Hallo zusammen!

Diese Fundstelle hier: Jaeger-LeCoultre "101" fuer die Queen hat mich ein wenig nachdenklich gemacht.

Hier wird darüber geklagt, dass in der Ausbildung zum Uhrmacher zu viele Inhalte übergangen würden, ja viele Inhalte gar nicht mehr vermittelt würden.

Eines muss, gerade Dir, lieber Azubi, doch klar sein: Ein Traditions-Handwerk, das seit über 200 Jahren besteht, dessen Künste, Fertigkeiten und Grundlagen noch viel weiter zurück liegen und dessen weitere Entwicklung absolut nicht absehbar ist, kann nicht in schlappen drei Jahren vollständig in eine dreijährige Ausbildung gepackt werden.

Auch ich war Azubi, sogar schon zwei Mal, vor einem dritten Mal hätte ich auch keine Sorge. Auch mich hat es genervt, an Stelle von Technik Deutsch-, Englisch-, Religions- und Sportunterricht über mich ergehen lassen zu müsen. Diese Zeiten hätte man "besser" oder "sinnvoller" - also "technischer" - verwenden können.

Die Frage ist, ob man tatsächlich als sturer Fachidiot aus seiner Ausbildung herauskommen will - wobei der Ausdruck "Fachidiot" mit Vorsicht und hinter vorgehaltener Hand geschrieben wurde und so auch zu lesen ist.

In einer Ausbildung geht es nicht nur um fachliche Inhalte. Es geht um "ein großes Ganzes", in das der Azubi später als Facharbeiter entlassen wird und in dem er sich möglichst geschickt und selbständig zurecht finden soll. Was hilft es dem Uhrmacher, wenn er jemanden mit einer Top-Qualifikation einstellt, der es nicht schafft, sich nur fünf Minuten mit einem Kunden zu unterhalten? Welche "Daseinsberechtigung" hat der Mitarbeiter, der die Kurven am Stackfreed berechnen kann, doch zu dusselig ist, eine Batterie zu wechseln? Ein Stackfreed als solches zu erkennen und seine Funktion begriffen zu haben, deutet auf eine ordentliche Ausbildung und lässt auf ein gutes Revision-Ergebins hoffen - auch, wenn keine jahrelangen Erfahrungen vorliegen. (Wenn das Stackfreed eine schlechte Wahl sein sollte, so können gerne die Winkel an der Graham- oder Co-Axial-Hemmung gewählt werden - es ging nur darum, etwas kompliziertes gegenüber etwas besonders einfachem zu stellen...)

Im Groben geht es bei einer Ausbildung darum, dem angehenden Fachmann eine solide Grundlage angedeihen zu lassen, mit der er sich in der wirklichen Welt orientieren kann.

Respekt vor dem Kundeneigentum, Pflichtbewusstsein, korrekte Arbeit, das Auftreten dem Kunden gegenüber, Gewandtheit, Fairness, Vorsicht, Freundlichkeit, angenehmes Erscheinungsbild, schonender Umgang mit (Unternehmens-) Ressourcen, Entwicklungsfähigkeit, das "selbständige Erkennen von Arbeit" und, und, und (und noch viel mehr) ... sind doch Eigenschaften, die wir uns von einem fertigen Fachmann wünschen - ob als Kunde, Kollege oder Arbeitgeber.

Diese Wünsche haben Vorrang vor allem Wissen, das in einer Lehre vermittelt werden könnte. Wenn er denn die Grundlagen beherrscht.

Denn wenn die Grundlagen "sitzen" steht der weiteren Entwicklung nichts im Wege. Jede noch so schwierige Aufgabe wird - wenn auch mit einem zeitlich zu verschmerzenden Mehraufwand - zu aller Zufriedenheit bewältigt werden können.

Und daran kann der junge wie auch der erfahrene Fachmann wachsen. Er wird seine Grenzen kennen lernen, sie überschreiten und sich erneut an ihnen versuchen. Bis es klappt. Er lernt Risiken abzuschätzen und Verantwortung zu übernehmen.

Dieses mögliche Wachstum ist es im Kern, auf das die Lehre vorbereiten soll - nicht mehr, doch auf keinen Fall weniger.

Eine Vorbereitung auf eine weitere Entwicklung in eine gewisse Richtung.

