Ausgangspunkt:
Ich bin keine Uhrmacherin!
Herren-Taschenuhr, Markenwerk, Marke beliebig, 15- oder 17-steiniges Werk, Werksalter zwischen 80-105 Jahre, Unruhewelle beidseitig im Lochstein und Deckstein gelagert.


Guten Morgen,
jedem wird es schon passiert sein (oder könnte es passieren), nämlich, dass durch ein sehr kräftigen Stoss ein oder beide Lagerzapfen an der Unruhewelle brechen / irreparabel verbiegen. Sehr ärgerlich und schnell sind EUR 200,- fällig.
Moderne Taschenuhrwerke und in Armbanduhren lagert die Unruhewelle in „Stosssicherungen“.
Fragen:
Kann eine Uhrenwerkstatt in ein altes Taschenuhren-Werk, siehe oben Ausgangspunkt, moderne „Stosssicherungen“ einbauen?

Wenn ja,
a) Was kostet der Einbau, incl. Einpassungsarbeiten?
b) Warum bietet keine Uhrenwerkstatt solche Sanierung an?

Wenn nein, welche Gründe sprechen dagegen?

Beste Grüsse aus Saarlouis,
Lena

Machen kann man fast alles, aber die meisten Uhrmacher müssen Geld verdienen. Und das ist Arbeit und der Kunde will ja nix zahlen...

Warte mal auf die Antwort von Philclock, der kann dir dazu vielleicht was sagen vom Preis her...

Und wenn ich den Spruch von so manchen Uhrmachern und Juwelieren höre "Das lohnt sich nicht" ... dann könnte ich die erschlagen.
Was sich lohnt, entscheidet nicht der Handwerker, sondern der Kunde

Ich habe mal eben bei einem Uhrmacher nachgefragt.

Je nach Werk zwischen 200 - 300 €.

Ich selber würde es nicht machen lassen weil es die Originalität des Werkes zerstört.

Hallo die Herren,
herzlichen Dank für ihre Antworten.

Victor schreibt: … machen kann man alles … … der Uhrmacher muss Geld verdienen … … das ist Arbeit und der Kunde will nichts zahlen…

Anmerkung: Wenn mich als Kundin ein Uhrmacherbetrieb nicht aufklärt, kann ich keine Entscheidung fällen.

Victor merkt weiter an: … Uhrmacher sagt: `… das lohnt sich nicht…´
…was gemacht wird entscheidet nicht der Handwerker sondern der Kunde…

Anmerkung: Richtig! Ich als Kundin entscheidet was gemacht wird. Hörte ich den Preis (zB) EUR 500,- und entscheide go, dann sollte der Uhrmacherbetrieb nicht taub sein! Beim Kommentar `… das lohnt nicht…´, möchte ich schon den zugehörigen Grund hören. Einleuchtende Begründung (es lohnt nicht weil……) und ich entscheide trotzdem, ja die Arbeit wird gemacht! Käme mir seine ablehnende Haltung wie die berühmte Ohrfeige gleich. Alternativ: Der Uhrmacherbetrieb kann technisch den Auftrag nicht umsetzen. Das darf er mir ja auch sagen!


Rolf, vielen Dank für deine Nachfrage beim Uhrmacher!

Rolf schreibt: … Je nach Werk zwischen 200 - 300 €.

Anmerkung: Darf ich unterstellen, im Cirkapreis ist die Anfertigung einer neuen Unruhewelle exclusive!
Alles andere wäre spottbillig. (Rund EUR 200,- für die neue Welle, verbleiben runde EUR 100,- für beide Stosssicherungslager, einschliesslich Einbau und Einpassung)


Rolf schreibt: …Ich selber würde es nicht machen lassen weil es die Originalität des Werkes zerstört…

Anmerkung: Richtig! Die Originalität ist futsch.
Meine Sammelleidenschaft ist sehr begrenzt bei den technischen Artikeln, sorry… Taschenuhren! Solche optische Modifikation und das noch am nicht sichtbaren Werk, hat für mich nur einen sekundären Einfluss. Primär ist die Unruhewelle vor Stößen im Alltagsgebrauch geschützter.

