Liebe Uhrenfreunde,
erzähle heute von einer etwas merkwürdigen Erwerbung:
Da ich ein Faible für oben angeführte Chronometer habe, schaue ich mich immer in einschlägigen Angeboten um. Und da sprang mir eine Offerte in‘s Auge mit einen Zifferblatt mit merkwürdiger Stundenanzeige, wie sich herausstellte chinesische Zahlen von 1-12. Dazu der Preis durchaus akzeptabel.
Und die Bemerkung, fast neuer Zustand! Interesse: Allgemeinheit gleich Null! Ich nahm mit den Verkäufer Kontakt auf, und wir einigten uns auf einen für beide Seiten fairen Preis. Das Problem bei diesen feinfühligen Geräten ist immer der Versand. Gerade die Unruhewelle ist ein Kandidat für Bruch. Aber der Verkäufer war ein absoluter Profi in dieser Angelegenheit. Paket im Paket, alles fein säuberlich isoliert.
Nun, nach den Auspacken interessierte mich sofort, wer hat das Werk gefertigt? Ich fand keinerlei Punzierung! Mein Verdacht, es könnte in der ehemaligen UDSSR gefertigt sein, da ja Russland und China große Handelspartner sind. Das Werk scheint mir identisch mit Kirova/Poljot? Vom Verkäufer erfuhr ich, es wurde vor ca. 40 Jahren in China erworben, und ist Teil einer Sammlungsauflösung. Nun nochmals meine Frage, wurde es in China oder Russland gefertigt? M.e.ist es eine reine eins zu eins Kopie eines Kirova MX6. Wie seht ihr das? Hier ein paar Bilder:IMG_3215.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_3218.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)[[File:image.jpg|none|auto]]
image_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)image_3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_6093.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das letzte Bild ist eine Aufnahme eines Original Kirova Werks.Man sieht deutlich die Kirova Krone als Punzierung, die bei meiner China-Ausführung fehlt.

Zitat von grafkrokolinsky im Beitrag #1

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M.e.ist es eine reine eins zu eins Kopie eines Kirova MX6. Wie seht ihr das?

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Nein, da ich des chinesisch unkundig bin!
Ich versuche mal über den Verkäufer was rauszubekommen.

iOS übersetzt die ersten beiden Schriftzeichen mit China, die beiden weiteren mit Marine

Ja, danke, aber viel schlauer sind wir jetzt auch nicht. Ich weis bloß, es wurde vor 40 Jahren in Shanghai gekauft. Ich versuche über den Verkäufer was zu erfahren. Also technisch wären die Chinesen ohne weiteres zu dieser Kopie fähig, aber, jetzt kommt das aber, was sagt da die Moskauer Uhrenfabrik dazu (zu dieser Abkupferung ihres Werkes) und zweitens lohnt sich das, für nur wenige Exemplare? Mir ist noch kein einziges Marinechronometer aus China untergekommen!
Das heißt, es spricht alles dafür, dass es aus der UDSSR (damals) stammt.

Liebe Freunde,
habe mal in meinen umfangreichen Bücher-(Uhren) Archiv gekramt, und da ist mir der „Juri Levenberg“ Sammlerkatalog Nr. 8, „Russische Uhren“ in die Hände gefallen, er beinhaltet u. a. ein paar Bilder von frühen, bzw. eines der ersten Chronometer-Werke aus Russland, nämlich mit der Nummer 337.
Und von wem wurde es gefertigt? Ulysse Nardin le Locle! Die Details, vergoldetes Messingwerk, Schnecke, Kette und Werk mit polierten Schrauben, Federchronometerhemmung, Integralunruh mit ungebleuter zyl. Unruhefeder. Sehr selten! IMG_3353.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_3326.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hier die Ansicht von Werk 392 und 337, einmal mit gebleuten Zeigern. Interessant die Aufschrift HNN-3, (die N spiegelbildlich in kyrillisch) sie sind eine Abkürzung für „Wissenschaftliches Institut Nr. 3“, das für die Uhrenindustrie gearbeitet hat, und den Chronometer 1941(!!) hergestellt hat. (Wären die Truppen vom „Ade“ da schon soweit gewesen, nämlich Moskau, dann hätte todsicher nicht eine friedliche Uhr, sondern eine Menschen vernichtete Waffe die Fabrik verlassen! (Private Anmerkung von mir)IMG_3325.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Jeder der diese Marinechronometer sammelt, oder sich dafür interessiert, dem dürfte bekannt sein, wie die Preise für diese Uhren purzelten, 1989/90 waren sie am „Russenmarkt“ (bei uns in München-Riem) für ca. 300.- DM erhältlich. Inzwischen hat sich der Preis bei 12’-1500.-€ eingependelt. Wobei unheimlich viel Schrott zu utopischen Preisen angeboten wird. Besonders, wenn es die Nähe eines (Wehrmachts)Kriegschiffes nur annähernd gesehen hat!

