Hallo,
ich habe Verständnisschwierigkeiten mit der Funktion eines 2. Einfallhebels eines Westminsterschlagwerkes.Erstmal zur Funktion des Werkes:
Gesteuert von einer Schaltnocke am Minutenrohr gibt der Auslösehebel 1/4h eine Stiftscheibe am 2. Anlaufrad (ich hoffe, die Bezeichnung stimmt) frei und die Warnung beginnt. Gestoppt wird die Warnung am 1. Anlaufrad durch die Hemmung des Stiftes. Fällt der Auslösehebel dann ab, wird das erste Anlaufrad freigegeben und die Steuerung übernimmt jetzt die Schloßscheibe 1/4h. Ist dort eine Einkerbung erreicht, fällt der Auslösehebel so tief, daß er den Stift an der oben genannten Stiftscheibe stoppt. Ist die Stellung „Volle Stunde“ erreicht, löst die Schloßscheibe ¼ h durch eine weitere Anhebung des Auslösehebels das Stundenschlagwerk aus (ich hab auch eine Westminsteruhr, wo diese Auslösung durch eine längeren Schaltnocken am Minutenrohr erreicht wird). Das funktioniert alles ganz prima und zuverlässig, und ich könnte hochzufrieden sein, wäre da nicht…. Ein zweiter Schaltnocken. Auf der Rückseite der Schloßscheibe 1/4h befindet sich eine Kreisscheibe mit einem Einschnitt. Diese Scheibe wird von einem Hebel abgetastet, welcher am anderen Ende ebenfalls in die oben genannte Stiftscheibe einfallen und diese stoppen kann. Das kann er aber nur, wenn die Abtastung in die Einkerbung fällt. (Schloßscheibe 1/4h und diese Kreisscheibe sind ein Bauteil, lassen sich also nicht gegeneinander verdrehen!). Bei Stellung ¼, ½ und ¾ passiert gar nichts, denn dieser Hebel bleibt immer soweit angehoben, daß der Stift der Stiftscheibe „unten durch“ kann. Kurz vor dem Ende des ¾ Schlages fällt dieser Hebel aber in die Einkerbung und stoppt nun (gemeinsam mit dem Einfallhebel) die Stiftscheibe. Wird nun die Warnung für 4/4 ausgelöst (Einfallhebel ist angehoben), kann das 2. Anlaufrad nicht anlaufen, da es an der Stiftscheibe von diesem 2. Hebel gehalten wird. Da jetzt der Schlag auch nicht mehr ausgelöst wird, sich also die Schloßscheibe ¼ auch nicht mehr dreht, wird dieser 2. Hebel auch nicht mehr angehoben und blockiert das Westminsterschlagwerk dauerhaft. Ich versuche nun verzweifelt zu verstehen, welche Funktion dieser 2. Einfallhebel überhaupt hat. Ohne ihn würde der Westminsterschlag einwandfrei funktionieren. Aber einen Sinn muß er ja haben, sonst wäre er ja nicht da. Um seine Funktion zu ergründen, hab ich ihn dann einfach mal blockiert, dann würde ich ja sehen, was nun nicht mehr funktioniert – dachte ich. Das Ergebnis war, daß nun alles funktioniert, das Westminsterschlagwerk läuft einwandfrei ab und löst auch sauber immer wieder das Stundenschlagwerk aus. Allerdings bin ich nun auch nicht schlauer als vorher. Den Hebel einfach festzubinden ist sicherlich keine Lösung.
Kann mir jemand auf die Sprünge helfen, was für eine Funktion dieser Hebel hat? Und wie kann er dieser Funktion nachkommen, ohne den Schlagablauf des Westminsterschlagwerkes zu stören?

MfG

Claus

Ganz trivial: Schlagabstellung?

Hallo,
Du hast recht, genau das bewirkt der Hebel, eine dauerhafte Schlagabstellung. Unschön dabei ist nur, daß diese Schlagabstellung von der Uhr selbst
zwischen 3/4 und volle Stunde bewerkstelligt wird und nicht vom Benutzer. Da müßte es sinnvollerweise also noch einen Mechanismus geben, der es dem Besitzer der Uhr ermöglicht, diesen Hebel daran zu hindern einzufallen. Es müßte also irgend etwas fehlen. Ich kann aber nicht entdecken, daß da irgend etwas fehlt.

