Eine kleine Reportage über den BigBen

Gemacht für Kinder, aber doch gut erklärt..wenn man Englisch kann



In dem Zusammenhang würde mich mal interessieren, wie lange so eine Glocke diesen Klöppel aushält, der ist ja riesig

Es gibt übrigens vom Parlamentsgebäude einen eigenen Video-Block:

Zitat von Victor im Beitrag #1

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In dem Zusammenhang würde mich mal interessieren, wie lange so eine Glocke diesen Klöppel aushält, der ist ja riesig

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Mein erster Beitrag im Uhrenwerkstattforum...
www.uhrenwerkstattforum.de/t933f40-Big-Ben.html#msg5275

Während meiner Ausbildung machten wird eine "Exkursion" ins Uhrenmuseum in Bad Grund.
Anschliessend sollte sich jeder eine Uhr für ein kurzes Referat suchen. Ich wählte eine mit
"Denison-Hemmung". Weil es grad irgendwie zum Thema passt und darüber (zumindest damals) im
deutschsprachigen Raum kaum was zu finden ist/war, hänge ich es hier mal dran.
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Und dann war da noch:
Eine Turmuhr der Fa. Korfhage. Aus der Provinz Hannover.

Auffallend auf der Rückseite ein rautenförmiges Gebilde, in dessen Mitte sich ein 3-er Trieb befindet. 3-er Trieb?? Folgen wir der Welle, sitzt weiter hinten ein Windflügel darauf. Alles klar, ein Schlagwerk also – demnach ist das Trieb gar keines, sondern es handelt sich um ein Hebnagelrad.
3ertrieb.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Noell.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Aber... das Werk hat 3 Pfeiler (so nennt man die senkrechten Streben, in denen die Wellen jeweils einer Baugruppe gelagert sind): links ein Schlagwerk, rechts ein Schlagwerk, muß es sich demnach beim Mittigen um eins der besonderen Art handeln. Tut es auch, denn hier geht es nicht um Glocken-, sondern um Pendelschläge. Normalerweise unter der Bezeichnung Hemmung bekannt. Diese spezielle hier heißt: „double three-legged escapement“. Klingt irgendwie gut. Zu deutsch „doppelt dreigebeinte...“, klingt irgendwie - - - besinnen wir uns lieber der Tradition, Hemmungen nach ihren Konstrukteuren zu benennen:

Die Denison-Hemmung

Naja, nicht ganz präzise, denn der gute Mann hat mehrere davon entwickelt. Die erste, sie entstand etwa 1840, hatte als besondere Schwierigkeit Temperaturen bis zu –50°C zu trotzen, was damalige Schmierstoffe bei weitem überforderte. So funktioniert diese Konstruktion angeblich wirklich nur, solange die Flächen öl- und fettfrei sind.
Denni original.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Nebenbei, Sir Edmund Becket Denison – später zu Lord Crimpthorpe geadelt – war eigentlich recht erfolgreicher Rechtsanwalt. (Schon damals unterschied man zwischen gelernten und ungelernten Uhrmacher, dazu geborenen und eben nicht) Nach Konstruktion diverser Uhren und Veröffentlichung mehrerer Bücher zum Thema wurde er später Präsident des „Horologischen Institutes von England“.

Die „Doppeldreigebeinte“ konstruierte er für die wohl berühmteste Uhr der Welt: Ob nun bei Edgar Wallace oder vielleicht im Urlaub persönlich, gesehen hat wohl jeder von uns „Big Ben“, die Uhr von Westminster-Abbey schon mal. Oder zumindest die Schlagwerksmelodie gehört. (Auch wenn heute die gesamte Uhr „Big Ben“ genannt wird, so bezog sich der Name ursprünglich nur auf die große Stundenglocke, die immerhin stolze 13.700kg wiegt)
Konstruktionsvorgabe für das Werk war unter anderem eine Genauigkeit der Auslösung des Stundenschlages von einer Differenz < 1 Sekunde, die Uhr sollte das englische Zeitnormal an Greenwich übermitteln.
Eins der Probleme waren die Zeiger. Der für die Minutendarstellung wiegt bei einer Länge von 4,20m etwa 100kg, der für die Stunde bei 2,75m knapp 300kg. Zwar sind solche Zeiger ausgewuchtet, doch Eis, Schnee und Sturm können an allen vier Zifferblättern das Gleichgewicht stören. Abhilfe soll ein ca. 4m langes Pendel mit einer Linse von rund 300kg schaffen, in Verbindung mit einer Hemmung, deren Hebung und Ruhe auf beiden Seiten identisch ist. Und diese Uhr wies dann auch über Monate gemessen eine Gangdifferenz von weniger als 47 Sekunden aus.

Doch nun zurück nach Bad Grund ins Uhrenmuseum.
Uhren mit dieser Art von Hemmung wurden also insbesondere zum Antrieb großer Zeiger verwendet. Eigentlich sollte hier eine eigene Zeichnung der Hemmung zu sehen sein. Stattdessen ein Zitat von Denison in seiner Funktion als Präsident des Horologischen Institutes: „Mechanical drawing was to be of little or no value to horologists!“



Wie funktioniert sie also, warum 2 x 3 Beine?
Erst mal vorweg: Der Begriff Anker scheint hier nicht ganz angebracht. Wir sehen 2 separate Hebel, R und L, die ihren Drehpunkt im Bereich 1/3 der Pendelfederlänge haben soll(t)en, darauf montiert die Ruheflächen s und s’, die Antriebsarme p und p’. Am Hebnägelrad die Ruhearme A B C, bzw. a b c. Außerdem die Anschlagstifte i und i’, die Stifte T und T’, die den Kontakt zum Pendel herstellen.
doppel3.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Der Bewegungsablauf
Ruhearm A liegt auf s und hemmt das Gehwerk am Ablaufen. Das Pendel schiebt bei seinem Rechtsschwung R nach außen. Dabei gleitet A von s. Die Sperrung des Gehwerkes wird aufgehoben, das „Ankerrad“ dreht sich um 60° (360°/6), bis c an s’ aufliegt. Während der Drehung stößt einer der Hebnägel den Arm p nach rechts, der Ausschlag von R ist etwas größer als der des Pendels. Die Schwerkraft zieht R in seine Nulllage zurück, dabei bekommt das Pendel den Antriebsimpuls.
( Schwerkrafthemmung)
R stoppt an i. Das Pendel bewegt nun L, das nächste Spiel beginnt.
Der Windflügel dient zur Reduzierung von Drehzahl und Drehmoment. Die Anordnung von 2 mal 3 Armen verteilt die Kräfte auf beide Seiten des Hebnägelrades.

Aufgrund der Raumhöhe der - unteren! - Etage des Museums wurde der Drehpunkt des Pendels um einige Meter nach oben verlagert. Der Öffnungswinkel der Hemmung wurde dadurch vergrößert, der Antriebsimpuls auf das Pendel ebenfalls. Da es sich um eine freie Hemmung handelt – während das Pendel seinen Ergänzungsbogen schwingt, besteht kein Kontakt zum Ankerrad – ist die Funktion trotzdem gegeben.