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#1 | Hermle Regulator mit Westminster-Schlagwerk datum

13.03.2021 19:37 (zuletzt bearbeitet: 13.03.2021 21:02)

Etwas unerwartet bin ich vor einigen Tagen zu einer weiteren Großuhr gekommen, obwohl die hausinternen Festlegungen das unterbinden sollten. In der Bucht stieß ich auf ein Angebot und habe spaßhalber einen geringen Betrag als Gebot im Biet-O-Mat gesetzt. Als ich am Abend von der Arbeit kam, war ich der Besitzer.

Vor dem Gebot habe ich im Web Informationen über die Uhr gesucht und NICHTS gefunden, nicht einmal beim Hersteller selbst. Dort werden Uhren mit dem Doppelgewicht nicht mehr aufgeführt.
Ein großer Uhrenhändler gibt für eine ähnlich aussehende Uhr einen Preis von rund 1.400 Eu an. In 2015 hatte ich einen solchen Regulator schon einmal in der Bucht gesehen. Damals soll der Neupreis bei 1.000 Eu gelegen haben. Ein ähnlicher Regulator von AMS kostet derzeit (2021) rund 1.300 Eu.

Angesichts solcher Preise war mein Gelegenheitskauf ein Schnäppchen. - Allerdings liegen die Preise für gebrauchte Uhren momentan sowieso ziemlich im Keller. Heutzutage sind mechanische Uhren anscheinend kaum mehr gefragt.

1 Ansicht.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Der Regulator der Marke Hermle hat den dezenten Chick, der mir zusagt. Das Holzgehäuse hat eine Gesamthöhe von 91 cm. Die Glasscheibe der Tür ist eingeklebt. Es gibt keine Seitenverglasung.

Zum Aufhängen besitzt das Gehäuse eine stabile Metallöse an der hinteren, oberen Kante. Öffnet man die Tür nach rechts, klappt das Gehäuse wie ein Pendel nach links. Es besitzt nicht die spitzen Einstellschrauben, mit denen alte Uhren ausgerichtet werden und die gleichzeitig die vertikale Gehäuseposition sichern. Stattdessen hat man auf der Rückseite an allen vier Ecken kaugummiartige Elemente platziert, die an der Wand "backen" sollen. Damit das halbwegs funktioniert, muss man das Gehäuse nach dem genauen Einrichten fest an die Wand drücken.

Das Uhrwerk lässt sich nicht so entnehmen, wie es bei Regulatoren üblich ist, denn es ist sowohl mit einem hölzernen Tragstuhl als auch mit der Rückwand fest verschraubt. Angaben zur Hemmung kann ich daher noch nicht machen.

Das 3/4-s-Holzstabpendel mit der hochglanzpolierten Pendellinse ist 545 mm lang und hat eine Gesamtmasse von nur 167 Gramm. Es hängt an einer Pendelverlängerung. So sind das Ein- und Aushängen ohne Demontage der Werks möglich.

2 Pendellinse.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Das 8-Tage-Werk wird von einem Doppelgewicht aus 2 x 2,88 kg angetrieben, welches an einer Rolle am Messingseil hängt. Diese fast 6 kg sollten eigentlich für einen Monatsläufer ausreichen. Auf der Seiltrommel sitzt dauerhaft ein federnder Kunststoffring, der verhindern soll, dass sich das Seil von der Walze unkontrolliert löst, wenn die Gewichtshülsen ausgehängt sind. Dieser Ring ist natürlich auch eine Dauerbremse.
Ein Gegengesperr hat diese Uhr, wider Erwarten, nicht.

3 Doppelgewicht.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Das ZB mit römischen Zahlen im klassischen Stil hat 16 cm Durchmesser. Die schwarzen Zeiger passen gut dazu.

4 ZB u Gong.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Rechts neben dem ZB gibt es einen unscheinbaren Hebel, mit dem sich das Schlagwerk ein- und ausschalten lässt. Unter der "IV" baumelt hinter dem ZB ein Stab mit einer Kugel am unteren Ende. Wird dieser nach oben geschoben, wird eine automatische Schlagwerksabschaltung in den Nachtstunden aktiviert. (Laut Hermle bei aktuellen Uhren von 22:00 bis 7:15 Uhr).

Das 4/4-Schlagwerk wird von Federn angetrieben. Gespielt wird die Westminster-Tonfolge auf 4 harmonisch angenehmen Gongstäben. Für den Stundenschlag kommt ein fünfter Stab zusammen mit dem längsten des Melodiewerks zum Einsatz.

YouTube-Video mit Klangbeispiel:
Hermle Regulator Westminster Schlag 8 Uhr

Erste Erfahrungen:
- Das Uhrwerk läuft geräuscharm.
- Nach den wenigen Tagen scheint die Ganggenauigkeit gut zu sein.

carpe diem!