Galgenbau.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Endlich ist es so weit und das nächste Seminar rund um die Uhrmacherdrehbank an der Hessischen Uhrmacherschule findet statt. Bei diesem Seminar steht die Praxis im Vordergrund. Wir verbringen einen Tag in der Werkstatt, machen uns die Finger schmutzig und produzieren Späne.

Dabei werden grundlegende Techniken der Metallbearbeitung im Uhrmacherhandwerk vermittelt und angewendet.

- Messingfuß auf der großen Drehmaschine maßhaltig drehen und bohren
- Innengewinde schneiden
- Außengewinde vorbereiten und schneiden
- Konus auf der Uhrmacherdrehbank maßhaltig mit dem Handstichel drehen
- Bauteil härten, anlassen und polieren

Am Ende des Kurses sollen die Teilnehmer Grundfertigkeiten erlernt haben und zudem ein einfaches Werkzeug hergestellt haben, das sie dann mit nach Hause nehmen können.
Es werden keine besonderen Vorkenntnisse benötigt.

Das Seminar wird geleitet von Oliver Hambel und Joshua Becker. Die Teilnahmegebühr beträgt 90,- Euro inklusive Material. Mitglieder des Förderkreises der Hessischen Uhrmacherschule und Uhrmacherschüler erhalten einen Nachlass.

Beginn ist am 2. März, pünktlich um 10:00 Uhr, das Ende ist geplant für 17:00 Uhr oder wenn jeder mit seinem Werkstück fertig ist und alle Fragen beantwortet sind.

Anmeldungen bitte an seminare[at]hessische-uhrmacherschule.de oder per PN an mich. Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Da die Die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um Überweisung der Seminargebühr innerhalb von 14 Tagen nach rechtzeitiger Anmeldung, anderenfalls behalten wir uns vor den Platz anderweitig zu vergeben.

Veranstaltungsort ist die Hessische Uhrmacherschule, Laubweg 5, 61267 Neu-Anspach, im Freilichtmuseum Hessenpark.
Veranstalter ist der Förderkreis Hessische Uhrmacherschule e.V. (FHUS).

Viele Grüße
Norbert

Schade dass es solche Veranstaltungen in Österreich nicht gibt.

Zitat von Mahlekolben im Beitrag #3

---

(Wenn es denn nur irgendwie möglich ist: Bis jetzt sind alle, die da gewesen sind, schlichtweg und rundum begeistert!)

---

In der Seminarankündigung hatte sich ein Zahlendreher eingeschlichen, der aber mittlerweile korrigiert ist - danke Mahlekolben.

Das Seminar findet am 2.März statt!

Es ist also noch genug Zeit, sich den Termin freizuschaufeln und sich anzumelden. ;)

Viele Grüße
Norbert

Hallo Norbert

Ich freue mich als Wiederholungstäter schon auf schmutzige Finger, viele Späne, die Teilnehmer (Uhrenfreaks wie mich) und den tollen Samstag im Hessenpark und meinen zweiten (aber ersten selbstgestrickten) Unruhgalgen ... auch wenn es "gerade mal nur" 450 km entfernt ist ... denn ich weiss, der Weg lohnt sich ...!










LG

Ralf

Das Seminar ist ausgebucht. Wer gerne noch teilgenommen hätte kann mir aber trotzdem Bescheid sagen, ich denke mal, wir werden das Seminar wegen des großen Interesses irgendwann wiederholen.

Ich freue mich auch schon darauf am 3.2. ein paar bekannte Gesichter zu wiederzusehen.

Viele Grüße
Norbert

Hallo.

Wegen der überraschend großen Nachfrage bieten wir an, das Seminar am Folgetag, dem 3.3. noch einmal durchzuführen.

Wer sich für den 3.3. anmelden will, kann dies per PM oder per Email an mich unter seminare[at]hessische-uhrmacherschule.de gerne tun.

Wer sich bereits für den 2.3. angemeldet hat, aber lieber am Sonntag teilnehmen möchte, kann sich ebenfalls bei mir melden.

Viele Grüße
Norbert

Schade, schade, schade... So weit weg.

