Schöne Sache. Toll umgesetzt.

Hallo,
Superhandarbeit,gefällt mir sehr gut!
Gruß Bernd-Klaus

Hallo zusammen,

ich freue mich, dass euch die Zeiger gefallen. Ich beschreibe die Anfertigung von Teilen nicht um "gelobt" zu werden, sondern um anderen Möglichkeiten aufzuzeigen selber Hand anzulegen. Natürlich sollte man nicht mit seiner wertvollsten Uhr beginnen. Denn Fehler passieren immer.

Um an die Maße der Wellbäume für die Anfertigung der Zeigerfutter zu kommen wurde das Zifferblatt abgenommen. Hierbei bemerkte ich, dass diese aus Messing gefertigt wurden, sichtbare Fläche Hochglanz poliert. Bisher kannte ich als Zifferblattschrauben nur gebläut oder versilberte Schrauben.


Frontalsicht auf die Zifferblattseite. Die Uhr war ursprünglich mit Sekundenkontakteinrichtung versehen, welche aber bereits vor vielen Jahren entfernt wurde (Quelle: heutiger Besitzer der Uhr)


Nahansicht des Zeigergetriebes und der aufgeschraubten Stundenscheibe für die Abnahme des Impulses.


links neben der Sekundenradbrücke sind noch die Chatons der Kontakteinrichtung zu sehen.


Das Werk ist in sehr sauberer Ausführung gearbeitet.
Es ist aber eindeutig ein Strasser&Rohde Werk, auch wenn auf dem Zifferblatt der Name Bröcking steht. Zu Lebzeiten hat Herr Wustlich (letzter Inhaber von Strasser&Rohde) dieses Werk als Glashütter Arbeit identifiziert.

Da die Uhr die letzten 20 Jahre nicht gelaufen ist, werde ich sie zerlegen, reinigen und mit frischen Öl versehen. Dabei werde ich die Bauteile dokumentieren und auch hier zeigen.

Gruß,
Dieter

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Ich freu mich schon auf weitere Berichte!


Michael

Hallo zusammen,

die Zeiger sind fertig bearbeitet und gebläut, die Futter montiert. Alles in allen ist es ordentlich geworden. Das was mich aber ärgert, ist dass die Bläuung nicht so wie gewohnt wurde. Ich habe keine gleichmäßige Färbung hinbekommen. Die Vorgehensweise war wie immer. Ich bläue immer auf meiner Herdplatte, lege darauf eine 20mm Alu-Platte und zusätzlich Messingspäne darauf. Die Alu-Platte sorgt für eine perfekte Wärmeverteilung, den Rest macht die Zeit. Das hat bisher immer funktioniert. Als Material habe ich wie immer einen C75 genommen. Da mein Blechvorrat aber alle war, habe ich mir neues Material bestellt.

Hier die Bilder.








Habt ihr eine Vorstellung an was es liegen könnte?

Viele Grüße,
Dieter

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Hast Du bei zunehmendem oder abnehmendem Mond gebläut? Wie war der Tidenstand?

Spaß beiseite, es sieht mir fast ein wenig danach aus, als sei das Material nicht richtig fettfrei und sauber gewesen. Bläuen auf der Herdplatte geht eigentlich gut.

Grüße
Norbert

Hallo Dieter

Darf ich ehrlich sein? Das Bläuen ist wie von Dir ja schon gesagt, wirklich ganz schön in die Hose geganen ( Entschuldigung ).
Ich kenne das aber auch, hatte mal ein Zeigerpaar mit massiven und auch ganz dünnen Abschnitten auch mit Messingspänen gebläut.
Die Zeiger hatte ich - glaub ich - 3-4 Mal wieder neu geschliffen und gebläut, aber das Ergebnis war weit von dem entfernt was mich zufriedengestellt hätte - die Wärme war einfach nicht gleichmässig zu verteilen, da hätte ich wahrscheinlich ein Laborofen mit genauer Gradeinteilung gebraucht. Ich musste sie dann zu guterletzt schwarz lackieren was aber damals bei der Uhr absolut in Ordnung war. Deswegen kann ich auch gut nachvollziehen wie Du dich ärgerst und sicherlich mit den Ergebnis auch nicht zufrieden bist nach der tagelangen Vorarbeit. Aber trotzdem Danke das Du die fertigen Zeiger zeigst.

Frank

Und ich habe mich vor dem Bläuen schon gefragt, wie Du das genau hinbekommen willst. Denn ich finde, das Bläuen der Zeiger ist eines der schwierigsten Vorgänge, wenn man das absolut gleichmäßig hinbekommen will. Auch das Fettfrei machen der Zeiger ist schwierig.
Ich weiß, wie man das bei der Galvanik macht, bei der es ja auch immer ein Problem ist, die Oberflächen absolut fettfrei zu bekommen. Da gibt es ein Galvanik-Bad, Entfettung. Wäre das vielleicht mal ein Ansatz?

Frank

Penibles Entfetten wurde schon genannt.
Mir scheint die Wärmeverteilung doch noch nicht gleichmäßig zu sein. Der Minutenzeiger sieht in der Mitte heller aus, so als ob der Zeiger dort schon zu heiß geworden ist. Vielleicht sind die Zeiger für eine Herdplatte zu groß. Am Rand könnte es später warm werden. Ganz langsames Erwärmen könnte helfen, dass sich die Wärme besser verteilen kann.
Ich würde erstmal mit einem etwa gleich großen Probestück üben. Das sollte auch tailliert sein. Die unterschiedlichen Querschnitte sind ebenfalls problematisch.

