Uhrwerk Nr. 2628 von Vincenti & Cie

Als Ostergeschenk habe ich mir kürzlich ein Uhrwerk gegönnt, auf das ich schon lange scharf war: Ein Werk mit vorn sichtbarer Brocot-Hemmung.

Solche Werke wurden in Kaminuhren (mit teilweise gigantischen Verzierungsbauten), vierseitig verglaste Tischuhren und in Reiseuhren mit Holzgehäuse eingebaut.

Verkaufspreise dieser Uhren habe ich zwischen 500 und 1000 Euronen gefunden. Selbst das nackte Uhrwerk wird häufig um 300 Eu gehandelt.

Diese "Französischen Uhrwerke" stammen, wie man erwarten kann, zunächst aus Frankreich. Aber auch in den USA haben Firmen nach dieser Art Uhren gefertigt, z.B. Ansonia.

Warum auch immer, solche aus Frankreich stammenden Uhren findet man in der Bucht im englischsprachigen Raum mehr oder weniger oft. In der deutschen Bucht tauchen sie kaum auf. Deshalb habe ich dieses Uhrwerk in GB gekauft.

vv Glas geschlossen a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Das Uhrwerk ist gemarkt von der 1823 in Montbéliard gegründeten Firma Vincenti & Cie. Diese Firma erhielt für ihre Uhren und Rohwerke in Paris mehrere Medaillen und vermerkte das auch auf ihren Uhren.

Es soll aber auch Vincenti-Uhren geben, in denen Werke von Japy (ab 1870 Direktor und Aktieninhaber bei Marti & Cie und Vincenti & Cie) verbaut wurden, die aber ebenfalls den Stempel "MEDAILLE D'ARGENT VINCENTI & CIE 1855" tragen.
Der Rahmen des hier beschrieben Uhrwerks trägt neben der Seriennummer auch den Stempel "J", stammt also von Japy.

Aufgrund der Stempels und der kleinen Werknummer vermute ich das Baujahr zwischen 1855 und 1900.

Hauptdaten
- Werkdurchmesser 82,5 mm
- Stellmaß 30,3 mm
- 8-Tage-Gangwerk mit Federaufzug
- Brocot-Hemmung sichtbar im Zifferblatt
- sichtbarer Zifferblattdurchmesser 95 mm
- Zifferblatt emailliert, römische Zahlen, Breguet-Zeiger
- Pendellänge 165 mm
- Pendelaufhängung mit Feinstelleinrichtung
- Rechenschlagwerk mit einfachem Halb- und Stundenschlag
- Einbauöffnung 110 mm
- Einbautiefe (ab Uhrenfrontseite) ca. 100 mm
- Pendelaufhängung mit Feineinstellvorrichtung

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Aufbau
Das Uhrwerk ist in einer Art "Sandwich-Bauweise" gefertigt. Das sind von hinten nach vorn:
- Werkplatten
- Vorplatte
- Frontring
- Einbaurahmen

Sämtliche Pfosten sind "unsichtbar" in die jeweils vorn liegende Platte eingenietet. Die daran befestigten Platten sind mit konischen Vorsteckstiften befestigt.

Es sind nicht nur alle Kloben mit Führungsstiften versehen, sondern auch die Gesperrfedern.

Alle Stahlteile sind durch Anlassen gebläut. (Zeiger, Federn, Hebel, Schrauben)

Zwischen den beiden runden Werkplatten sind die Räder für Gang- und Schlagwerk gelagert.

vv Kadratur.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Auf der vorderen Platte ist die Kadratur montiert. Die Hebel bestehen aus massivem Messing oder Stahl (Stopphebel). Wegen der vorn liegenden Hemmung ist hier auch das Kleinbodenrad mittels Kloben gelagert.

Vor das Werk ist eine weitere Platte gesetzt. Diese trägt den vorderen Ankerkloben und die Gangradbrücke sowie die emaillierte Innenplatte des Zifferblatts.

Auf der Vorplatte stecken die Pfosten eines Frontrings. Hierauf liegt der emaillierte Zahlenring. Gehalten und zentriert wird er von einem Blendring, welcher den seitlichen optischen Abschluss um die Hemmung bildet.