LG, Lena

Zitat von Lena L.

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Rolf, vielen Dank für deine Nachfrage beim Uhrmacher!

Rolf schreibt: … Je nach Werk zwischen 200 - 300 €.

Anmerkung: Darf ich unterstellen, im Cirkapreis ist die Anfertigung einer neuen Unruhewelle exclusive!
Alles andere wäre spottbillig. (Rund EUR 200,- für die neue Welle, verbleiben runde EUR 100,- für beide Stosssicherungslager, einschliesslich Einbau und Einpassung)


Rolf schreibt: …Ich selber würde es nicht machen lassen weil es die Originalität des Werkes zerstört…

Anmerkung: Richtig! Die Originalität ist futsch.
Meine Sammelleidenschaft ist sehr begrenzt bei den technischen Artikeln, sorry… Taschenuhren! Solche optische Modifikation und das noch am nicht sichtbaren Werk, hat für mich nur einen sekundären Einfluss. Primär ist die Unruhewelle vor Stößen im Alltagsgebrauch geschützter.

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Hallo Lena,

Der Preis von 200 - 300 € bezieht sich nur auf die Abänderung in die Stoßsicherung !
Diese Arbeit ist je nach Rücker mehr oder weniger aufwändig.
Man kann sich das so vorstellen das diese Lagerung nicht einfach insgesamt ausgewechselt werden kann.

Das Anfertigen einer neuen Unruhwelle kostet mindestens nochmal 200 € ! Da hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Da ich selber nicht zu dem harten Kern der "Uhrenverrückten" zähle, kann ich dir bei deinem letzten Argument folgen, obwohl bei mir da die Kosten / Nutzen - Frage den Ausschlag gäbe.
Bei einer Taschenuhr im Wert von einigen hundert Euro wären mir die Umbaukosten zu hoch.
Würde es sich um eine hochpreisige Uhr handeln, die ich jeden Tag im Gebrauch hätte, würde ich zur Sicherheit den Umbau machen lassen, und das Argument der Originalität in den Hintergrund stellen, oder direkt eine gute Uhr mit Stoßsicherung kaufen.

Hallo Lena,

du hast deinen Standpunkt, zweifellos und das finde ich gut so.
Zu deiner letzten Anmerkung da schreibst du von einer optischen Modifikation die aber doch hauptsächlich eine technische Modifikation ist um deine Uhr vor Stößen zu Schützen.
Wenn es dir primär darum geht das eine Stoßsicherung nachgerüstet wird und das technisch machbar ist, warum nicht und wenn du sagst das dir diese Arbeit den Betrag XXX wert ist sollte es dem Uhrmacher doch auch egal sein, du bist der Kunde und erteilst einen Auftrag.
Wenn dein Uhrmacher diese Modifikation nicht ausführen will oder kann dann such die eben einen der es kann und will, das sollte doch kein Problem sein. Letztendlich wird es darauf ankommen was du zu zahlen bereit bist.
Einem Sammler kommt es in der Regel darauf an die Uhr im Original zu erhalten bzw. diese wieder in den Original Zustand zu versetzen, du möchtest eine Uhr alltagstauglicher machen und setzt eben andere Prioritäten, beides ist ok .

Gruß Wolfgang

Genau so ist mir das von meinem bekannten Uhrmacher erklärt worden.

Originalton: "Ich habe das einige Male bisher gemacht, und wenn ein Kunde es verlangt mach ich es - aber drum reißen tu ich mich nicht."

Hallo Forum!
Guten Morgen Wolfgang, guten Morgen Philipp,

schönen Dank auch an euch!

Wolfgang schrieb: … du von einer optischen Modifikation die aber doch hauptsächlich eine technische Modifikation ist um deine Uhr vor Stößen zu Schützen. …

Anmerkung: Selbstverständlich! Die Modifizierung ist grundsätzlich eine technische Veränderung! Aus der Perspektive der Uhrensammlerin / des Uhrensammlers (älterer Taschenuhr) würde beim Blick auf das Werk wohl die Änderung optisch auffallen. Die Originalität ist verletzt. Eventuell wertmäßig (Sammelstück) negativ. Für den Gebrauchswert trotzdem eine Wertsteigerung. Man (n / Frau) muss nur wissen was Priorität hat.

