Das Werkgestell meiner Uhr habe ich chemisch brüniert. Diese Brünierung wird
mit einem Korrosionschutzöl leicht eingeölt.
Das war eine ganz schlechte Idee.

Dieses Korrosionsschutzöl hat extreme Kriechfähigkeit. Das kriecht innerhalb 2 Wochen in die
vorher top gereinigten Lager. In der Folge wird das Uhrenöl geradezu weggesaugt.

Was tun? Ich möchte um die Lager einen Ring mit ölfeindlicher/ oleophober Beschichtung aufbringen.
Epilam für Arme? Da gibt es doch was: Flüssige Bildschirmbeschichtung für Handys. ( 5- 10,- €).
Hat das schon mal Jemand probiert? Nach meinen bescheidenen Chemiekentnissen sollte
das funktionieren. Ich werde es mal testen.





Viele Grüße

Hallo Bernd,
ich verwende dieses.
Das ist nicht ganz so teuer.
Beim Auftupfen mit Kleinem Pinsel oder Wattestäbchen muss man schnell sein, weil es schneller verdunstet, als einem lieb ist.
Grüsse
Achim

Hallo Bernd,
Als Epilam verwende ich prinzipiell in Ether gelöste Stearinsäure.
Lange Zeit wurden Chemikalien zum Epilamisieren angeboten, die als "Ewigkeitschemikalien" in der Umwelt nicht abgebaut werden können.
Heute verschweigen die Anbieter was genau drinn ist. Das überzeugt mich nicht wirklich, außerdem funktioniert die Stearinsäure gut.
Nach dem Reinigen, muss man das Epilam eben neu auftragen.
Stearinsäure ist als E570 als Lebensmittelzusatz zugelassen, und in Diethylether leicht löslich.
3% Stearinsäure auf 97% Ether langt beinahe immer.

Die Stearinsäure, kann vielleicht ebenso wie das Öl die Brünierung verstärken. das müsstest Du ausprobieren.
Das Epilam von allen Seiten rund um das Lager aufgetragen verhindert wenn das Lösemittel verdunstet ist, das Öl von außen zum Lager kriechen kann . und auch das das Öl aus dem Lager davonkriecht.
Dazu muss das Lager vor dem Ölen eine kurze Zeit trocken laufen, damit das Epilam dort abgetragen wird, wo später das Öl anhaften soll.

Vor den Epilamisieren muss alles akribisch (basisch) gereinigt werden. Das Epilam muss aufgetragen werden bevor irgend eine Art von Öl aufgetragen wird.

LG Matthias

PS. Zum bedecken der Brünierung ein härtendes Öl verwenden? Z.B. gekochter Firnis oder geblasenes Leinöl ? aber auch erst nach dem Epilamisieren.

Ich würde für die Oberflächenkonservierung hier Ballistol empfehlen. Nur ganz dünn auftragen, dann trocknet es ab und kriecht nicht. Alternativ mikrokristallines Wachs (z.B. "Renaissancewachs").

Selbstgemachtes Epilam, wie von Matthias empfohlen, funktioniert gut.

Hallo,
Ballistol härtet niemals aus, auch nach Jahrzehnten nicht. Dieses Ballistiköl, ist normales Parfin-Öl, mit geringen Zusetzen von Kaliumseife,Aluminiumseife,Icaridin(hilft gegen Stechmücken), Anetol und Benzylacetat.
Auch das 1000% überteuerte "Bohnerwachs" Ein Esslöffel für 10Euro halte ich zumindestens Fragwürdig. meine verstorbene Frau Antikenrestaurator vom Beruf, hasste das Zeugs wie die Pest.
Aber mindestens ist es maßlos überteuert. In Diesem Fall muss man wissen das die enthaltenen Lösungsmittel, das Epilam angreifen, also garnicht gut.

Ich empfehle Leinölfirnis zu kochen. Eine alte nicht mehr für Lebensmittel geeignete Pfanne hernehmen, 5mm Leinöl, aus dem Lebensmittelmarkt, es geht aber auch notfalls Sonnenbluhmenöl, auf 180-200°C halten und umrühren und kontinuierlich anblasen.
Ein in Öl getauchtes Hölzchen sollte Sprudeln, aber das Öl auch nicht rauchen. Nach 2 Stunden gibt man 10-15 Tropfen Sikkativ Nr. 203, von Kremer dazu, und rührt weiter bis die Masse zu stocken beginnt. Nach dem Abkühlen nimmt man den Glibber aus der Pfanne und löst ihn in Balsamterpentin, und fertig.

Nach dem Säurebad nimmt man das Teil und wäscht es 3x in frischem Aqua-Dest, und trocknet es in reinem Alkohol, danach wandert es für 3 Tage in die Kiste mit den Sägespänen.
Danach werden alle Lagerlöcher gründlich epilamisiert. Den auf die passende Konsistenz verdünnten Firnis in die Airbrush-Pistole geben und das Teil, notfalls mehrmals hauchzahrt annebeln, nicht etwa dick lackieren.
Nach 5 Tagen ist die Schicht handfest (mit stoffhandschuhen anzufassen) nach 6 Wochen durchgehärtet. Die Lagerlöcher nochmals mechanisch reinigen und wieder neu epilamisieren.