Der Frontring stellt auch die Verbindung zwischen Uhrwerk und Einbaurahmen her.

Die Zifferblattlünette ist Bestandteil des Einbaurahmens. Als Schutz nach vorn dient ein facettiertes, ebenes Uhrglas, welches in einem Messingring gefasst ist. Dieser hat links ein Scharnier und ist so genau ausgedreht, dass eine Klemmpassung zum Rahmenring besteht. Damit entfällt ein Verschluss.

Am Rahmenring sind zwei Messingstreben angenietet. Diese dienen zur Befestigung des Uhrwerks im Gehäuse.

Teile gereinigt.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Uhrwerk
Für den Antrieb von Gang- und Schlagwerk sorgen zwei Federhäuser. Um genügend Energie bei geringen Abmessungen speichern zu können, werden rund 20 mm breite Federbänder verwendet.

Die polierten Werkplatten und Räder bestehen aus Messing. Es kommen gefräste Stahltriebe zum Einsatz.

Das Gangwerk ist gewöhnlich aus Großboden-, Minuten-, Kleinboden- und Gangrad aufgebaut.

Detail Fühlhebel,Kulisse.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Ein Rechenschlagwerk steuert die Halbstunden- und Stundenschläge, die ein Hammer auf eine Gongspirale ausführt. Interessant ist, dass bei diesem Schlagwerk die Stundenkulisse als Schnecke gestaltet ist, obwohl sich eine gestufte Kulisse einfacher herstellen lässt.

Für den einfacheren Zusammenbau sind am Hebnägelrad sowie an den Rädern des Zeigerwerks Markierungen vorhanden. Außerdem ist das Hebnägelrad in der hinteren Werkplatte nicht direkt, sondern in einem Kloben gelagert. So ist auch noch nach dem Zusammenbau eine Verdrehung des Hebnägelrades möglich.

Die Drahtfedern für Schlag- und Stopphebel sind in Schrauben eingesetzt. Das erleichtert die Revision.

Detail Hemmung.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hemmung
Die ruhende Stiftenhemmung nach Brocot ist in das Zifferblatt integriert. Die Gangradbrücke, wie auch der Anker, ist aus Messing gegossen. Sie besitzt, obwohl es hier nötig wäre, keine Führungsstifte. Es ist daher nach jeder Montage eine mühevolle Justage erforderlich.

Für die feinere Einstellung des Ankereingriffs ist in den vorderen Ankerkloben ein Exzenter eingelassen. Dieser ist allerdings erst nach dem Abbau von Rahmen, Zifferblatt und Frontring erreichbar.

Bei besseren Uhrwerken werden die Stifte der Hemmung aus Rubin gefertigt. Dieses Uhrwerk bedient sich stählerner Stifte.

Pendellinse vh.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Pendel
Das Pendel hat einen Stab aus Stahl und einen aus Messing gefrästen Pendelhaken.

Die kleine Pendellinse sieht auf den ersten Blick aus, als wäre sie aus einem Stück gedreht. Doch am Gewicht merkt man, dass sie aus dünnen Messingscheiben besteht, die mit Blei ausgegossen wurden.

Im Bild ist zu sehen, dass die Pendelmutter in der Mitte der Pendellinse angeordnet ist. So konnte die Pendellänge minimiert werden.

Pendelaufhängung a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Eine doppelte Pendelfeder dient als Pendelaufhängung. Hier kommt außerdem eine mechanische Feineinstellung zum Einsatz, wie sie bei vielen französischen Pendulen im 19. Jh. verwendet wurde.
Das einfache Winkelgetriebe ermöglicht eine Gangkorrektur von vorn mittels Vierkant über der "XII", ohne die Uhr öffnen und anhalten zu müssen.

Auf der Pendelfeder ist zwar der Name "Brocot" eingeprägt, aber ob diese Art der Feineinstellung ebenfalls von Brocot stammt, konnte ich bisher nicht ermitteln.

Schlussbemerkung
Bemerkenswert ist, dass viele Teile des Uhrwerks markiert sind. Sowohl die hintere Werkplatte als auch der Einbaurahmen und die Pendellinse tragen die Werksnummer 2628. Auf anderen Teilen, wie z.B. Zahlenring, Zifferblatt-Innenplatte und der vorderen Werksplatte sind die letzten Ziffern "28" der Seriennummer vermerkt. Außerdem sind die meisten Kadraturteile mit drei einfachen Körnerschlägen oder drei dreieckigen Punzen gekennzeichnet.

