Dieser thread bezieht sich auf diesen hier. Ich wollte das nicht einfach anhängen, um es nicht unübersichtlich zu machen..
Ich habe bisher nur still mitgelesen, bin aber von der geballten Kompetenz hier so beeindruckt, dass ich nun ebenfalls eine Frage stellen möchte, und mir eure Hilfe erhoffe.
Kurz zu mir: ich bin 40 und wohne in Mainz. Schon länger beschäftige ich mich mit Großuhren. Bisher allerdings hauptsächlich mit gewichtsbetriebenen Uhren, von denen ich schon viele wieder zum Leben erwecken konnte. Auch zwei Spindeltaschenuhren hatte ich schon auf meinem Hobby-Werktisch.
Nun habe ich hier das Werk einer Großuhr mit Zugfeder-Antrieb (19. Jahrhundert). Das Werk bleibt öfter einfach stehen, ohne ersichtlichen Grund. Die üblichen Verdächtigen (eingelaufene Zapfen, Hemmung etc.) wurden schon ohne Befund äußerlich kontrolliert. Daher habe ich das Werk komplett auseinander genommen und bin dabei alles zu reinigen. Beim öffnen des Federhauses kam mir eine Art dicke Wagenschmiere (Fettpresse? ) entgegen, die natürlich völlig ungeeignet zum Schmieren einer Zugfeder ist. Die Windungen haben sich beim Abspannen mit einem schmatzenden Geräusch und einem deutlich fühlbaren Ruck voneinader gelöst. Möglicherweise ist das Problem damit also schon gefunden.
Dennoch -wenn jetzt eh alles zerlegt ist- will ich auch Nägel mit Köpfen machen. Den oben verlinkten thread habe ich mir komplett durchgelesen. Trotzdem sind Fragen offen geblieben. Die Federhäuser habe ich ausgemessen, siehe Bild:
Normalerweise sollte doch das Schlagwerk ein größeres Federhaus oder eine stärkere Feder haben oder? Die Federn sind in beiden Häusern identisch; das Schlagwerk-Federhaus hat einen ca. halben mm größeren Durchmesser. und einen etwas kleineren Kern. Ich tendiere jedoch fast dazu, dass das einfach Messungenauigkeiten oder Toleranzen in der Fertigung sind (alles Handarbeit). Daher wundert mich das etwas. Die Federn sind ihrer Machart nach wohl nicht mehr original. Eine Malteser-/Fingerstellung wurde mal entfernt, was auch darauf hindeutet.
Das Verhältnis Haus/Kern beträgt in beiden Fällen ca. 1:3, wie ja oft als Idealverhältnis angegeben. Die Stärke der Federn liegt jedoch nur bei 0,44 mm. Laut den Angaben aus dem verlinkten thread rechnet man ja normalerweise:
s= df : 80 = 63,28 : 80 = 0,79 mm. Also deutlich mehr als meine 0,44 mm. In #24 des threads wird für Großuhren: s= Df/90 bis Df/120 angegeben. Ich rechne allerdings fast Df/144 um auf meine 0,44 mm zu kommen. Oder ist das normal bei so großen Federn? (Das sind wirklich mächtige Dinger; hier mal mit einem Maßstab zum Größenvergleich den jeder kennt :-) ) (und ja das Bier ist scheiße..)
Die Länge der Feder sollte nach Formel dann 3,18 m betragen (Wie lang meine Federn tatsächlich sind weiß ich nicht. Wie misst man das??).
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir einen Tip geben könntet, ob ich die Federn einfach wieder einbauen, oder nach anderen Ausschau halten soll. Auch würde mich die richtige Schmierung interessieren. Ich habe für Gesperr etc. Dr. Tillwich B 52 Präzisionsfett. Sowie ebenfalls Dr. Tillwich Clock 859 und Sorte 1-3 für die Lager. Bei der Feder selbst bin ich mir unsicher. Ich habe schon gelesen, dass auch Uhrmacher hier gerne mal auf ein vollsynthetisches Motorenöl zurückgreifen?
Servus Namenloser, also ich beschäftige mich auch fast ausschließlich mit Großuhren und verwende für die Zugfedern praktisch immer vollsynthetisches Motoröl und habe damit bis jetzt keine schlechten Erfahrungen gemacht. Zu Deiner Frage der Klingenstärke der Feder würde ich an Deiner Stelle bei so einem alten Werk (Malteserstellung) nicht zu viel mit den wesentlich jüngeren Formeln aus dem anderen Thread herumrechnen. Die passen schon Zeitmäßig nicht zu Deinem Werk und sind auch für spätere Werke eher fragwürdig weil die benötigte Zugkraft, meiner Meinung nach, stark vom Werkstyp und der Verarbeitungsqualität abhängt. Da die Malteserstellung bei Dir entfernt wurde vermute ich mal das bei der Gelegenheit auch modernere Federn in das Werk eingebaut wurden. Ich würde mich deshalb auf den Uhrmacher der diese damals dimensioniert hat einfach mal verlassen und die selbe Klingenstärke und Länge auch wieder einbauen.