Man kann auch fertigen Firnis kaufen, aber die winzigen Mengen die man braucht, kriegt man nicht einzeln und dann steht das Zeugs nur rum, und verreckt irgendwann.

LG Matthias

PS. womit hast Du die Teile geschwärzt ? Manche nehmen CocaCola, manche nehmen einen Teelöffel Kupferoxyd und eine Flasche Essig Essenz, in der Kaltbrünirung von Ballistol ist Salpetrige Säure, und die Idustrie nimmt
Kupfer und Seleenige Säure, wie in der Kaltbrünierung "Black Devil" von Tiffo, aber das Set kostet schnell was bei 50 Euro ... fragend ...

Servus Matthias,

ließ doch bitte genauer und versuche mal weniger dezidiert aufzutreten. Ich bin sicher, das käme der Akzeptanz Deiner Beiträge zugute.

Mit Ballistol ist es wie mit vielen anderen Dingen - es kommt darauf an, was man damit macht. In der von mir beschriebenen Weise angewendet, ist es durchaus als einfache Oberflächenkonservierung geeignet. Was leider oft passiert, ist dass es viel zu dick aufgetragen wird und in Folge widerliche, klebrige Rückstände bildet. Wenn dann noch Kupferlegierungen im Spiel sind, gibt es die berüchtigte "grüne Pampe", von der wohl auch Deine Frau sprach.

Ich hingegen finde Deine Empfehlung zur eigenen Herstellung eine Konservierung auf Leinölbasis etwas umständlich. Wer aber Spass daran hat und den Zeitaufwand nicht scheut, kann es natürlich so machen. Die Gefahr, dass eine langfristig klebrige Oberfläche zurück bleibt ist aber auch dabei real gegeben.

Ob der TS nun die hier empfohlenen Fertigprodukte verwendet, oder selbst mischt, ist ja seine Entscheidung. Ich bin jedenfalls gespannt auf das Ergebnis.

Hallo,
Nun traurig wenn ich so rüberkomme ... Das lag nicht in meiner Absicht.

In der Sache hilft wohl nur das Experiment. Zwei briefmakengroße Stücke Schwarzblech, brüniren, eins mit Ballistol, und eines ohne.
Auf jedes einen Tropfen Uhrenöl Nr. 5, und nach 2 Wochen gucken, ob auf jedem noch ein hochaufgewölbter Tropfen steht.

Meine Wette wäre, das auf der geölten Fläche, das Öl breitgelaufen ist.
Aber ich kann mich ja auch irren ... oder?

LG Matthias

Ohne vorher zu testen, werde ich da nichts machen.

Also Testbleche brünieren (Das ist eine Brünierung von Birchwood, Presto Mag) . Die habe ich
eigentlich immer da, für geschwärzte Taschenuhrgehäuse. Dem Geruch nach mit seleeniger Säure.
Dann Epalisieren und Leinölfirnis nehmen. Die trocknet recht schnell.

Eventuell etwas verdünnen (Terpentin). Nach dem Einölen wird das mit Lappen fast restlos entfernt.
Dann kommt das Öltröpfchen auf die Epalisierung.
Dann schaun wir mal.

Grüße Bernd

Hallo Bernd,
Leinöl braucht einige Tage zum trochnen.
Darum nur hauchdünn einebeln. je Dünner die Schicht um so schneller gehts.
Das 2-3% Sikkativ ist auf Metall unabdingbar.

LG Matthias

Matthias,
das bekomme ich hin. Aber es gibt noch ein zweites Ölproblem:

Die Rolle im Pendel. Ein Miniaturkugellager (Innen 2 mm, Außen 5mm). Gestern wurde die Uhr langsamer und
blieb dann stehen.
Daraufhin habe ich das Lager (Die Deckscheiben hatte ich schon ausgebaut) ausgewaschen (Benzin) und ohne
weitere Schmierung eingesetzt.

Große Überraschung: Die Amplitude hat sich einfach so mal von 2 auf 4 Grad verdoppelt.
Leider blieb das nicht so, nach einer Stunde waren es wieder 2 Grad.
(Anscheinend brauchen die Kugeln Minimalschmierung in ihrem Kunststoffkäfig).

Also mal ein Mikrotröpfchen Öl Nr. 2 eingebracht. Die Amplitude wird sogar noch schlechter.
Lager wieder ausgewaschen und ein Mikrotröpfchen WD 40 (Ich weiß, das ist kaum was anderes als Heizöl).
Aber, da waren sie wieder, die 4 Grad Ausschlag.
Nach 3 Stunden hat sich das auf 3 Grad reduziert, anscheinend verdampft da auch was.

Blödes Spiel, ich überlege diese Rolle mal aus Bronze zu bauen. Lagerzapfen 1,2 mm.
Alternativ mal Material von Igus probieren.