Nun fehlt noch ein Gehäuse, welches das Uhrwerk wieder zu einer lebendigen Uhr werden lässt. Ich habe die Vorstellung von einem Gehäuse, das gänzlich transparent ist, also aus Glas und/oder Plexiglas besteht.

Das sind absolut hübsche Werke, auch Uhrenlaien können sich daran begeisten (da bewegt sich was )

Wir haben eine im klassischen Marmorgehäuse:

Brocot1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

und eine als Marriage, also Werk und Gehäuse extra gekauft, passt aber gut zusammen!

Brocot ganz.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Die Idee das Werk in Plexiglas zu fassen, find ich toll!

Inzwischen ist auch mein Probierstuhl für mittelgrpße Uhrwerke fertig. Nun kann ich meinen französischen Schatz auch mal testen.

Uhrwerk im Probierstuhl a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Der Pendelausschlag ist für eine Uhr dieser geringen Größe erstaunlich klein, d.h. +/- 8 mm. Damit läuft das Werk aber sehr stabil.
Vielleicht ist die Gangdauer ja auch 14 statt 7 Tage. Das wird sich zeigen.

Hallo Enno,

vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Vielleicht kann ich zu einem möglichen "Gehäuse" etwas beitragen:

Die Firma Meadows & Pasmore (www.m-p.co.uk) hatte ein Umbaukit für franz. Pendulenwerke, die auf zwei Säulen auf einer Grundplatte montiert wurden und darüber kam dann ein Glasdom. Du könntest dir da ja auch etwas mit einem ovalen Dom einfallen lassen. Das könnte ganz gut aussehen.

Viele Grüße

Kurt

Hallo Kurt,

danke für den Tip. Ich habe mich mal wieder bei M&P umgesehen, aber nichts Geeignetes gefunden.

Es wird sowieso schwierig, das Uhrwerk zu befestigen. In Frage kommt nur ein Gehäuse, das wie das ursprünglich originale aufgebaut ist: Vorne Platte mit Loch, hinten Wand mit Tür.

Das Uhrwerk hat eine ungleichmäßige Verteilung der Werkpfosten, so dass das Anbringen einer vom Aussehen her akzeptablen Befestigung des Werkes an einer Art Werkstuhl schwierig ist.

Ich habe die Vorstellung von einem durchsichtigen Gehäuse, welches aus drei Hauptteilen besteht:
- Der hintere Teil ähnelt einer aufrecht stehenden Zigarrenschachtel. Darin soll das Pendel schwingen. An der Rückwand werden die Zugstreben der Werkbefestigung angeschraubt.
- Das Uhrwerk steckt in einem Zylinder, der am hinteren Gehäuseteil frei hängt.
- Eine Bodenplatte.

Mal sehen, ob ich einen Zylinder finde. Einen sauber selbst zu biegen, traue ich mir nicht zu.

Roland

DSCN2503.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN2513.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Hallo Enno,

ich dachte eher an sowas: siehe Bilder

Die Befestigung ist dann an den Werkpfeilern. Vielleicht brauchst du noch eine Lünette fürs Zifferblatt.

Viele Grüße

Kurt

Hallo Kurt,

dass das Pendel sich im Sockel versteckt, habe ich erst auf den zweiten Blick bemerkt. Die Idee ist auch gut.
Und Glas- und Kunststoffdome sind ja in allen Größen erhältlich. Da lässt sich was machen.

Roland

Zitat von Enno im Beitrag #5

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Ich habe die Vorstellung von einem durchsichtigen Gehäuse, welches aus drei Hauptteilen besteht:
- Der hintere Teil ähnelt einer aufrecht stehenden Zigarrenschachtel. Darin soll das Pendel schwingen. An der Rückwand werden die Zugstreben der Werkbefestigung angeschraubt.
- Das Uhrwerk steckt in einem Zylinder, der am hinteren Gehäuseteil frei hängt.
- Eine Bodenplatte.

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Hallo Rolf,

das ist ein ganz toller Tipp!