Philipp,
deine Ausführungen / Erklärungen zeigen mir verständlich auf, einmal den wohl enormen Änderungsaufwand und du erklärst was zu tun ist.
Ich kann mich nun besser in die Arbeit und die Abhängigkeiten versetzen. Ich befürchte sogar, die Kosten für die Modifizierung werden mit EUR 500-600,- realistischer. Zuzüglich neuer Unruhewelle.
Du befürwortest den Einbau der Stoßsicherungen nur dann, wenn für das Werk grundsätzlich originale Ersatzteile zu bekommen sind. Alle funktionsabhängigen Werkteile sollten keinen Verschleiß zeigen. Wenn doch, was der Uhrmacher als Fachperson sofort erkennen könnte, würde der Einbau der Stoßsicherung machbar, aber überhaupt nicht sinnvoll.
Mit Freude lese ich, es gab schon Stoßsicherungen in einigen Modellen sehr alter und älterer Taschenuhren.
Diese Perspektive, Stichwort ALPINA, werde ich nutzen und weiterverfolgen.

Herzlichen Dank an alle Autoren. Ihre Beiträge möchte ich nicht missen.
Herzlichen Dank an die verantwortlichen dieses Forums. Es ist nicht üblich, in anderen Uhrenforen als Gast sein „Problem“ diskutieren zu dürfen.
Viele liebe Grüße
Lena L.

Lena,
für Fachpersonal sind diese Fehler nicht sofort erkennbar!
Vieles entdeckt man nur, wenn die Uhr zerlegt wird und die Teile mit der Uhrmacherlupe inspiziert werden. Das geht nur im Rahmen einer Revision, d.h. die Teile müssen gereinigt werden, Fehler behoben, Uhrwerk zusammengebaut und geölt und dann in der Funktion geprüft und auf der Zeitwaage justiert werden.

Eine mechanische Uhr kommt zum Kostenvoranschlag in die Werkstatt: Wenn z.B. ein Fehler im Aufzug festgestellt wird, müssen Zeiger und Zifferblatt abgenommen werden um die Baugruppe zu sehen und den Fehler zu analysieren. Erst dann kann man eine Aussage zur Reparatur machen. Dieser Aufwand übersteigt bereits einen kostenlosen Kostenvoranschlag, wenn die Uhr nicht repariert werden soll, d.h. Absprache mit dem Kunden...

Also ich bin ja der Meinung, dass man, wenn man eine Uhr schon teilweise zerlegt hat und Co, ein Kostenvoranschlag ruhig Geld kosten kann.

Immerhin lassen sich sonst manche Kunden kostenlos beraten und rennen dann zum günstigeren Fachmann..nenene

Guten Tag Philipp, guten Tag tempus fugit, hallo die Herren, hallo Forum!

Vielen herzlichen Dank an euch, an die Diskussionspartner, an das Forum allgemein.

Mit Hilfe ihrer Beiträge bin ich entscheidend weitergekommen. Ein wenig hinter das mechanische Uhren-Geheimnis zu sehen.

Philipp, sehr lieb mir drei Verlinkungen zu suchen und bereit zu stellen!

„Wie schnell die Zeit vergeht“ schreibt: …für Fachpersonal sind diese Fehler nicht sofort erkennbar!
Vieles entdeckt man nur, wenn die Uhr zerlegt wird und die Teile mit der Uhrmacherlupe inspiziert werden. Das geht nur im Rahmen einer Revision, d.h. die Teile müssen gereinigt werden, Fehler behoben, Uhrwerk zusammengebaut und geölt und dann in der Funktion geprüft und auf der Zeitwaage justiert werden. …

Anmerkung: Deine Begründung kann ich nachvollziehen. Wie in der Autowerkstatt, so unterstelle ich dem Uhrmacherbetrieb, entdeckt er bei der Revision beispielsweise nicht tolerierbaren Verschleiß an Zapfen oder Zahnflanken, gebrochene Steine, ausgeschlagene Passungen etc., spricht die Werkstatt mit mir. Ich persönlich verlange von keinem Uhrmacher bei der Abgabe einer Uhr den „Jesus-Blick“.