Buffetuhr_5.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hab jetzt mal versucht, ein Bild hochzuladen.Da ist dieser 2. Hebel sichtbar, wie er mit seinem "Haken" über der Stiftscheibe steht (in diesem Zustand kann sich die Stiftscheibe noch drehen). Über dem Hebel ist ein Stift zu sehen. Ich hab gedacht, das ist einfach eine Anschlagbegrenzung für den Hebel nach oben. Aber die braucht es doch eigentlich gar nicht. Könnte es sein, daß da ursprünglich mal was "dran" war, was den Hebel festhalten konnte und das nun schlicht fehlt?

MfG

Claus

Stiftscheibe verdreht?
Rot markierter Bereich Rechen - ist da was verbogen?
Nicht, das der Hebel bei gefallenem Rechen so hochgehalten wird
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Hallo

Der 2. Hebel ist dazu da, den 1. Stopp-Hebel nach der längeren Laufzeit zwischen der dreiviertel Stunde und der vollen Stunde zu unterstützen.
Löst das Schlagwerk nicht aus, stimmt die Einstellung des Schlagwerkes irgendwo nicht. Ich vermute das die Scheibe mit den Stiften nachgestellt werden muss. Vorausgesetzt alles andere ist korrekt eingestellt.
Vom Verbiegen rate ich dringlichst ab, da man in den meisten Fällen dann zwei Fehler statt Einem hat.

Gruß hermann

Hallo,
wie Hermann beschrieben, wenn der Westminsterschlag nicht mehr stimmt, warum auch immer,
stellt er sich wieder beim Stundenschlag ein ,dafür ist die Nocke am Vieterltrieb etwas länger
und der Auslösehebel hebt beide Hebel an.
Gruß Bernd-Klaus

Hallo,
vielen Dank für die Hinweise. Eh ich da jetzt etwas mache (ich möchte mir ja - wie schon angemerkt - keinen 2. Fehler einbauen) noch eine Nachfrage.
@ Hermann: Wie Du schreibst, ist es ja wichtig, daß das Schlagwerk an sich erst einmal einwandfrei läuft. Da das Schlagwerk bei blockiertem 2. Hebel einwandfrei arbeitet, gehe ich davon aus, daß da alle Einstellungen stimmen. Wenn ich nun die Stiftscheibe verdrehe, passiert doch fogendes:

Verdrehen in Uhrzeigerrichtung: Das Schlagwerk kommt etwas später zum Stillstand. Dadurch kommt der Abtaststift des Auslösehebels auf der 1/4 Scheibe in eine andere Position und stimmt damit nicht mehr - er würde eher auslösen. Der Antrieb der Stiftwalze dreht etwas weiter, damit stehen die Nocken anders, die Position zu den Schlaghämmern stimmt nicht mehr.

Verdrehen gegen die Uhrzeigerrichtung: Dasselbe in grün.

Das heißt für mich, verdrehe ich die Stiftscheibe - in welche Richtung auch immer - gehen alle anderen Einstellungen des Schlagwerkes den Bach runter und stimmen nicht mehr. Oder sehe ich das falsch?

Wie muß ich das mit der Unterstützung des 1. Hebels verstehen? Der 1. Hebel fällt doch einfach runter (und das ist doch mit nicht mehr und nicht weniger Energie verbunden als bei allen anderen Stellungen auch ) und der Stift der Stiftscheibe läuft dagegen und wird gestoppt. Und das funktioniert vollkommen problemlos auch ohne Hebel 2.

Daß das Schlagwerk nicht mehr auslöst, hat seinen Grund ja darin, daß der 2. Hebel nicht mehr angehoben wird. Die Anhebung muß aber durch die Kreisscheibe auf der Rückseite der Schloßscheibe 1/4h passieren. Die wiederum müßte aber schon ein Stück weiter gedreht haben, um den Hebel anzuheben. Aber sie läßt sich nicht verdrehen, da sie mit der Schloßscheibe aus einem Stück ist (d.h. verdrehe ich jetzt, stimmt die Stellung der Schloßscheibe überhaupt nicht mehr). Das ist irgendwie ein Teufelskreis.

@ Bernd Klaus: Der Nocken am Vierteltrieb ist bei diesem Modell nicht länger und die Steuerung des 2. Hebels (Anhebung und Absenkung) erfolgt ausschließlich durch die Kreisscheibe auf der Rückseite der Schloßscheibe 1/4.

MfG

Claus

Zitat von Zaanse im Beitrag #7

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Wie muß ich das mit der Unterstützung des 1. Hebels verstehen? Der 1. Hebel fällt doch einfach runter (und das ist doch mit nicht mehr und nicht weniger Energie verbunden als bei allen anderen Stellungen auch ) und der Stift der Stiftscheibe läuft dagegen und wird gestoppt. Und das funktioniert vollkommen problemlos auch ohne Hebel 2.

