Mal eine Frage vom Laien an den Spezialisten: Bei folgendem Pendulenwerk rastete nach der Reinigung das Sperrrad je nach Zähne Position nicht mehr ein.


Von vorne sah das Sperrrad zuerst noch gut aus, aber beim genauen hinschauen (rechtes Rad, Position 4 Uhr) kann man auf dem Rad eine Materialaufwerfung erkennen. Dadurch kann die Sperrklinge nicht mehr tief genug aufliegen. Vermutlich hätte die Sperrklinge noch halt, wenn die Materialaufwerfung beseitigt wird.


Von der Rückseite ist der Verschleiß dann aber offensichtlich:


und nochmal im Detail:


Was würdet Ihr mit eurer langjährigen Erfahrung in diesem Fall empfehlen? Reicht es aus die Sperrräder nach zu feilen oder muss es durch ein Neues ersetzt werden?

Grüße
Michael

Ohne langjährige Erfahrung, nur mit gesundem Menschenverstand würde ich sagen, dass beide Klinken nicht auf der richtigen Höhe sitzen und ausserdem das Rad nicht verschlissen sondern plastisch verformt ist.
Vielleicht ist die Aufzugsfeder zu stark.
Nachfeilen wäre im Vergleich zur Neufertigung keine große Sache, wo man viel Zeit investiert.
Wenn dann noch die Höhe korrekt eingestellt wird sollte das Rad noch ein paar Jahre Dienst tun.

Danke, das ist nachvollziehbar.
Die Sperrklinken haben tatsächlich eine kleinere Höhe als die Sperrräder. Bei diesen Pendulen Werke war doch sonst alles perfekt aufeinander abgestimmt und gefertigt und dieses Uhrwerk hat bestimmt nicht in den letzten 50 bis 80 Jahre einen Uhrmacher gesehen. Mit irgendwelchen Unterlegscheiben zu arbeiten widerstrebt mir, da dann immer noch unterschiedliche Zahnbreiten ineinander greifen und die Unterlegscheibe nicht dem Originalzustand der Uhr entspricht. Ein Reduzieren der Radhöhe kommt auch weniger in Frage, da die Sperrklinkenbrücke auf die Höhe der Sperrklinge abgestimmt ist. Korrekterweise müsste die Sperrklinke höher sein. Ich werde nun zuerst mal versuchen mit der Feile das Sperrrad nachzuarbeiten und werde dann den Verschleiß/plastische Verformung in den nächsten 50 bis 80 Jahre beobachten..

Hallo Michael,
Mit feilen sicher möglich,sind aber ziemlich hin.
Ich kann aber auch mal in meine Grabbelkiste schauen ?.
LG
Manfred
DSC01233.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo Michael,

möchtest Du das Uhrwerk in diesem Zustand wieder in eine Pendule einbauen? Auf Deinen Bildern ist zu sehen, dass das Werk ziemlich stark verschmutzt ist. Das Werk gehört vorab komplett zerlegt und gereinigt, auch die Federhäuser mit Federn, auch unter dem Aspekt von Mikromeister, ob u.U. die Federn nicht zu stark sind.

Zu Deinem Problem: Sperrräder und Sperrklinken haben normalerweise, zumindest bei meinen Pendulen, immer die gleiche Höhe und vermutlich wurden die einen oder anderen Teile mal ausgetauscht und deshalb auch die Höhenunterschiede. Ich würde diese verschlissenen Sperrräder und Klinken nicht mehr verwenden, denn beide Teile halten die Federkraft und mir wäre das Risiko zu groß. Wie Manfred schrieb, habe auch ich aus Schlachtwerken etliche dieser Teile. Sie müßten halt zusammen passen, was aber nur möglich ist, wenn man das Werk vor sich hat und die Teile ausprobieren kann.

LG

Norbert

Hallo Manfred,
Hallo Norbert,

zuerst einmal Danke für eure angebotene Unterstützung. Mit Manfred stehe ich in Kontakt.
Das Uhrwerk wurde in Elma 1:9 gereinigt und wieder zusammengebaut.


Sperrräder und auch Schlagwerkhammer habe ich vorläufig aus einem defekten einzelnen Pendulenwerk entnommen, brauche aber diese Teile um dieses Werk auch wieder zum Laufen zu bekommen. Gestern Abend hatte ich vor euren Angeboten schon angefangen Messingblechstücke zu zuschneiden. Die Versuchung ist doch groß, es selbst herzustellen. Die Originalsperrräder werde ich zusätzlich nochmals mit der Feile herrichten. Hier war ich mir unsicher, was sinnvoll bzw. möglich ist, daher meine Frage im Forum.