Acryl (="Plexiglas") ohne Spezialmaschinen Riss- und kratzerfrei zu verarbeiten, ist nicht ganz einfach. Da werde ich gern auf die Leistung dieses Anbieters zurückgreifen. Dessen Preise erscheinen mir im Vergleich mit denen, die Hersteller von Präsentierboxen und -ständern verlangen, als moderat.

Ich habe gleich mal kalkulieren lassen: Eine Box mit 15x10x22 cm würde 30 Eu kosten.

Und wenn mir die Steck-Schraub-Verbindungen nicht gefallen, kann ich die Teile immer noch transparent verkleben.

Eine quaderförmige Box passt stilistisch vielleicht auch besser zu dem alten Uhrwerk als die von mir favorisierte Box-Zylinder-Kombination.

Nochmals Danke!

Roland

Hallo Roland,

Freut mich wenn ich dir helfen konnte.
Vielleicht kann man ja auf Anfrage die Platten zum Kleben auch ohne Bohrungen bekommen.

Nach dem Hinweis von Rolf habe ich noch am selben Abend die interaktive Bestellung für das Acrylgehäuse bei SORA ausgelöst.

Schon heute, keine 2 Tage später kamen die bestellten Teile. Solch eine schnelle Auftragsabwicklung ist ja beängstigend!

Ich frage mich, wie die Teile zugeschnitten werden. Die Kanten sind gratfrei und haben eine leichte Wellung, so wie Stahl nach dem Autogenbrennschneiden. Möglicherweise wurde mit Wasserstrahl geschnitten.
Die eckigen Konturen für die Verbindung sind jedenfalls exakt und ungerundet.

acrylteile_einzeln.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Schade, dass ich den Gesamteindruck noch nicht testen kann. Die Schutzfolie verhindert das Zusammenfügen der Teile.
Da ich aber noch an den Platten arbeiten muss, bleibt die Folie drauf.

Ich werde Euch über die weitere Entwicklung auf dem laufenden halten.

Roland

Hallo Roland

Übrigens habe ich vor vielen Jahren in der Meisterschule mal gelernt, wie sich Kanten von Acrylglasplatten sehr gut und bequem bearbeiten lassen:

Man nehme ein gestanztes Stück Blech und ziehe die Schnittkante des Blechs leicht nach vorne geneigt gleichmässig über die Acrylglaskante (Bewegung zum Körper hin).


LG

Ralf

Ja Ralf, Du meinst wohl damit das Kantenbrechen. Das grobe Entfernen des Grates geht mit der Blech-Stanzkante bestimmt praktisch und schnell.

Ich habe mal von einem Klempner die sehr hilfreiche Lebensweisheit gelernt, dass gefeilte Kanten an (weichen) Kunststoffen immer faserig und rauh bleiben. Seitdem entgrate ich die Schnittkanten immer mit einer scharfen Klinge eines uralten Messers aus nicht rostfreiem Stahl.

Das trifft z.B. für weiches PVC und PP zu. Acryl ist aber hart und spröde. Da kann man sich mit der Klingen-Methode schnell eine schartige Kante erzeugen. Da ziehe ich es vor, mit Feilen zu arbeiten. Die müssen aber sauber und scharf sein.

Beim Bearbeiten von Acryl muss man auch eine relativ feine Zahnung verwenden, sonst gibt es leicht Ausplatzungen und Risse.
Und eine kleine Schnittgeschwindigkeit verhindert Materialerweichung und das Verkleben der Säge oder Feile.

Roland

Uhrwerk Nr. 2628 von Vincenti & Cie (Fortsetzung)

Der Sommer ist vorbei. Ich habe meine Pflichtarbeiten erledigt, die schönes Wetter benötigten. Nun war auch wieder Zeit für das Hobby.

Das Plexiglas-Gehäuse für das Uhrwerk ist fertig. Die Bearbeitung des spröden Kunststoffs hat fast pannenfrei funktioniert. Nur an der runden Öffnung der Vorderseite sind am Rand zwei kleine Stücke abgeplatzt. Zum Glück werden diese Stellen später durch den Einbaurahmen verdeckt.

