theoretisch keinen Einfluss auf das Gangbild der Uhr haben.

Nur meine Auffassung nach hat alles andere als ein Monatsläufer keinen Sinn.

Denn man könnte durch einen geeigneten Trage Stuhls die Vibrationen beim Öffnen des Kastens vermeiden nur
würde man beim Wöchentlichen öffnen des Kastens öfters einen Direkten Luftaustausch ermöglichen (es könnte Staub hineingelassenen werden.) des weiteren würden leichter Luftschichtungen entstehen die wiederum Einfluss auf die Kompensation der Längendehnung hätten.

Also ich würde einen Monats oder Dreimonatsläufer konstruieren was haltet ihr davon?

Und weiß jemand mehr wegen der Gestürzten Bauweise?

Zitat

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(...)würde man beim Wöchentlichen öffnen des Kastens öfters einen Direkten Luftaustausch ermöglichen (es könnte Staub hineingelassenen werden.) des weiteren würden leichter Luftschichtungen entstehen die wiederum Einfluss auf die Kompensation der Längendehnung hätten.

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Je weniger man die Uhr aufziehen muss und je mehr man sie in Ruhe lässt, desto genauer läuft sie.
Das mit den verschiedenen Temperaturen kann amn eher vernachlässigen, da "gewöhnliche" Gehäuse nie ganz luftdicht sind und dann so oder so ein Druckausgleich im Gehäuse stattfindet.

ich persönlich baue gerade an einem Monatsläufer und finde das auch am besten! Weist du wieviel du für einen Dreimonatsläufer mit loser Rolle Gewicht brauchst??? du wirst dich wundern, glaub mir
Bist du eigentlich Uhrmacher???

Ja ich arbeite als Meister in Wien!

Wie hast du das Gewicht berechnet?

Und welche Hemmung verwendest du für dein Projekt?
Ich persönlich tendiere derzeit zu Strasser genialer Mensch seine Uhren sind nicht nur technisch ein Trau
sondern auch Finissage war erstklassig und einzigartig zugleich.

Zitat von Lukas Tick Tack im Beitrag #7

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ich persönlich baue gerade an einem Monatsläufer und finde das auch am besten! Weist du wieviel du für einen Dreimonatsläufer mit loser Rolle Gewicht brauchst??? du wirst dich wundern, glaub mir
Bist du eigentlich Uhrmacher???

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Die Anzahl der Räder kann sich wohl auf das Pendel auswirken, weil jede Übersetzung bringt Drehmomentschwankungen mit (behaupte ich jetzt mal einfach, die ideale Übersetzung erreicht man nie, aber rman kann sich bestmöglichst annähern).
Aber diese Aussage trifft "nur" auf Uhren zu, bei denen die auf das Pendel übertragene Kraft vom anliegenden Drehmoment am Ankerrad abhängt, also vor allen auf Uhren mit Grahamhemmung.

Die wenigen Prozent der Präzisionspendeluhren die eine freie Hemmung haben, haben dieses Problem natürlich nicht. (also sind deine Überlegungen dazu richtig)

Riefler Uhren mit Gewichtsantrieb gibt es sowiso nur sehr wenige.
Mir ist keine mit Laufdauer größer 8 Tage bekannt. Die Uhr an der Riefler seine Federkrafthemmung getestet hat hat eine Woche Gangdauer. Ein sehr schöner Bericht dazu findet sich übrigens im DGC Jahrbuch von letztem Jahr. (die Bilder dazu habe ich gemacht :-) )

die "normalen" Präzisionspendeluhren aus Glashütte laufen auch alle eine Woche

Mein Meisterstück ist auch ein Monatsläufer und hat relativ viel Gewicht (4kg) das leigt aber auch daran das eine Übersetzung mehr verbaut ist als unbedingt notwendig. Das würde ich heute auch anders lösen.
Zur Zeit arbeite ich gerade an einer Uhr, Monatsläufer, Grahamhemmung, allerdings 72-Schläger, die läuft mit unter 2 kg einen Monat.
Beide Gewichte jeweils an loser Rolle.

Mit 6kg sollten sich die 3 Monate auf jedn Fall realisiren lassen.

Es ist schon so, das der "böse Mensch" der zur Uhr geht den Kasten aufreißt und die Uhr kräftig durchschüttelt nicht gerade zur Präzisionszeitmessung beiträgt.

Und Monatsläufer hat den Vorteil das man auch mal 2 Wochen in Urlaub fahren kann ohne das die Uhr stehen bleibt.

Die Riefler Schwerkrafthemmung und die Strasserhemmung sind schon interessant im Vergleich.
Da sieht man ziemlich genau wer Uhrmacher war und wer Ingenieur. (jetzt mal ohne Wertung)

Mir gefällt die Dennisonhemmung immer noch am besten :-) auch wenn ich da kucken muss wie ich das mit der Übersetztung schaffe, weil sich das Sternrad ja ziemlich oft dreht.

Über das benötigte Antriebsgewicht würde ich mir keinen Kopf machen. Alle Lager und Eingriffe leichtgängig auslegen und dann probieren.

Soweit mal ein paar Gedanken von mir.

Das ist ein interessantes Thema, über das ich mich gern austausch.

Tschau Matthias

Also ich war zu meiner Lehrzeit immer für die Gangkontrolle und die Reglage unserer Strasser & Rhode zuständig und die wurde beinahe täglich geöffnet und geschlossen - schließlich war sie das Zeitnormal für die Werkstatt.
Ich gaube, dass die allermeisten PPU´s der Vergangenheit genau in diesem Arbeitsbereich Anwendung fanden, darüber in der Literatur aber nie entsprechend berichtet wurde. In diesem Einsatzbereich war es völlig unerheblich, ob die Uhr eine Woche oder einen Monat lief, eine Ganggenauigkeit von 1-2sec/Tag war absolut ausreichend. Auch hatte vermutlich kein einziger Uhrmacher die Möglichkeit, seine PPU an einer erschütterungsfreien, massiven, im Erdreich verankerten Mauer zu befestigen und dauerhaft für konstante Raumtemperatur sowie entsprechende Luftdruckverhältnisse zu sorgen. Nur dann wären überhaupt irgendwelche Spitzenergebnisse zu erwarten gewesen.
Besitzt Ihr diese Möglichkeit für Eure gebauten oder zukünftig zu bauenden Uhren? Wenn "nein", warum macht Ihr Euch dann zu Dingen wie "Störeinflüsse durch zu häufiges Öffnen und Schließen des Uhrkastens" Gedanken ?

Die einzige Möglichkeit in diesem Bereich (Öffnen der Türe) eine wirklich entscheidende Stabilisierung des Gangs herbeizuführen wäre ein elektrischer Aufzug mit konstanter Kraft während des Aufzugsvorgangs, aber mal ehrlich, wer will schon eine PPU selber bauen und dann mit Elektrik ausstatten ?

Ich glaube, einige Fragen von Billodes blieben bisher unbeantwortet.

weniger Räder
Die Einwirkung des Räderwerkes auf das Pendel hängt von vielen Faktoren ab, der wohl wesentliche ist die Hemmung.
Eine Federkrafthemmung (wie die von Strasser) oder Schwerkrafthemmung (wie die von Denison) vermindert den Einfluss des Räderwerks praktisch vollkommen, weil nur die Vorspannung der Pendelfeder bzw. der fallende Antriebshebel das Pendel antreibt. Welche Kraft durch den Uhrantrieb aktuell wirkt, ist uninteressant, solange der Spannweg der Feder und der Hebeweg des Antriebshebels konstant bleiben.
In dem Fall könnte man auch PPU mit mehr als 8 Tagen Gangdauer bauen. Die auf Lager und Zähne im Antriebsbereich (Walzenrad/Großbodenrad) wirkenden Kräfte bei längerer Gangdauer erhöhen aber deutlich den Verschleiß. Deshalb wird bei einigen Uhren, auch oft bei Turmuhren, ein Remontoir zwischengeschaltet.