Das Gehäuse zum Pendulenwerk hatte ich zerlegt und mit Brennspiritus gereinigt, da ich so Korrosion vermeiden wollte. Die Oberfläche ist somit nur vom Schmutz befreit. Auf dem Foto erscheint der verbliebene Rest stärker als beim Original. Zwei kleinere Details am Gehäuse sind nicht original und werde ich bei Gelegenheit ersetzen.
Die aufgebrezelte Diana ohne Jagdbogen und Hund:

Ich werde nochmals berichten, wie es weiterging.

Grüße aus dem Nordschwarzwald

Michael

Nur mit Elma 1:9 wird das aber nicht so schön glänzend oder?
Sehe ich da Schleifspuren auf den Platinen?

Nein, Schleifen und Polieren oder sogar Drahtbürste ist mir da zuwider. Das war nur Elma 1:9, spülen und mit Küchenpapier nachreiben/trocknen.
Die Schleifspuren sind alte Kratzer. Auch bei der Gehäusefigur wird nichts geschliffen. Die Hautbereiche sind tatsächlich braun brüniert(?) und die Kleidung mit Goldlack versehen. Da richtet Schleifen und Polieren nur Schaden an.

Hallo Manfred,alles Gute im neuen Jahr.
Hast Du vielleicht in Deine Kisten auch eine Minutenwelle/Minutenachse vom Schatz, kal. 53.Leide der zapfen ist abgebrochen und ich habe auch keine Möglichkeit ausbohren und neue Zapfen einsetzen. Schöne Grüße aus Salzgitter, ChristophIMG_6457.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_6458.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Weiter geht es...
Von Manfred bekomme ich zwei Sperrräder. Jetzt habe ich die Herstellung aber doch mal ausprobiert. Zeitlich lohnt sich das nicht, es ist eben Hobby und hat durch Fehlbedienung erst beim zweiten Versuch funktioniert.

Zuerst einmal in ein MS58 Blech die 3mm Bohrungen einbringen, dann das ganze zersägen:


Die Rohlinge werden auf einen 3mm Dorn gesetzt und als Ganzes von außen auf 16mm abgedreht.

Das war eine ungünstige Aufspannung, aber das Wechseln der Backen am Futter war mir doch zu viel aufwand.

Die fertigen Ronden:

Ja, ich habe die Löcher nicht exakt auf den Anriss gesetzt. Das muss besser gehen.

Nun geht es auf die Zahnradfräse:


Anhand des Originals wurde ein 70° Fräser ausgesucht und der Fräser etwas außer Mitte gestellt. Die Sperrklinkenverzahnung hat einen Hinterschnitt.


Die Fräse läuft automatisch durch und kalibriert sich nach jedem Zahn anhand einer Lichtschranke um das Umkehrspiel der Zustellspindel zu messen und zu kompensieren.


Das Rad hat nach dem Fräsen einen starken Grad. Die Drehzahl der Frässpindel ist zu hoch für diesen Fräserdurchmesser. (Korrektur benötigt irgendwann einen Umbau der Fräse)


Die seitlichen Flächen mit dem Grad wurde auf Sandpapier abgezogen. Die Verzahnungsflächen sind noch original.




Bei Gelegenheit werden die Zähne noch nachgefeilt, da das Originalrad eine gebogene Zahnform hat und der Vierkant gehört noch hinein. Das Originalrad hat weiterhin noch eine Rille auf der Oberseite, deren Bedeutung ich nicht kenne. (Dekoration?)

Grüße aus dem Nordschwarzwald.

Michael

PS: Nein, ich verkaufe keine CNC Fräsen.

Zitat von Sonnenuhr im Beitrag #11

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PS: Nein, ich verkaufe keine CNC Fräsen.

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Hallo Michael, Guten Tag !

Die Freidrehung am Sperrad ist keine Verzierung, sondern hat einig und alleine die Funktion, Schmutzansammlungen unter dem
Sperradkloben zu verhindern oder auf zu nehmen.

Was deine Materialauswahl MS 58 betrifft, würde ich nochmal die einschlägige Literatur sichten.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul

Dein Rohling läuft nicht rund, so dass die Zähne ungleichmäßig ausgeformt wurden.
Woher kann das kommen?
Du hast die Rohlinge doch auf einem Dorn überdreht.

Hallo und Guten Abend !

Wenn ich mir das Bild, " Die fertigen Ronden " genau anschaue, war eben dies nicht der Fall.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul