Hallo,
ich habe vor kurzem ein größeres Konvolut Uhrengläser der ~1920-50er Jahre erstanden. Also aus der Zeit, als Uhrengläser ab Werk mit einem Etikett/Aufkleber ausgeliefert wurden statt wie später in Tütchen. Die Etiketten sehen zum Beispiel so aus:

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Mit den Größenangaben auf den Etiketten und der Unterscheidung Savonnette/Lepine bin ich vertraut. Ich frage mich allerdings, ob man anhand der Etiketten auch zwischen Kristallglas und Kunststoff unterscheiden kann. Oder wurden Kunststoffgläser in dieser Zeit immer ohne Etikett geliefert?

Falls anhand der Etiketten keine Unterscheidung getroffen werden kann, habt Ihr einen Tip, wie man am einfachsten Kristall- und Kunststoffgläser unterscheidet? Gerade bei dünnen Gläsern tue ich mich da noch schwer, weil auch die Kristallgläser sehr leicht sind und der Klang, wenn man sie leicht mit dem Fingernagel anschnippst, für mich sehr ähnlich ist.

Vielen Dank für Eure Hilfe.
Sven

Lieber Sven,
Kunstoff und dazu zählt letzten Endes auch das Celluloidglas aus den 1920ern ist immer weicher als Mineralglas. Wenn das meine Aufgabe wäre und ich es tatsächlich nicht am Geräusch ausmachen könnte würde ich mit einem frisch angeschliffenen, superscharfen Handstichel der Drehbank versuchen einen klitzekleinen Span am Rand des Glases abzuheben. Bei Kunststoff wird dir das gelingen - beim Mineralglas nicht. Kann aber durchaus sein, dass ein Forumsmitglied noch eine bessere Idee hat.
Gruß Alex.
p.s. auch auf die Gefahr hin jetzt endgültig zu enttäschen: Ich behaupte einmal, dass man wenn man mit den Zähnen gaaaaaaaanz vorsichtig auf der Oberfläche Tack-Tack macht, den Unterschied wahrnimmt.

Hallo Sven,

ich würde fast behaupten wollen, das nur die alten Mineralgläser einen Papieraufkleber haben.
Jedenfalls habe ich noch kein Kunststoffglas mit diesen Aufklebern gesehen.

Grüße Peter

Zitat von Alexander Törzs im Beitrag #2

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Wenn das meine Aufgabe wäre und ich es tatsächlich nicht am Geräusch ausmachen könnte würde ich mit einem frisch angeschliffenen, superscharfen Handstichel der Drehbank versuchen einen klitzekleinen Span am Rand des Glases abzuheben. Bei Kunststoff wird dir das gelingen - beim Mineralglas nicht. ... Ich behaupte einmal, dass man wenn man mit den Zähnen gaaaaaaaanz vorsichtig auf der Oberfläche Tack-Tack macht, den Unterschied wahrnimmt.

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Zitat von timefirst im Beitrag #3

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ich würde fast behaupten wollen, das nur die alten Mineralgläser einen Papieraufkleber haben. Jedenfalls habe ich noch kein Kunststoffglas mit diesen Aufklebern gesehen.

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Hallo und Guten Abend !

Wenn die Gläser erst mal nach Größen sortiert sind, lässt sich die Werkstoffart auf der Feinwaage exakt bestimmen.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul

Lieber Paul,
Selbstverständlich hast Du recht. Gleichwohl bin ich aber der Meinung, dass man dazu erst die Dichte des Werkstoffes, also das Verhältnis von Volumen zu Gewicht ermitteln muss (Archimedes: "Eureka, ich hab's"). Oder mach ich einen Gedankenfehler?
Gruß Alex

Hallo Sven,

ich glaube, daß alle Gläser der 20 er-40 er Jahre, die heute noch rissfrei und klar sind, Mineralgläser sind.
Echtes Celluloid vergilbt und bekommt Spannungsrisse duch das Ausdampfen von Weichmacher, damals Campher.
Nach 80-100 Jahren ist kein historischer Kunststoff mehr im Neuzustand.