Das ist wirklich sehr schade bei der vielen Vorarbeit, daß die Bläuung nicht auf Anhieb funktionierte.
Ist es Verfärbung wegen nicht erreichter Temperatur oder wirklich Verunreinigung? Oder ein Materialproblem? Diese drei Dinge sind Möglichkeiten.
Aber einschätzen anhand der Bilder kann ich das leider nicht, was genau nun verantwortlich ist. Ein paar Grad höher erhitzen? Sieht aus, als seien die Bereiche nicht auf Temperatur gewesen...

Hallo zusammen,

danke für die Informationen. Ich werde die Bläuung entfernen und es noch einmal probieren, denn so kann ich die Zeiger nicht lassen. Wenn ich jetzt meine Vorgehensweise überdenke, dann fallen mir zwei wichtige Aspekte auf. Zum ersten, habe ich mir nicht sehr viel Mühe gegeben die Zeiger zu entfetten. Ich habe sie nur in Waschbenzin gereinigt (geschwenkt) und zweitens, hatte ich die Herdplatte auf volle Power gestellt. Es hat dabei aber trotzdem fast 30 Minuten gedauert bis die Farben gekommen sind.
In jeden Fall werde ich mit einen Streifen des Materials vorab einen Test durchführen, bevor ich die Zeiger wieder verschandle.

Ich melde mich nach den Versuchen noch einmal.

Gruß,
Dieter

Hallo Dieter,

wir hatten bei unseren Minutenzeigern der Furtwanger Schuluhr auch ziemliche Probleme damit, ein gleichmäßiges Blau hinzubekommen. Lag aber nicht an schlechter Entfettung oder Temparatur, sondern daran, dass der Zeiger an den dünneren Stellen früher blau wurde, als an den Stellen, an denen er dicker war.
Gebläut haben wir auch auf einer Herdplatte, den Zeiger haben wir dabei auf ein dickes Stück Messing (Verschnittreste der Werkträgerplatte) aufgelegt, ohne Messingspäne. Ich habe dann genau drauf geachtet, wann der Zeiger am dünnen Ende begann blau zu werden, und den bereits blauen Teil dann vorsichtig mit einer Messingkornzange über den Rand des Messingstückes hinaus geschoben, sodass dieser nicht mehr die volle Hitze abbekam.
Habe leider gerade kein besseres Bild zur Hand, reiche ich heute Abend nach. Und ja, mein Minutenzeiger ist zu kurz, den muss ich nochmal machen.

Gruß
Oliver

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Ich bin kein Meister im Bläuen, das muss ich vorausschicken.
Es sind eher theoretische Überlegungen die ich hier anbringen will.

Die lokale Temperatur des Zeigers ist immer die Summe von Wärmezufluss über das Material und über die Luft, minus Wärmeabfluss über Strahlung und Luftkontakt (Konvektion)
Diese Summe ist von vielen Faktoren beeinflusst.

Wenn man davon ausgeht, dass eine Herdplatte mit Aluplatte drauf eine gleichmäßig warme Fläche darstellt, dann kann man sich schon an diesem Punkt täuschen.
Zwar leitet das Alu gut, aber der fast zwangsläufig punktuelle Kontakt zur Herdplatte wird trotzdem zu punktueller Erwärmung führen. Die Abstrahlung ist aber gleichmäßiger und so hat man den ersten Temperaturgradienten im Alu.

Das gleiche Problem zeigt sich beim Wärmeübergang von Alu zu Zeiger. Letzterer wird kaum freiwillig auf ganzer Länge aufliegen.
Damit gibt es 3 Punkte mit Festkörperkontakt und der Rest wird über Konvektion erwärmt. Ein deutlicher lokaler Unterschied.

Das dritte Problem scheint mir der Wärmeabfluss hauptsächlich über Konvektion zu sein.
Das betrifft den Zeiger, aber auch die Aluplatte.
Über der Herdplatte wird sich eine thermische Strömung ausbilden, die mittig aufsteigt und von der Seite kühle Luft anzieht.
Das ganze noch durch Zugluft und den Kopf des Beobachters gestört.
So werden manche Stellen besser gekühlt wie andere.

Das Verfahren mit Bläuen in Messingspänen über einer Flamme hat also viele theoretisch begründbare Vorteile:
1. Durch Bewegen der massiven Pfanne kann diese recht gleichmäßig warm werden und in gewissem Rahmen auch gesteuert werden.
2. Die Messingspäne sorgen für Festkörperkontakt an sehr vielen gleichmäßig verteillten Stellen
3. Die Messigspäne reduzieren kalte Luftströmungen am Zeiger weil der Wärmeübergang Späne Luft hervorragend ist.

Video von Herrn Flüthe

Das Problem mit der Konvektion, die kalte Luft vom Rand her zuführt, kenne ich auch vom smd löten auf der Herdplatte. Mein Aufbau: 10 mm Aluplatte, darauf eine Glasfasermatte (aus einem alten Autoreparaturset :) und darauf einen Metallring (Rohrstück) mit einer Höhe von etwa R bis D. In die Mitte des Ringes kommt die Platine. Funktioniert gut :-)

LG Willy