„Wie schnell die Zeit vergeht“ schreibt: …Eine mechanische Uhr kommt zum Kostenvoranschlag in die Werkstatt: Wenn z.B. ein Fehler im Aufzug festgestellt wird, müssen Zeiger und Zifferblatt abgenommen werden um die Baugruppe zu sehen und den Fehler zu analysieren. Erst dann kann man eine Aussage zur Reparatur machen. Dieser Aufwand übersteigt bereits einen kostenlosen Kostenvoranschlag, wenn die Uhr nicht repariert werden soll, d.h. Absprache mit dem Kunden...

Anmerkung: Ich lese aus deinen Sätzen einen Unterton heraus? Nämlich den: schon mit der Erstellung des kostenlosen Reparaturvoranschlags hakt / stockt das Verhältnis zwischen Dienstleister und Kunde.
Rede ich mit meinem Freund, mit Bekannten über deren Erfahrung mit Uhrmacherbetrieben, was jetzt kommt bezieht sich ausschließlich auf mechanische Armbanduhren, kann ich alles auf einen Nenner bringen, d.h. Revision: EUR 80,- für die Reinigung, Ölung, Zusammenbau und Justierung (inklusive neuer Krone und neuer Dichtung).

Drei Stimmen sagten noch, das oder das ist defekt, heißt zusätzlich XX-EUR. Also alles im grünen Bereich.
Aber immer bekamen sie auf ihre Frage zum Kostenvoranschlag die (ebenfalls legitime) Gegenfrage: `Erinnern sie sich noch, wann die letzte Revision gemacht wurde´?
Selbstverständlich erinnert sich keine / keiner an das Datum.

Darauf baut der Uhrmacher auf und schlägt mit seiner kompetenten Ausstrahlung die sowieso längst überfällige Revision (EUR 80,-) vor: `Liebe Kundin, wenn wir dabei Fehler finden, unterhalte ich mich mit ihnen telefonisch! Unsere Erfahrung zeigt, in den meisten Fällen werden durch die bei uns qualifiziert ausgeführte Revision viele andere Mängel mit behoben! ´

Ob ich mich als Kundin nun für die Reparaturkosten entscheide (zu einem hohen %-Satz JA) oder nicht. Die Revisionskosten hat er allemal auf seinem +Konto.Ist ja auch richtig!!
Im anderen Fall unterstelle ich dem Uhrmacherbetrieb die Cleverness, eine neue Uhr an die Frau / an den Mann zu bringen. Ein wenig Psychologie gehört, wie das Klappern auch, zum Handwerk. Verkaufsstrategien! Bieten solche Work-Shops die Handwerkskammern nicht an?

Die andere Möglichkeit ist ebenfalls legitim: Servicearbeiten mit in den Stundenlohn einzukalkulieren.

Ganz unbeleckt bin ich nicht. Feinwerksingenieurin. Assistenz des Geschäftsführers. Mittelständisches Familienunternehmen. Zulieferant Automobilwerk.
Vielen Dank nochmals.
LG, Lena L.

... Ja, bei dem oben genannten Beispiel wollte der Kunde Röntgenblick und Wunderheilung für seine goldene Taschenuhr
und das noch in Lichtgeschwindigkeit

Zitat von Lena L.

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Ganz unbeleckt bin ich nicht. Feinwerksingenieurin. Assistenz des Geschäftsführers. Mittelständisches Familienunternehmen. Zulieferant Automobilwerk.
Vielen Dank nochmals.
LG, Lena L.

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Bitteschön gerne.

Um es mit dem berühmten Satz von Verona Pooth zu sagen, die ja bekannterweise auch nicht ganz unbeleckt ist:

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