Ich würde auch mal gerne vorbei schauen. Kann man so ein Seminar auch einmal in NRW durchführen?
In Recklinghausen soll es doch auch eine Uhrmacher Schule geben.

Also: Das Seminar wird nicht zu Dir kommen, Du musst Dich schon selbst bewegen. Die Hessische Uhrmacherschule hat Freiheiten die andere Schulen nicht haben, bedingt durch die Tatsache dass wir kein Geld der öffentlichen Hand bekommen, keine Angestellten haben und vermutlich die Schule mit den geringsten Mitteln in Deutschland sind. Alle Mittel werden aufgebracht vom Förderkreis Hessische Uhrmacherschule e.V., einem gemeinnützigen Verein, durch die Mitgliedsbeiträge und durch Spenden.

Diese durch relative Armut erkaufte Freiheit erlaubt es uns Seminare für Uhrmacher und Laien zu veranstalten. Aus öffentlichen Mitteln finanzierte Schulen haben diese Freiheit nicht, haben dafür aber fest angestellte Mitarbeiter, Geld für Erneuerung von Lehrmitteln, Werkstattaustattung etc., das uns an allen Ecken fehlt fehlt. Wir machen das ehrenamtlich, weil wir Spaß daran haben und einen Sinn darin sehen.

Nun zur Statistik: Zum "Galgenseminar" haben wir eine Anmeldung aus der Schweiz, eine aus Österreich, drei aus Nordrhein Westfalen, eine aus Niedersachsen, zwei aus Baden Würtemberg,... Die Chancen dort jemand, der bei dir aus der ungefähren Gegend kommt kennen zu lernen und dann das nächste Mal eine Fahrgemeinschaft bilden zu können stehen also gar nicht schlecht. Und in der in der Nähe von Frankfurt am Main, in der Mitte der Republik, sind wir auch ganz gut zu erreichen. Egal ob mit Auto, Bahn, Bus oder Flieger.

Einen Platz am 3.3. habe ich noch zu vergeben, dann sind wir voll ausgebucht.

Viele Grüße
Norbert

Zitat von Ticktack im Beitrag #9

---

Schade, schade, schade... So weit weg.

Ich würde auch mal gerne vorbei schauen. Kann man so ein Seminar auch einmal in NRW durchführen?
In Recklinghausen soll es doch auch eine Uhrmacher Schule geben.

---

Hallo zusammen.

Das "Galgenseminar" liegt nun hinter uns. Es war viel Arbeit das auf die Beine zu stellen, aber mir hat es Riesenspaß gemacht, vor allem auch hinterher die vielen glücklichen Gesichter zu sehen, die erfolgreich ein Werkstück aus Messing und Stahl angefertigt hatten. Möglich war das nur durch Oliver Hambel, der die Idee hatte, die Handouts erstellt hat, die Rohlinge hergestellt hat, eigens einen kleineren einen Schneideisenhalter für unsere Prätecmas angefertigt hat und mit Charles Breser - der kurzfristig für Joshua eingesprungen ist - gemeinsam das Seminar fachlich betreut hat. Großer Dank Euch beide, Ihr wart großartig!

Die Teilnehmer haben den Dorn mit dem Handstichel gedreht und dabei teils staunend erfahren, dass man mit wenig Übung solche Teile auch ohne Kreuzsupport mit einem einfachen Uhrmacherdrehstuhl aus Stahl anfertigen kann. Es wurde gesägt, gedreht, gebohrt, gesenkt, Gewinde geschnitten, gehärtet, angelassen,... Jeder ist mit einem selbstgemachten Unruhgalgen heimgegangen, jeder hat es geschafft, jeder hat das "Klassenziel" erreicht.

Unruhgalgen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Für die Teilnehmer gab es eine Teilnahmebescheinigung und als kleines Geschenk am Ende noch eine Staubschutzglocke in die der Unruhgalgen hineinpasst.

Glocke.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Bei dem Seminar wurde mehrfach gefragt, was man sich denn am besten für eine Drehbank zulegen sollte und worauf man beim Kauf achten sollte. Und es zeigte sich, dass einige Leute zwar so ein Maschinchen zu Hause haben, aber nur geringe Kenntnisse über dessen sachgerechte Pflege und Werterhaltung haben. Daraus ist die Idee entstanden, zeitnah ein Seminar zum Thema "Wartung und Pflege des Uhrmacherdrehstuhls und Tipps für den Kauf (Kaufberatung)" zu machen. Interessenten werden gebeten, sich bei mir per PN oder Email zu melden, damit wir einigermaßen abschätzen können wie groß das Interesse ist.

Viele Grüße
Norbert

Obwohl meine Frau am Samstagabend nach meiner Rückkehr wusste, dass ich mal wieder eines der Uhrenseminare besucht hatte, fragte sie mich, weshalb ich so schmutzige Hände habe.



Am Samstagmorgen traf ich mit sauberen Händen im Hessenpark ein und genoss als „Erstankömmling“ vor verschlossenen Türen des „Uhrmacherhauses im Hessenpark“ erst einmal die besondere Atmosphäre dieses Ortes.

Es gehört für mich auch zu den besonderen Freuden, dass ich bei solchen Fahrten in Deutschland am Samstagmorgen meiner Karre, die sonst unter dem Schweizer Tempolimit leiden muss, auch mal erlauben darf, sich "adäquat zu entfalten" ... wofür sicher nicht jeder Verständnis hat oder haben muss. ... und schlussendlich dazu führt, dass ich viel zu früh an meinem Bestimmungsort bin.

Einige Minuten später trafen Norbert, Oliver und Charles schwerbeladen am Schulhaus ein.

Den drei „Fachmännern“ ins Haus folgend, wurden erst einmal Vorbereitungen für das Wohl der Teilnehmer getroffen, von ihnen mitgebrachte belegte und nicht belegte Brezeln bereitgelegt und die Kaffeemaschine in Gang gesetzt.

Nachdem alle Teilnehmer eingetroffen waren, stellte Norbert erst einmal den Förderkreis und dessen Wirken im Hessenpark vor.

Ich persönlich finde es ausserordentlich anerkennenswert, wie sehr sich Norbert und die aktiven Mitglieder des Förderkreises um die Lehre des Uhrmacherhandwerks bemühen. Wie Norbert erklärt hat, werden diese Aufwendungen ausschliesslich in ehrenamtlicher Tätigkeit erbracht. Es ist grossartig, dass sich Uhrenfreunde in ihrer Freizeit dafür einsetzen, dass eine Uhrmacherschule im Raum Frankfurt betrieben werden kann und junge Uhrmacherlehrlinge in dieser Region eine Möglichkeit zur Ausbildung finden.

Wie von Norbert angekündigt, wurde der theoretische Teil sehr kurz gehalten, so dass wir nach kurzer Vorstellung aller Teilnehmer den ersten Stock, also die Werkstatt als weiteren Tageswirkungsort aufsuchen durften.

In zwei Gruppen aufgeteilt, begannen alle Teilnehmer kurzerhand mit den vorgesehenen Arbeiten. Eine Gruppe widmete sich zuerst dem Vorbereiteten der von Norbert bereits gravierten Messingsockeln, die andere Gruppe fasste ein Stück Silberstahl, um daraus mit „Zauberhänden“ den Galgen für den Unruhkloben zu drehen.

Mit entsprechend eingestelltem Kreuzsupport wäre die Fertigstellung des Kegels sicher ein Leichtes gewesen ... aber nein ... wir durften diesen Kegel mit bereits vorbereiteten Handsticheln vom Zylinder zum Kegel verwandeln, schlussendlich den Konus nach Augenmass mit Handstichel und Auflage „nach Gefühl“ zu einem Konus drehen.

Für mich persönlich deshalb eine grosse Erfahrung, weil man mit dem Handstichel auch „relativ grosse“ Werkstücke durchaus in seine gewünschte Form bringen kann ... es braucht dazu lediglich ein beherztes Zustellen des Handstichels, um ordentlich Material abzudrehen ... eine Arbeit, die ich bisher auf meiner Drehe zu Hause bei kleineren Werkstücken und weicherem Material eher weniger vehement angegangen bin.