Natürlich kommen innerhalb einer Ausbildung viele Themen zu kurz (während aus Sicht des Azubis andere Themen prüfungsrelevant zu hoch angerechnet werden), doch man kann kaum erwarten, innerhalb von den wenigen drei Jahren auf alle Eventualitäten vorbereitet zu werden. Schrauben reißen nun mal ab, wenn man sie zu fest anzieht. Und auch, wenn man eine Uhr noch so schön wiederhergestellt hat, kann kurze Zeit später die Zugfeder reißen. In das Material "reingucken" kann kaum jemand...

Wenn ich mich an die Intention dieses Forums, seinen Start und Grund erinnere, so denke ich vor allem an einen Azubi, der gerade seine ersten Schritte in die von ihm so geliebte Uhrmacherei gewagt hat (ich will ja keine Namen nennen :D )

Was nun können die Themen sein, die in der Ausbildung vermisst werden?

Kann das Forum selbst nicht hier und dort unter die Arme greifen und versuchen, diese Lücken zu schließen?

Ich erinnere mich an ein Video, in dem ein - meiner Meinung nach - besonders erfahrener Uhrmacher Teile nach einem "neuen Verfahren" in Öl härtete. Dieses Verfahren ist mir seit über 20 Jahren (oh-wei!) bekannt und im mehr als 50 Jahre alten Lehrbuch meines Onkels (Gott hab ihn selig!) mehr als ausführlich beschrieben. Mit der Aufgabe betraut, Teile zu härten, wäre ich niemals auf keinen anderen Gedanken gekommen, als sie noch glühend ins alte Motorenöl zu tauchen...

Hier sind so viele erfahrene Mitglieder auf ihrem jeweiligen Gebiet, so viele "Selbstverständlichkeiten" sind hier vertreten - es wäre doch gelacht, wenn das nicht zu bringen wäre...

Also, lieber Azubi (welcher auch immer): WAS fehlt Dir in Deiner Ausbildung, wo kann das Forum helfen?

Da stellt sich mir hier eine andere Frage,
hier können wir zwar mit "Wissen" aushelfen aber manchmal reicht es nunmal nicht,
da braucht es einen Meister,der einem unter die Arme greift.

Ich moniere auch den aktuellen Lehrplan,der von seinen Inhalten her etwas unlogisch erscheint.
Da wird denn massenhaft Zeit für irgendwelche Bauprojekte verplämpert und nicht auf gewisse Reparaturtechniken
geachtet,und noch weniger auf den Berufsaltag eingegangen.

Später fängt man als junger Geselle in einem Geschäft an und ist enormen Anforderungen an Zeit und gewinn orientiertem
Arbeiten gegenüber gestellt.

Wenn ich eine Uhrmacherschule Leiten würde,dann würde ich es wie in der Schweiz machen.
Die Schüler haben richtigen Kundenkontackt und müssen von anfang am sich an diese Welt herantasten.

Da könnte man gleich mehrer Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Wer sich eine Uhr bauen will,der kann das dann in Form einer AG machen.

Was wir hier im Forum mal machen müssen und auch in Fachthemen für junge Leute zugänglich machen müssen,
sind folgende Themen:

Richtiges Ölen
Eplamisieren
Spirale richten
Quarzuhren Werkumbauten/Ersatzwerke
Arbeitsplatzorganisation
Kundenumgang
Kontackt mit anderen Uhrmachern Verhaltensmuster...

Ich persönlich bin Jemand der Beobachtet und mit den Augen alles klaut was nicht niet und nagelfest ist.
Das fängt bei banalen Sachen wie Grillanzünder zum Alumiumdrehen an und endet bei ganz seltenen Handwerkstechniken und Vorrichtungen.

Was in den Uhrmacherschulen abläuft ist nicht so schön aber auch nicht zu ändern
es ist vielmehr wichtiger,dass Uhrmacher untereinander zusammenhalten und ihr Wissen weitergeben!

Arbeit gibt es eh genug,datt weiss nur leider nicht jeder.

Und was auch wichtig ist,man muss nicht alles Wissen aber man muss wissen wo man nachfragen kann!

Ach naja,
ich denke es gibt schon ein kleines Umdenken,gerade über Youtube kann man sich super austauschen.

Es ist halt gerade bei dem Thema alles nicht so einfach.