Viele Grüße!

Matthias

Hallo Alex, Guten Morgen !

Deshalb habe ich angeführt, " Wenn die Gläser sortiert sind." Dann ergibt sich auf der Feinwaage immer ein Unterschied zwischen Glas und Kunststoff.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul

Zitat von Paul Eble im Beitrag #5

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Wenn die Gläser erst mal nach Größen sortiert sind, lässt sich die Werkstoffart auf der Feinwaage exakt bestimmen.

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Zitat von Alberich im Beitrag #7

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ich glaube, daß alle Gläser der 20 er-40 er Jahre, die heute noch rissfrei und klar sind, Mineralgläser sind.Echtes Celluloid vergilbt und bekommt Spannungsrisse duch das Ausdampfen von Weichmacher, damals Campher.

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Hast du mal versucht, den Aufkleber vom Mineral Glas oder von "Kunststoff" Plexi & Co. Glas zu lösen? Ich persönlich würde oder hätte ein verklebtes Kunststoffglas beim Grossisten nicht erworben.
Am Ende ist es nur in der Oberfläche leicht beschädigt.....

Egal, aus dieser Sicht, gehe ich mal davon aus, das Plexi & Co. eher keine Aufkleber haben oder haben sollten.....


LG Andreas

Nicht, daß es hier unbedingt hingehört, aber ich zeige trotzdem mal den Uhrengläserschrank, mit dem zusammen ich die zu unterscheidenden Uhrengläser gekauft habe. Ist ein "Ludwig & Fries" (Frankfurt/M) aus Eiche, nach meiner Schätzung aus den 1930er Jahren (lasse mich gern berichtigen). Sieben Schubladen mit, über den Daumen gepeilt, 500 Fächern für Uhrengläsern von 9 bis 49mm in Zehntelmillimeter-Schritten (bei Taschenuhr-Größen jeweils zwei Fächer, einmal für Savonnette, einmal für Lepine).

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OK, letzten Endes war es doch nicht so schwer wie ich dachte. Wenn man eine größere Anzahl Gläser sortiert, bemerkt man nach einer Weile visuell und insbesondere haptisch den Unterschied zwischen Mineral- und Plexiglas. In der Tat trug keines der Plexigläser ein Etikett (allerdings auch 20% der Mineralgläser nicht mehr). Manche waren etwas vergilbt aber viele auch noch klar. Im Gegensatz zu den Mineralgläsern hatten die meisten einen hochgezogenen Rand. Im Zweifelsfall half ein (vorsichtiger) Biegetest, Plexiglas gibt sofort nach, Mineralglas nicht. Sollte man natürlich nicht mit den dünnen Savonnette-Gläsern machen, aber bei denen besteht auch keine Verwechslungsgefahr mit Plexiglas.

Hier die "Ausbeute" meiner Sortiererei :
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Gerade im Flume Katalog 1906/07 gefunden.

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In der Jahresschrift 2005, Band 44, der DGC, Seite 25 bis 56 steht ein Bericht über Taschenuhr-Gläser von Alfred Grimminger.

Vielen Dank für die Info, Dirk. In meiner "Sammlung" gibt's nur blaue Etiketten; keine Ahnung, wer sich damals die roten ("feinste Qualität") geleistet hat.

Spannend finde ich "Vereinigung sämtlicher Uhrengläserfabriken". Wäre interessant, was da wirtschaftlich abgelaufen ist. Eine ähnliche Vereinigungswelle kenne ich aus der Dresdner Kameraindustrie, die zu dieser Zeit auch aus Dutzenden kleinen Herstellern bestand, die sich dann zu immer größeren Firmen zusammenschlossen (oder geschlossen wurden).

Werde bei Gelegenheit mal versuchen, mir den Artikel zu besorgen.

Viele Grüße,
Sven