Zwischendurch immer mal wieder den Stichel zu schärfen, war Entspannung für die Finger, die sonst den Stichel auf der Auflage zu führen hatten.

Schlussendlich gelang es allen Teilnehmern einen schönen und gleichmässigen Kegel zu drehen, die Oberfläche mit Feile und Schmirgelfeilen zu vollenden, bevor es daran ging, den Ansatz für das Gewinde mittels Kreuzsupport abzudrehen.

Das anschliessende Schneiden des Gewindes auf den Ansatz gehörte wohl eher zu den geringeren Anforderungen des Tages, lediglich das Nachbearbeiten des Gewindeendes mit dem feinen Stichel gehörte zu den anspruchsvolleren Arbeiten, schliesslich sollte sich der Galgen nachher sauber und nahtlos in die Fussronde einschrauben lassen.

Danach ging es dann ziemlich heiss her, denn nun hiess es, den fertig gedrehten Galgen zu härten und anschliessend anzulassen. Der Empfehlung von Norbert, Oliver und Charles folgend, wurde dann der Galgen nach erstem leichten Erhitzen zur Verhinderung der Verzunderung in das (für Männer besonders) giftige Boraxpulver getaucht und anschliessend mit dem Brenner kirschrot geglüht und in Öl abgeschreckt. Danach durften wir die Erfahrung machen, dass es eine der grössten Herausforderungen war, die Reste der zur glasartigen Masse verwandelten Boraxrückstände wieder zu entfernen.

Nachdem das in stundenlanger ;-) Fleissarbeit vollbracht war, wurde das Werkstück in der Messingspanpfanne kornblumenblau angelassen.

Der Finish des Galgens bestand anschliessend in einer ordentlichen Politur des Galgens, ebenfalls ausgeführt auf dem Lieblingswerkzeug des Uhrmachers, der Uhrmacherdrehmaschine. Dabei genügte als Arbeitswerkzeug lediglich etwas Küchenrollenpapier und Polierpaste.

An dieser Stelle sei endlich bemerkt, dass alle Arbeitsschritte von Oliver und Charles in erstklassiger Weise begleitet wurden und beide permanent mit Rat und Tat zur Seite standen ... und das zeitweise fast allen Teilnehmern gleichzeitig, deshalb an dieser Stelle schon einmal ein grosses Dankeschön an die beiden Uhrmacherlehrlinge (kurz vor dem Abschluss) aus Furtwangen, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie extra für dieses Seminar aus Furtwangen nach Neu-Anspach gekommen sind und ihr Wochenende dafür geopfert haben.

Also Norbert ... bitte ganz herzlichen Dank von mir an die beiden weiterleiten ...

Nachdem der Galgen fertiggstellt war, wartete der vorgefertigte Sockel auf seine weitere Bearbeitung und Fertigstellung. Unterseite sauber abdrehen, Loch bohren, Gewinde für den Galgen schneiden und Kanten anfasen war eine recht leichte Übung in weichem Material.

Galgen fertig, Sockel fertig ... beides miteinander verschraubt ... schon war das Tageswerk gegen 17:30 Uhr (für die meisten Teilnehmer) vollbracht.

Anfangs habe ich mich gefragt, weshalb Norbert sich für den recht kleinen Sockel entschieden hat ... beim Abschluss des Seminartages war dann klar, was seine Intention dazu war. Jeder Teilnehmer bekam zum Abschluss eine der Staubschutzglocken, wie sie jeder Uhrmacher kennt ... und Überraschung - Überraschung ... der Sockel unseres selbstgefertigten Unruhgalgens passt natürlich exakt in das runde Mittelfach der Staubschutbglocke.

Selten habe ich mich so darüber gefreut, das Lenkrad meiner Karre für die Heimfahrt mit so schmutzigen Fingern zu bedienen.

Nochmals ganz herzlichen Dank an Norbert, Oliver und Charles für diesen Tag, der das Prädikat „carpe diem“ verdient hat.

... muss mir mal ein paar Tage frei nehmen, um das Gelernte an meiner kleinen Boley zu festigen ...




Lieber Gruss und danke für jedes Gramm Schmutz an meinen Händen

Ralf