Hallo, DSC00123.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) die Kraft der Feder spürt man eigentlich beim entspannen im Federwinder,wenn genug Kraft da ist würd ich die Federn wieder einbauen.
@Christian, danke dann werde ich die alten Federn reinigen und wieder einbauen. Ich vermute fast, dass das falsche Klebe-Fett für den häufigen Stillstand verantwortlich war.. Dann werde ich es wohl mal mit dem Motoröl versuchen.
@Manfred, danke auch dir. Kräftig sind die Federn schon. Ich war mir halt nur nicht sicher ob es reicht..
Kennt ihr eventuell eine Bezugsquelle für diese Malteserstellungs-Zahnräder? Ich weiß, dass die bei modernen Federn eigentlich nicht mehr nötig sind. Aber ich würde das Werk halt gerne soweit wie möglich in den Originalzustand versetzen.. Aussehen sollte das wohl so.
von einem Uhrmacher, der ausschließlich Großuhren repariert, habe ich zum Federtausch folgende Faustformel gelernt , und bin dabei bisher bestens zurechtgekommen:
"Wenn der Durchmesser der entspannten Feder mindesten 3x Innendurchmesser des Federhauses beträgt, ist die Feder noch in Ordnung". Beim Messen des Federdurchmessers wird der erste Viertelumgang nicht berücksichtigt. Siehe 1. Bild. Das 2. Bild zeigt den Unterschied zwischeneiner neuen und einer ermüdeten Fder.
Die Länge einer Feder kannst Du messen, indem Du eine Schnur am äußeren Federloch befestigst, und diese um die Windungen legst. Das geht bis fast zum Federende. Dann die Länge der Schnur messen.
danke für deine Erläuterungen! Bei mir beträgt der Federdurchmesser noch 4,3 mal den Innendurchmesser des Federhauses. Von daher sollte das passen. Auf das mit der Schnur hätte ich auch mal selbst kommen können.. Habe natürlich wieder wieder viel zu kompliziert gedacht. Die Länge meiner Federn beträgt 3,34 m und ist damit zumindest relativ nahe an dem errechneten Wert dran.
heute hatte ich endlich mal Zeit mich weiter mit dem Werk zu beschäftigen. Die Feder vom Schlagwerk habe ich geölt und dank meines Federwinders auch leicht wieder einbauen können. Beim Federhaus vom Gehwerk mußte ich leider feststellen, dass der Haken im Federhaus locker ist. Also er fällt nicht raus, und sitzt bei seitlichem Zug/Druck (was ja im Betrieb der Fall ist) auch fest. Ich konnte ihn auch nicht rausdrücken oder ziehen. Allerdings läßt er sich etwas nach oben und unten kippen.
Kann ich das so lassen, oder soll ich versuchen das wieder festzulöten? Einen Gas-Lötbrenner - diesen hier - habe ich zwar, allerdings noch nie damit gelötet. Habe das nur für meine Versuche zum Zeiger bläuen gebraucht. Ich wüßte also auch nicht welches Lötzinn man da nimmt. Oder reicht es einfach das alte zu verflüssigen und erkalten zu lassen?
normalerweise sind Federhaushaken im Federhaus vernietet, und müssen fest sitzen. Wenn Du dort Lötzinn vorgefunden hast, hat schonmal jemand an der Uhr arg gepfuscht.
Ob Du das so lassen kannst, kann ich Dir nicht sagen. Wenn der Haken ausbricht, kann das zu schweren Schäden an Zähnen und Wellen oder Zapfen führen.
Ich persönlich würde einen Haken anfertigen und neu einnieten. Dazu braucht mannatürlich eine Drehbank.
Hallo Daniel, bitte keinesfalls löten! Das ist bei einer Uhr, mit ganz wenigen Ausnahmen, praktisch immer falsch. Überhaupt an Stellen wo soviel Kraft anliegt wie bei einem Federhaus. Was in Deinem Fall manchmal funktioniert ist den Haken mit ein paar kräftigen Hammerschlägen wieder fest zu nieten.
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15.07.2018 22:20
) entgegen, die natürlich völlig ungeeignet
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