Nur aus Neugier mal das gleiche Lager im Lieferzustand eingesetzt, also mit Deckscheiben
und originaler Schmierung. Resultat: Die Uhr rührt sich nicht.

Wenn ich hier von Amplitude 3 Grad spreche, meine ich 3 Grad nach rechts und 3 nach links.
Also insgesamt 6 Grad. Ist das technisch richtig?

Grüße Bernd

Hallo Bernd,
jaa die lieben Kugellager.

Nun die Kugeln haben unterschiedliche Größen, und wenn es auch nur ganz wenig ist, sie rollen ungleichmäßig schnell und bauen so Druck gegeneinander auf ... reiben am Käfig, trocken sehr fatal.
Irgendwann sind die Spannungen so groß das die Kugel mit der größten Verspannung einen Ruck macht und ein Stück mitgeschleift wird dann beginnt das Spiel von Neuem.

Normale Kugellager haben keine Lagerluft, sie gehen stramm, Lagerluft -0,6My, diese Lager haben die Nachsätze CN - C2
Die Lager mit dem Nachsatz C3-C5 haben eine positive Lagerluft also ein wenig Spiel. Diese Lager sind eigentlich für den Verbau als "Festlager" gedacht, die in einen Lagersitz mit Presspassung eingesetzt werden und dabei das Spiel wieder verlieren.
Die Miniaturlager von 1,5 - 6mm Aussen, gibt es nur bis C3. da haben die eine Lagerluft von +8 bis zu +23My ( wenn ich mich richtig erinnere). Da muss man mehrere aus verschiedenen Chargen ordern, und das mit dem größten Spiel aussuchen.
Bei denen mit der größtmöglichen Luft ist das Spiel gerade so ausreichend, um sich trocken, bei jeder Runde entspannen zu können. Dazu braucht es mindestens 0,02 mm. Gibst Du aber Öl dazu macht der Ölfilm dieses Spiel zu, und das Prozedere aus rollen und klemmen beginnt von Neuem. Im normalem Maschinenau spielt das gar keine Rolle meist laufen die Lager im Ölbad oder sind massiv mit Fett aufgepumpt, und müssen niemals wirklich präzise laufen.

Meiner Meinung nach sind normale Kugellager an Uhren, in kritischen Bereichen, Z.B. im Zug der Uhr, nicht wirklich gut zu gebrauchen.
Am Pendel und in der Hemmung, das absolute NoGo.

Im Gegensatz zu geölten Messinglagern, verdrecken und verschleißen sie vorzeitig, und lassen sich nicht wirklich effektiv reinigen, denn den Kleister kriegt man niemals ganz aus dem Käfig, und der Metallabrieb den sie sammeln ist magnetisch.
Kugellager aus Rubin oder Keramik sind für unsereinen eher nicht erschwinglich.

Martin Burges ersetzte die verreckten Miniaturkugellager an Clock-A durch Rollen aus Pockholz und Pins aus gehärtetem Gold.
Die haben dann eine störungsfreie Lebenserwartung von mehreren Jahrhunderten, und müssen nicht geschmiert werden.
Für Unsereinen der kein Juwelier ist tut es auch gehärtetes Messing oder Berylliumbronze.

LG Matthias

PS. Bitte in Uhren keine Mineralölprodukte, die bleiben nicht am Fleck, sie kriechen irgendwo hin, besonders gern dahin wo sie auch wirklich den maximalen Schaden anrichten ...
PPS. Amlitude ist vom Wendepunkt zum Lot, der Bogen ist das Doppelte vom Wendepunkt zum Wendepunkt.

Hallo Bernd,

Zitat von Metallfunk im Beitrag #10

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Matthias,
das bekomme ich hin. Aber es gibt noch ein zweites Ölproblem:
Die Rolle im Pendel. Ein Miniaturkugellager (Innen 2 mm, Außen 5mm). Gestern wurde die Uhr langsamer und
blieb dann stehen.
......

Blödes Spiel, ich überlege diese Rolle mal aus Bronze zu bauen. Lagerzapfen 1,2 mm.
Alternativ mal Material von Igus probieren.

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Ich hatte damals 2 gleiche Lager gekauft. Nun habe ich mal das Zweite seiner Deckscheiben beraubt.
Überraschung: Anderer Hersteller, keine Drahtringe, die die Deckscheiben halten.
Lagerkäfig aus Metall.

Gründlich ausgewaschen mit Nitroverdünnung und mal trocken eingebaut.
Die Amplitude ist bei 3,5 Grad. Das kann so bleiben, allerdings muss ich das mal längere Zeit beobachten.
Wenn sich nichts ändert, bleibt das erst mal so.

Für eine Rolle aus Bronze muss ich eine neue Achse anfertigen, wäre jetzt nicht das Problem,
aber ich bin von Natur aus eher ein fauler Mensch. Never change a running system.

Grüße Bernd

Hallo Bernd,

ich würde mal Graphit- oder Molybdändisulfid-Pulver in die trockenen Lager stäuben.

Servus

Manfred