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Trotzdem muss im Moment ja urgendeine Fehlstellung vorluegen - sonst würde das Schlagwerk ha nicht arretiert werden.
Stimmt die Stellung des Anlaufrades? Da gibts ja auch mehere Varianten
Mal ein Bild von oben ins Werk

Hallo,
dake für die Erklärung.
@Oggy: Ich gehe immer davon aus, daß das Anlaufrad genug Vorlauf haben muß, da sonst eventuell das Schlagwerk nicht anläuft (der Windfang soll mindestens 5x drehen, bzw. mind. 1/4 Umdrehung des Anlaufrades. Das Anlaufrad steht bei 35 min und wird nach der Warnung bei 25 min gestoppt.
Das Schlagwerk läuft sauber an (das waren für mich die Kriterien).
Ich kann ein Bild mit der Handykamera machen, allerdings ist darauf der Stift des Anlaufrades kaum zu erkennen (hab nur ein billiges Handy).

Anlaufrad.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


MfG

Claus

Nur mal so als Gedankenspiel:
Was passiert, wenn die Stiftscheibe exakt so steht, daß der abgefallenem Hebel exakt an ihr vorbeifällt und sie weiterlaufen kann?
Schau Dir mal hier die Stellungen an - vielleicht ist es nur eine kleine Kleinigkeit verdreht
https://uhrforum.de/threads/westminster-...korrekt.446516/

Hallo,
die Stiftscheibe ein Stückchen weiter "vor" drehen geht nicht, denn sie wird vom ersten Einfallhebel gehalten und hat daher genau diese Position. (die Position auf dem von Dir verlinkten Bild entspricht übrigends genau der bei mir). Ich hab mal simuliert, wo die Stiftscheibe steht, wenn der 2. Einfallhebel abgesenkt ist. Ist der Hebel am tiefsten Punkt angekommen, steht der Stift der Scheibe auf 6 Uhr, hat also noch 1/2 Umdrehung zu machen.
Wenn ich, nachdem der 2. Hebel die Stiftscheibe blockiert hat (der 1. Einfallhebel ist übrigends da auch abgefallen), den 2. Hebel anhebe, so dreht die Stiftscheibe einen Hauch weiter, bis sie vom 1. Einfallhebel gehalten wird. Das ist so wenig, daß der 2. Hebel nun auf den Stift (nicht dahinter) zu liegen kommt. Erfolgt nun die nächste Auslösung (volle Stunde), kann die Stiftscheibe loslaufen und ehe sie eine Umdrehung gemacht hat, ist der 2. Hebel soweit angehoben, daß der Stift der Scheibe weiterlaufen kann. Da ist alles in Ordnung. Der 2. Einfallhebel fällt einfach 1/2 Umdrehung der Stiftscheibe zu früh ab.

MfG

Claus

Das Uhrwerk wurde nicht zerlegt?
Es kann also kein Fehler beim Zusammenbaun passiert sein?

Hallo,
doch, natürlich. Die Uhr lief ja gar nicht mehr. Das Werk wurde komplett zerlegt, gereinigt, geölt und aufgebaut und danach eingestellt. Vor dem Auseinanderbau wurden Fotos erstellt, Markierungen angebracht und Zeichnungen gemacht. Und danach läuft ja auch alles perfekt - nur der 2. Einfallhebel bringt die Perfektion durcheinander :=)) .
Natürlich kann beim Zusammenbau bzw. Einstellen etwas nicht ganz genau geschehen sein, ich bin ja nicht unfehlbar. Aber würde dann der Ablauf des Westminsterschlagwerkes _ wenn man Hebel 2 außere Funktion setzt - immer wieder fehlerfrei ablaufen? Wenn da eine Einstellung nicht ganz stimmt, müßte das sich doch auch irgendwann äußern?

MIr ist beim nochmaligen Durchdenken meiner gestrigen Versuche (mein Zitat: "Der Einfallhebel fällt einfach 1/2 Umdrehung der Stiftscheibe zu früh ab") aufgefallen, daß das ein ziemlicher Schmarren ist. Die Aufgabe des 2. Hebels ist es ja, irgendwann (wann auch immer) die Stiftscheibe zu stoppen. Wenn nun der Abfall des 2. Hebels wirklich 1/2 Umdrehung der Stiftscheibe später passieren würde, dann würde das (stoppen der Stiftscheibe) genau niemals mehr passieren. Denn er würde ja auf den Stift fallen und beim nächsten Durchlauf des Stiftes wäre er wieder angehoben. Dann brauchte man diesen Hebel schlicht und einfach gar nicht. Das war also von mir nicht ganz zu Ende gedacht.

MfG

Claus