Lieber Fritz,

mit Interesse habe ich das Forum "Unruhkloben" gelesen. Ähnliche Uhren-Nöte wie sie der TU-Fan hatte, haben mich zu Internet-Recherchen und schließlich hierher geführt. Ich besitze eine amerikanische TU, Baujahr 1898, 15 Steine in geschraubten Messing-Chatons. Nachdem mein guter Uhrmacher aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, brachte ich die Uhr zum Reinigen und Ölen zu einem Uhrmacher, der mir vertrauenswürdig erschien. Fazit: Der in einem Messing-Chaton gefasste Unruh-Deckstein (zudem ein facettierter Stein) war durch einen Einpress-Stein ersetzt worden. Der Uhrmacher hatten den ursprünglichen Stein natürlich nicht aufgehoben und leugnete zudem, dass der Stein einen Chaton hatte, was ich durch ein Foto des Original-Zustandes widerlegen konnte...
Nun denn, ich ersteigerte bei Ebay ein Ausschlacht-Uhrwerk gleichen Typs und ließ von einem anderen Uhrmacher den dort vorhandenen Deckstein in meine Uhr umsetzen. Die Uhr läuft miserabel, in der Lage Zifferblatt oben hört man am Ticken, dass die Unruhe nicht voll ausschwingt. Der Gang ist unregelmäßig, d. h. von einem Tag zum anderen sind Unterschiede von > 15 Sek. durchaus drin. Der Chaton des neuen Steins sitzt nicht wie früher völlig bindig im Kloben, er steht wenige zehntel mm über den Kloben über - wofür der Uhrmacher vermutlich nichts kann. Ich vermute, dass in U.S.A. die Steine trotz damaliger Großserienfertigung individuell eingepasst wurden. Meine genauere Untersuchung der Uhr erbrachte zudem, dass das Gewinde einer der beiden Chaton-Chraube ein "ewiges Gewinde" ist. Die defekte Gewindebohrung kann nicht durch Aufbohren und Einpressen eines Messingstücks mit anschließendem Schneiden eines neuen Gewindes repariert werden, weil hierzu am Kloben zu wenig "Fleisch" ist (unter dem Deckstein sitzt ein weiterer Lagerstein in gepresstem Chaton, der beim Überbohren der alten Gewindebohrung zertört würde). Es müsste eine etwas längere Chaton-Schraube gedreht werden, die in den unteren, unzerstörten Teil des Gewindes einbinden könnte (die Gewindebohrung geht durch den Kloben ganz hindurch). Die Chatonschraube hat natürlich einen leicht kegelförmigen, spiegelpolierten Kopf... Ob der nicht optimale sitzende Deckstein-Chaton eingepasst werden kann oder durch einen anderen Stein ersetzt werden muss, kann ich als interessierter Laie nicht beurteilen.
Sehen Sie sich in der Lage diese geschändete Uhr zu reparieren oder kennen Sie jemand der dies könnte?

Mit freundlichen Grüßen

Getty

Also arbeiten an Chatons sind immer schwierig, finde ich.

Kann da aber auch gerne eines besseren belehrt werden, habe aber schon viele Uhren gesehen, die genau auf diese Art "vermurkst" wurden. Hauptsache, sie läuft, egal wie.

Wenn da ein Diamantdeckstein drin war und der Uhrmacher dies noch leugnet, würde ich da fast an eine Anzeige denken wegen Betrug.

Allerdings denke ich, die Gangwerte einer so alten Uhr werden nie wirklich gut sein.

Ein Bild der Uhr bzw des beschriebenen Teiles wäre nett. Ob sich noch jemand an die reparatur wagt...ist eine andere Sache. Immerhin nicht einfach und Garantietechnisch extrem schwierig, wie ich finde. Da wird der Uhrmacher viel zerstört haben. Auf Dauer, denke ich.

Hallo Victor,

anbei ein Foto von der Uhr, ich hoffe, dass das mit dem Hochladen klappt. Der Unruh-Deckstein war ein Rubin, so wie der jetzt eingesetzte, dessen Chaton leider nicht ganz bündig im Kloben sitzt. Eine Anzeige war mir damals zu mühevoll, wer weiß ob ein Gericht den Streitwert für einen entwendeten Unruh-Deckstein nur mit einigen wenigen € angesetzt hätte...
Die Uhr lief mit dem ursprünglichen Deckstein übrigens ganz ausgezeichnet und stabil, < 5 Sekunden Vorgang am Tag.

Gruß Getty

Hallo Victor,

hier nochmals einige Bilder. Wie gesagt, der Deckstein-Chaton stammt von einer baugleichen Uhr, bindet aber nicht plan in den Kloben ein, er ist vermutlich etwas zu groß. Die Frage wäre, ob ein Uhrmacher einen neuen Chaton mit Deckstein einpassen kann oder den vorhandenen Chaton passend machen kann. Kennt das Forum einen Uhrmacher, der mit Chatons umgehen kann??

Gruß Getty

Also von der Höhe her sehe ich da eigentlich kein Problem, wenn man auch sieht, dass das Chaton nicht mehr original ist

Ich denke eher, der Stein ist zu tief / oder zu hoch gefasst, sodass der Zapfen der Unruhwelle zu viel Spiel oder eben zu wenig Spiel hat.

Aber was ich sehe, diese Uhr gab es in verschieden Güteklassen, deine war eine gute mit Diamantdeckstein.

Ich würde von dem ersten Uhrmacher verlangen, den Stein rauszurücken oder Schadensersatz verlangen. Wie kann es sein, dass der Stein weg ist, wenn er vorher drin war.

Sowas verliert man nicht mal schnell und solche Steine kosten einige Euro...was hat er gemacht? Den Stein samt Deckplatte geklaut und eine andere eingesetzt?

Du (die Umgangsform hier) kannst mir gerne eine Email an info@uhrenwerkstattforum.de schicken. Dann kann man sich das mal anschauen, ich denke, gerade hier in Furtwangen
können wir zumindest rausfinden, wo der Fehler nun liegt.