Zitat von Mahlekolben im Beitrag #3

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Ich habe zur Herstellung einer Lokomotive einen schier unglaublichen Film gesehen - und zwar aus der Sicht, wie modern und schlau ich mich heute fühle, gegenüber den offensichtlich alten und einfachen Techniken von früher...

Versteht Ihr, was ich meine? Ich meine soetwas, wie das Röntgen von Schweißnähten (10'50") - völlig üblich in einer Zeit, als Filme in schwarzweiß gedreht und nachvertont wurden. Irre, oder?

Aber dann bin ich doch ganz froh, dass es Schweißrauch-Absauganlagen gibt... und Gehörschutze... und so...

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Hallo, und Grüß Gott hier,
ich bin in dieser Zeit groß geworden, besser gesagt war Lehrling von 1955-58. (Den Begriff „Herr Azubi“, das gabs noch lange nicht) Domäne Rohrleitungsbau, techn. Zeichner (gibts heute auch nicht mehr, durch CAD abgelöst) Praktikum 1 1/2 Jahre Baustelle (erzähle gleich davon) was gab es da noch?
Zu den Bildern,

IMG_3727.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_3725.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_3726.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)

Zu Bild 1 und 2, das „Röntgen von Schweißnähten“
Die Fehlerlosigkeit hochbeanspruchter Schweißkonstruktionen ist Aufgabe der Schweißnahtprüfung und dazu gehört u. a. auch die Prüfung mit Röntgenstrahlen. (Die es m. M. heute noch gibt!)
Zu Bild 3, was man nicht im Kopf hatte, das war im Tabellenbuch!
Zur Grundausrüstung gehörte da mindestens ein halbes Dutzend, die immer in unmittelbarer Nähe sein mußten, dazu der „Rechenknecht“ der Rechenschieber, unersetzbar, und der „Manormus“, das Universalgerät für Linearen-Netze-Tabellen-Schraffuren-Schriften. Das alles war nur ein kleiner Teil der Ausrüstung eines „Bürohengstes“, wie die Jungs damals genannt wurden, die im techn. Büro tätig waren. Woher der Ausdruck kam, Fragezeichen.

Nun zur Baustelle selbst:
Damals in den 50ern, vorwiegend bei uns im Heizungsbau, Kinopaläste!
Die Fassaden-Gerüste dazu aus Holz, mit Bauklammern und Stricken befestigt, keine steckbaren Stahlkonstruktionen!
Sicherheit?
Was ist das, ein Fremdwort! Schutzhelm, Arbeitsanzug, Gehörschutz, Schuhe, Brille, alles überflüssig! Was ist wichtig? Das Tragerl Bier, möglichst immer greifbar! Gabelstabler unbekannt, Gasflaschen, dafür gab es Karbidentwickler zur Erzeugung von Acetylengas, Explosionen von diesen war an der Tagesordnung, Deckel mit Knebelverschlüssen flogen meterweit durch die Luft! Beleuchtung? Da gab es Bunsenbrenner ebenfalls mit Karbid gefüllt, brandgefährlich. Mein ganzes Haupthaar stand mal in Flammen!
Nun zum Lehrling selbst, heute „Herr Azubi“ genannt, damals der Blitzableiter und Prügelknabe für alles!
Brotzeitholer, Stiefelputzer, Autowäscher, und das Allerschönste, das Isolieren der Rohrleitungen mit Glaswolle!! Dazu ein Hass auf uns „Bürohengste“, diese Faulenzer, diese Nichtskönner!
Nur ein Beispiel der Schikane: Die beiden Hände durch Stichflamme vom Karbid-Bunsenbrenner verbrannt, der Montagemeister: „zeig her dei Pratz‘n, so und woast wast jetzt machst, da nimm an Fäustling und schlag an Durchbruch in de Betondecka nei! Drückte mir einen schweren Hammer in die Hand, damit musste ich kopfüber ein Loch in die Decke schlagen, ein unsägliches „Vergnügen“!
Ventile am Heizungsverteiler einhanfen: „Steig aufe da“, ich stieg hinauf, die Handräder bewegten sich, ich viel rücklings auf den rohen Betonboden, Reaktion vom Chef: Jetz is a hi (er meinte, ich wäre Tod) Entsetzen, als er sah, dass ich mich wieder bewegte!
Dies war nur eine kleine Auswahl der Arbeiten eines Lehrlings damals, ich könnte da noch seitenlang erzählen, aber es würde den Rahmen unseres Forums sprengen.
Übrigens hatte damals noch jedes Dorf seinen Schmid, allein schon der Rösser wegen, unverzichtbar! Und heute…..?
Entschuldigung, die Abweichung vom Thema „Eisenbahnfreunde“.

Dafür noch ein Video, von Henschel, damals der größte, (oder einer der größten) Lokomotivenbauer der Welt:

https://youtu.be/M-ROWb5aoIw?feature=shared