Möchte noch anfügen, dass als der Russlandfeldzug am 22. Juni 1941 begann, und die Deutschen bald danach vor Moskau standen, die Uhrenfertigung nach Slatoust im Ural evakuiert wurde.

„Der Bekannte von mir (leider verstorben) hatte eine Niederlassung in Shanghai.
Lt. seinen Aussagen hat China in den 70/80er Jahren ca. 500 Chronometer in Russland gekauft, und diese wurden dann vom Militär benutzt.“

Das ist die Antwort vom Verkäufer des Schiffschronometers.
Also ist demnach die Herkunft geklärt.

Jetzt würde mich sehr freuen, wenn noch ein paar Interessenten von Marinechronometern (auch B-Uhren) sich hier finden würden. Ich werde in Kürze hier einen eigenen Thread starten, der sich eingehender damit beschäftigt. Ich glaube bei „Uhrenvorstellungen“ bin ich da in der richtigen Rubrik.

Zitat von Oggy im Beitrag #4

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iOS übersetzt die ersten beiden Schriftzeichen mit China, die beiden weiteren mit Marine

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Moin
iOS ist das Betriebssystem von Apple
Ich habe mir einfach das Foto genommen - die Schriftzeichen markiert und übersetzen lassen
IMG_3297.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Kleine Ergänzung zur Marke auf dem ZB:

"НИИ-З" = "Научный Исследовательский Институт З" (Nauchnyy Issledovatel'skiy Institut 3)

"Issledovatel'skiy institut" bedeutet Forschungsinstitut

Das davor stehende "Nauchnyy" kann zwei Bedeutungen besitzen. Zum einen kann es übesetzt werden als "wissenschaftlich", zum anderen ist es laut Wikipedia "eine Siedlung städtischen Typs in der Autonomen Republik Krim."

Das Zeichen "З" dient im kyrillischen sowohl als Ziffer als auch als Buchstabe "Z", der wie ein stimmhaftes S gesprochen wird. Dieser Buchstabe wird bei Uhrenmarken auch oft als Abkürzung für "Завод" = "zavod" ("Werk" oder "Fabrik") verwendet.

Ja, wissenschaftliches Institut Nr.3 ist richtig
Jetzt komme ich noch zu iOS, an das Apple BS hätte ich zuletzt gedacht! Noch dazu ich selber einen Mac habe. Habe garnicht gewusst, dass Apple so eine übersetzungsfunktion hat, wo ist die denn versteckt?

Wie beschrieben
iOS: Bild in die Foto App speichern und zoomen, bis man die Schriftzeichen deutlich sieht - diese dann markieren (antippen) - dann wird die Option "übersetzen" angezeigt
OS (Mac): Screenshot der Schriftzeichen - in Vorschau öffnen - mit Rechtsklick auf die Schriftzeichen - dann auf übersetzen
Bildschirmfoto 2024-06-30 um 09.04.30.png - Bild entfernt (keine Rechte)Bildschirmfoto 2024-06-30 um 09.04.41.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Screenshot 2024-06-30 at 10.15.03.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Hab ein wenig rumgespielt.

Danke an den „Hubschrauberliebhaber“, aber den Sinn der Zahlen habe ich eigentlich schon erfasst, was mich an den Chronometer so fasziniert hat, ist eben das anders geartete Zifferblatt. Auf mich übt meistens das von der großen Masse verschmähte, oder sagen wir es besser, das Besondere einen Reiz aus. Und eine Uhr mit Chinazahlen wird es nicht so oft, bei uns geben. Warum sich niemand-ich kann sagen Gottseidank-für diese Uhr interessierte, ist mir etwas unverständlich. Erstens fast neuwertig, und beinhaltet ein sehr gutes Chronometerwerk und dann der gute Preis.

Die Patina der Federhausbrücke unterscheidet sich von der der restlichen Bauteile. Vielleicht wurde sie ersetzt und ist deshalb nicht gepunzt?