Hallo Ingo,
Meist wird der Begriff "Überzogen" im Zusammenhang mit einer voll aufgezogenen Uhr verwendet, die trotzdem nicht läuft.
Die Ursache ist in diesen Fällen oft dass die Federwindungen durch alte Schmiestoffe so stark aneinander kleben, dass die Feder sich nicht entspannen und folglich keine Kraft übertragen kann.
Die spezielle Ausführung der Sperrklinke soll dies ja verhindern, aber wenn der Schmand im Federhaus alt genug ist, dann reicht der kleine Weg der Sperrklinke nicht mehr.
Überzogen wäre, wie Du richtig festgestellt hast, wenn dabei die Feder zerstört wurde.
Die Malteserstellung kann dem zu starken Aufziehen in zweierlei Hinsicht entgegen wirken.
1. Es werden nicht alle Windungen vollkommen aufgezogen, das Verkleben wird nicht so schnell auftreten.
2. Der Widerstand am Ende des Aufzugbereichs ist deutlich spürbar weil sich die Schulter des Fingers gegen das Kreuz legt.

Das "Überziehen" einer Uhrenfeder scheint mir eher ein Mythos zu sein, der sich hartnäckig hält. Gerade bei Vollaufzug hat die im Paket liegende Feder enormes Drehmoment und läßt sich auch nicht durch alten Schmierstoff stoppen. Der kleine Rücklauf, den die Konstruktion eines Ausfzuggesperrs meist erlaubt, soll meines Wissen verhindern, daß es zu Drehmomentspitzen kommt durch welche die Uhr prellen würde.

Ich habe jedenfalls noch nie ein Federhaus vor mir gehabt, bei dem die Feder bei Vollaufzug kein Drehmoment abgegeben hätte. Ich hatte aber schon etliche Kundenuhren, bei denen die Fehlerbeschreibung lautete "Wir haben die Uhr überzogen." und die bei näherer Prüfung alle aus anderen Gründen nicht mehr gelaufen sind - nicht bei Vollaufzug und auch nicht mit nur teilweise aufgezogene Feder.

Zitat von monozelle im Beitrag #15

---

Da hätte ich mal (bisschen offtopic) eine Verständnisfrage... was soll das eigentlich sein, dieses "Überziehen"? Ich habe schon häufiger TU-Angebote gesehen, wo es hieß "defekt, wahrscheinlich überzogen".

---

@megasonic und HermannH,

hätte ich es nicht selbst schon erlebt, ich wäre auch Eurer Meinung. Ich hatte schon Uhren, die bei absolutem Vollaufzug ( so dass selbst das Abspannen schwierig war) nicht liefen, aber kaum dass eine halbe Umdrehung abgespannt war, müde vor sich hin wackelten.
Natürlich ist der Dreck im Federhaus dann nicht die alleinige Ursache.

Zitat von Fritz im Beitrag #19

---

Ich hatte schon Uhren, die bei absolutem Vollaufzug ( so dass selbst das Abspannen schwierig war) nicht liefen, aber kaum dass eine halbe Umdrehung abgespannt war, müde vor sich hin wackelten.

---

Und wer sagt Dir, dass ich dies nicht zuvor auch gemacht habe? Abspannen muss ich ja anschließend trotzdem.
In 50 Jahren hatte ich vielleicht 2-3 Uhren mehr auf dem Tisch.

...die Malteserkreuzstellung trägt mit Sicherheit zu einer schonenderen Aufzugsweise bei als ohne. Die Grenze wird nicht erreicht. Denke aber mal die meisten Uhrenwerke werden auch nur weiterverkauft und wurden vom Händler nie in der Praxis "getragen oder benutzt". Deshalb kann man einfach mal sagen die Feder ist überzogen. Oft sind aber dann auch Steine oder Wellen gebrochen, stehen nicht senkrecht zueinander und blockieren. Wenn sich natürlich Schrauben lockern oder Material bricht dann bekommt man bei rabiater Nutzung alles kaputt.