Die Minimierung der Reibung durch Verringerung der Räderanzahl wurde vorwiegend bei Uhren mit Graham- oder Stiftengang betrieben. Hierbei hat die Hebekraft direkten Einfluss auf die Pendelamplitude und dadurch auf die Pendelfrequenz.
Die Reibungsverminderung wurde gelegentlich auch dadurch erreicht, dass man die Räder für den Stundenzeiger wegließ.
Bei einer anderen Variante wird ein Schaltwerk verwendet, bei welchem eine Stundenscheibe stündlich durch einen Stift auf dem Minutenrad weiter geschaltet wird.

gestürzte Hemmung
Die gestürzte Bauweise der berühmten Strasseruhr wurde meines Erachtens gewählt, um die Hemmung genau einstellen zu können. Laut Klaus Erbrich, "Präzisionspendeluhren", S. 169 wurde die Hemmung nach unten verlegt, damit der Uhrantrieb nach oben kommt und dadurch sich der Fallweg des Antriebsgewichts etwas verlängert.
Daneben ist die optische Wirkung natürlich auch gut. Man sieht das Herz der Uhr.
Aus beiden Gründen soll meine PPU auch eine gestürzte Hemmung haben, denn auch bei der Freien Federkraft-Hemmung nach Haldimann ist eine genaue Justage der Hemmung nötig.

Gangdauer
Die meisten PPU wurden für 8 Tage Gangdauer gebaut. In Klaus Erbrich, "Präzisionspendeluhren", S. 169 werden auch PPU mit 14-Tage- und Monats-Gangdauer sowie Sonderfälle vorgestellt, z.B. auf S. 124 eine Bodenstanduhr mit Graham-Hemmung von Binder, Wien, um 1820-1830. Diese Uhr läuft ein Jahr lang nach einem Aufzugsvorgang. Das Pendel macht dabei nur einen Schwingungsbogen von 40'.

Roland

mecanicus kann ich komplett zustimmen :-) dann kann ich auch eine Tschibo Uhr aufhängen.
Oder ich bin total vergesslich, dann ist der elektische Aufzug schon sinnvoll.

Roland, stimme ich auch zu aber an einer Stelle bin ich anderer Meinung.
Das Remontoir, (egal welcher Bauart) sorgt nicht für weniger Verschleiß, eher für mehr, da zusätzlich Kraft benötigt wird,
das Remontoir, stellt eine gleichmäßige Antriebskraft für die Hemmung zur Verfügung unter Ausschaltung möglichst vieler Einflüsse vom Räderwerk, Belastungen im Zeigerwerk, .....

Und die Beeinflussung des Pendesl erfolgt erst mal auf die Amplitude und damit natürlich auch, wenn die ideale isochrone Pendelkurve die Zykloide verlassen wird, für Abweichungen bei der Schwingungsdauer.

Ich verwende für meine Uhr eine Grahamhemmung.... Ich habe das Gewicht nicht berechnet, ich habe die Schweren Gewichte an verschiednen Mehmonatsläufern gesehen!

Also ich sehe das auch so wie Enno, das zu viel Gewicht sich besonders auf die ersten Räder und Lagerstellen auswirkt.
Da mir persönlich 1 Woche doch zu wenig ist, würde ich eine Gangdauer von 2 Wochen(16Tage) bauen.
Da kann man auch mal in den Uhrlaub fahren und die Uhr wird noch laufen, wenn ich wieder da bin.
Ich kenn eine Uhr mit Grahamhemmung die hat ein Gewicht von ca. 600g.
Ich bin mir gerade unsicher ob die jetzt 1 oder 2 Wochen geht.