Beim Versuch an einer Broccot Ankerradwelle mit gehärtetem Stahl einen Zapfen zu ersetzen habe ich mehrere VHM Bohrer und schließlich auf der Drehbank auch den zweiten Zapfen abgebrochen. Weichglühen wollte ich die Welle nicht, da mir die Demontage des Hemmungsrades samt langem Futter auch als Risiko erschien. Zapfen einbohren bei Grossuhren ist bei mir kein stabiler Prozess, manchmal funktioniert es, manchmal nicht. Nun bin ich mir am überlegen ob man nicht 0.4mm Federstahldraht, wie man es für den Modellbau erhält, mittels Wiederstandsschweissen an der Welle verbindet. Bei genauer Ausrichtung wäre dann nur noch ein leichtes überdrehen und Zapfenrollieren notwendig.

Im Internet habe ich zwei interessante Links gefunden:
Orion 1502s Punktwiederstandsschweissen

Schlaglichtbogenschweissen

Sucht man mit den Begriffen "mini punktschweissgerät" im Internet, so findet man viele kleine Geräte für 40-50€.
Teure Laserschweissgeräte kommen für die meisten Uhrmacher und Laien nicht in Frage.

Könnte es funktionieren, den neuen Zapfen einfach mit einer kleinen Vorrichtung auszurichten und auf die Welle anzupressen und mit einem Punktschweissgerät mit geringer und damit ungefährlicher Leistung den Zapfen auf der Welle zu verbinden?

Rein intuitiv erscheint mir als Laie diese Lösung prozesssicherer als das bisherige Zapfenbohren bei gehärtetem Stahl.

Hat jemand hiermit Erfahrung?

Grüße aus dem Nordschwarzwald

Michael

Ich würde sagen, das kannst Du vergessen.

Erstens lässt sich Kohlenstoffstahl prinzipiell sehr schlecht schweißen.
Zweitens brauchst Du für das Widerstandsschweissen eines 0,4mm Drahtes allermindestens 500A und eine wirklich gute Steuerung damit das kein kompletter Blindflug wird.
Einfach Anpressen geht auch nicht, weil die Welle während der Schweissung im sub ms Bereich nachgesetzt werden muss, damit das Schmelzbad nicht explodiert.
Das Ergebnis wird auch mit einem Profigerät spröde werden und fast sicher eiern.

Lass dein Wellenende selektiv an, bei einem niedriglegierte Kohlenstoffstahl bleibt bei 400°C nicht mehr viel Härte übrig. Niemand spricht von Weichglühen.
Lass den Zapfen von einem Profi einbohren, wenn Du es selber nicht kannst. Das ist viel billiger und vor allem auch viel besser als schweißen.

Hallo mikromeister, die Argumente sind für mich nachvollziehbar. Mit der Wärmebehandlung von Stahl bei Uhren habe ich mich noch nicht beschäftigt. Ich sehe da muss ich noch Erfahrung aufbauen. Die Welle war so hart, dass der Bohrer nicht ins Metall eingedrungen ist.

Weiss jemand, ob Herr Wehpke noch aktiv ist? Wie sah damals die Qualität beim Lasern von Zapfen aus?

Zitat von Philclock im Beitrag Revisionbericht Blancpain R330 / Vielen Dank Herr Wehpke!

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Ulrich Wehpke kann Uhrenteile zusammenlasern und sogar Zapfen an Unruhwellen anlasern.

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Herr Wehpke senior ist verstorben. Ob seine Nachfolger noch diese Arbeiten anbieten, müsste erfragt werden.

Das Problem dürfte - neben dem angesprochenen Anlassen, das mit HM Bohrern nur selten nötig ist - in der Bohrtechnik liegen.
Es muss genau zentriert werden (ich nehme einen HM Zentrierbohrer). Echte HM Bohrer für Stahl arbeiten sicherer als die billigen Platinenbohrer, die wesentlich dünner sind und leichter brechen.

Hallo Michael,
bitte Widerstand bzw. Widerstandsschweißen korrekt schreiben, das hat nichts mit "wieder" zu tun. Ich komme aus der Elektrotechnik, deshalb fällt mir das immer so auf.

Gruß
Dieter

@Bulova: werde ich in Zukunft beachten, ändern lässt es sich nicht mehr

@Frank: In einem anderen Thread fand ich nun einen Hinweis auf Zentrierbohrer von der Hoffmann-Group, Schaftdurchmesser 3,15 mm, 0,5mm Durchmesser. Bohrst Du für 0,4mm Zapfendurchmesser mit 0,5mm Zentrierbohrer und drehst dann auf Endmaß? Die billigen Platinenbohrer hatte ich tatsächlich verwendet.

Meine Zentrierbohrer schleife ich selbst in Form eines kurzen Spitzbohrers, optimal mit gleichem Spitzenwinkel wie der spätere Bohrer.
Ich bohre kurz an im Durchmesser des eigentlichen Bohrers oder etwas kleiner.

Zum Zapfen einbohren gibt es reichlich Videos bei Youtube.
Anlassen schadet auch mit VHM Bohrern nicht, wenn man sich unsicher ist.
Plandrehen und zentrieren kann man auch mit dem Stichel, was allerdings nicht so einfach ist wie man zuerst denkt.
Platinenbohrer sind schon gut, werden aber meist gebraucht bei ebay verscheppert und schneiden dann nicht mehr gut genug.

Und wo bekommt man die in guter Qualität her?
Frank

Dieses Jahr geht nun so langsam zu Ende und angefangene oder liegengebliebene Arbeiten versuche ich gerade noch abzuschließen.
Mit meinem Problem des abgebrochenen Zapfens einer glasharten Welle hatte ich viel Unterstützung durch das Forum erhalten.
Mir wurden über PN sogar Dokumentationen und weitere ausführliche Erklärungen zugesendet.
Vielen Dank dafür.

Mittlerweile konnte ich meine CNC- Zahnradfräse für kleinste Zahnräder auch weiterentwickeln, so dass sie ausreichende Genauigkeit hat.
Basis für diese Maschine war ja eine Boley Reform, die ich von Manfred erhalten hatte.




Die seitliche Positionierung und die Höheneinstellung geht nur mit Lupe und ist der einzige offene Punkt, mit dem ich noch unzufrieden bin. Ich vermute ich habe keine andere Alternative, aber die Positionierung ist eine Fehlerquelle und benötigt sehr sorgfältiges Arbeiten.


Gefräst wurde mit ein Paar Tropfen Öl und nur mit einer Tiefe aber geringem Vorschub. (Das Öl wurde für das Lupenbild wieder entfernt.) Die Maschine fräst selbständig das ganze Zahnrad durch. Der Fräsvorgang war soweit ich das in Erinnerung habe, ungefähr 15min. Die Rüstzeiten und das Anfertigen des Rohlings waren deutlich mehr.


Zähneanzahl:7, theoretischer Aussendurchmesser des Zahnrades 2,56mm


Zum Vergleich die alte Welle mit den abgebrochenen Zapfen und die neue ungehärtete Welle für das Brocot- Ankerrad.


Das Brocot- Werk läuft nun wieder mit hoher Genauigkeit (Abweichung < 10sec/Tag) stabil durch.


Meine Bohrer habe ich übrigens bei der Anzado Gmbh (www.roboter-bausätze.de) gekauft, da ich bei dieser Firma bisher mit Elektronikteile gute Erfahrungen gemacht hatte. Die Bohrer sind neu und wurden in Japan hergestellt.
https://www.roboter-bausatz.de/p/10x-mini-bohrer-0.4-mm-fuer-pcb-leiterplatten-3d-drucker-duesen-usw.

Grüße
Michael

Tolles Werkzeug, gefällt mir sehr.

Könntest Du die Frässpindel vielleicht auf eine senkrechte Platte montieren, die dann über ein Feingewinde in der Z-Achse bewegt wird? Die Welle mit dem Gewinde könntest Du dann auch über einen Schrittmotor ansteuern, sozusagen als automatisierten Höhensupport.

Ich bin schwer beeindruckt! Tolles Teil!

Wie hast du dir die Software erstellt? Bzw. um was handelt es sich hierbei?
Selbst geschrieben in z.B. C# oder wurde ein Tool verwendet?

Also wirklich: sehr schönes Maschinchen!

Nachtrag: Unter dem Titel "Wiederstandsschweissen für abgerissene Zapfen" geht die Konstruktion vielleicht unter. Ein eigener Faden wäre vielleicht angemessener. Möglicherweise erreicht man so mehr Menschen.

@megasonic Sicherlich. Die Höhen- und Seitliche Verstellung der Frässpindel könnte man auch mit Schrittmotoren vornehmen. Da dies nur einmal vor jedem Fräsen eingestellt werden muss, reichen mir aber völlig die Regulierschrauben zum Einstellen aus.

@MH Der Mikrocontroller (arduino) wurde mit C bzw. C++ programmiert. Das Anwendungsprogramm zum Ansteuern auf dem Laptop wurde in python entwickelt. In python geben es extrem viele Funktionsbibliotheken für unterschiedliche Anwendungen, so dass der Entwicklungsaufwand relativ gering ist.

Grüße aus dem zur Zeit windigen Nordschwarzwald

Michael

Zitat von Bulova im Beitrag #5

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Hallo Michael,
bitte Widerstand bzw. Widerstandsschweißen korrekt schreiben, das hat nichts mit "wieder" zu tun. Ich komme aus der Elektrotechnik, deshalb fällt mir das immer so auf.

Gruß
Dieter

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Vielen Dank für die Info!

Bei Python beiße ich mir gerade ein wenig die Zähne mit Qt aus. Geht um Echtzeitplots. Daher die Frage.