Plexiglasgehäuse.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Dann musste ich mich um einen Gong für das Schlagwerk bemühen. Zuerst habe ich geeignete Längen mit unterschiedlich dicken Stahlstäben ermittelt. Leider klangen diese Gongfedern nach dem Biegen völlig anders.

Gongvarianten.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Die U-Förmigen Varianten klangen ähnlich Kirchenglocken. Die Triangel war nicht zu gebrauchen. Am besten bewährte sich die klassische Spiralform. Allerdings klangen diese eher wie ein Regulator als eine kleine Tischuhr. Da ist eventuell noch Nachbesserung nötig.

Bei alten Uhren holte ich mir Anregungen für die Gestaltung der Gongfederbefestigung. Den Hauptkörper dafür fräste ich aus einem Messingstück. Die Tragsäule entstand aus einem "umgenutzten" Kontaktstift eines 125 Ampere-Steckers. Und als Material für den Fuß kam ein alter Fensterknauf aus Rotguss gelegen.

Zur Ermittlung erforderlicher Maße wurde der Gong auf eine provisorische Grundplatte montiert. Die Uhr konnte so mitsamt Gehäuse verschoben werden, bis alles funktionierte.

Der originale Schlaghammer enthielt, wie meist üblich, einen Ledereinsatz. Mit diesem war jedoch der Klang zu dumpf. Für eine kleine Tischuhr stelle ich mir einen helleren Klang vor. Darum drehte ich einen neuen Schlaghammer aus Messing.

Das Biegen des Tragegriffs gedieh zur Geduldsprobe. Mehrmals brach der Messingstab. Auch ein vorheriges Weichglühen konnte den Bruch nicht verhindern. So entschied ich mich schließlich notgedrungen für einen 3mm-Stab.

Nach erfolgreicher Erprobung der mechanischen Passungen wurden Schrauben und Stahlteile gebläut. Alle Messingteile erhielten einen feinen Schliff und wurden mit Zaponlack versiegelt.

Metallteile.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Die Maße für den Holzsockel standen nun fest. Eine alte Dielenbohle hatte keine Wurmlöcher und eine schöne Maserung. Mithilfe meiner Fräsmaschine wollte ich zur Verzierung einige rechtwinklige und gerundete Nuten in die Seitenkanten schneiden. Meine allerbeste Ehefrau half mir bei der Entscheidung für das geeignetste Muster. Doch es kam anders.

Bei der Suche nach anderen Teilen entdeckte ich im Baumarkt versehentlich "Schnitzleisten". Diese maschinell endlos gefertigten Eckleisten sind mit verschiedenen Dekors erhältlich. Eine solche Leiste suchte ich mir aus.

Damit bei den Gehrungsschnitten das Muster passt, musste ich Länge und Breite der Sockelplatte etwas vergrößern.

Nach dem Aufleimen der Leisten wurde der Sockel nochmals fein geschliffen und dann mit Schellack versiegelt.

Sockelplatte.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Untergeklebte Filzgleiter vermeiden Schrammen auf den Möbeln. Auf verstellbare Füße wollte und konnte ich verzichten.

Die Einstellung des Abfalls erfolgt bei diesem Uhrwerk im wesentlichen durch Verdrehung des Ankers an seiner Achsreibung, indem das Pendel weiter nach rechts oder links geschwenkt wird.

Eine Feineinstellung ist schließlich durch geringes Verdrehen des Uhrwerks im Gehäuse möglich. Die Abweichung von der Senkrechten bleibt unbemerkt.

Damit ich danach nicht die Einstellung des Schlaghammers korrigieren muss, habe ich den Auftreffpunkt der Gongfeder genau in die Achse der Minutenwelle gelegt.

So sieht nun die fertige Tischuhr aus.

Vorderansicht.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

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Roland

Hallo Roland,

sieht gut aus, das Ergebnis! Gratuliere.

Die Idee mit den "Schnitzleisten" finde ich sehr gut. Wenn man die Abmaße der Bodenplatte nach dem Dekor ausrichten kann, ist das optimal.

Zum Gong hätte ich noch einen kleinen Beitrag. Hin und wieder findet man in alten Gehäuse, oft von Tischuhren, Gongspiralen aus Stahlstäben mit rechteckigem Querschnitt. Die klingen sehr gut, fast wie Kirchenglocken.

Viele Grüße

Kurt