Hallo,

ich bin seit einigen Wochen glücklicher Besitzer einer TN Mutteruhr mit 3/4 Sekunden-Holzpendel. Es ist meine erste Mutteruhr und ich bringe wenig bis keine praktische Erfahrung in der Arbeit mit Uhrwerken mit.

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Anhand der Betriebsanleitung und des Buchs "Elektrische Uhren und Uhrenanlagen" von Gustav Schönberg, in dem der Aufbau und die Funktion der TN Mutteruhren ausführlich erklärt wird, habe ich die Uhr genau studiert. Die Uhr ist lotrecht an der Wand montiert und wird mit 12 Volt betrieben. Das Aufzugwerk funktioniert auch ohne Schwierigkeiten.

Da das Gehwerk jedoch zu Beginn alle paar Sekunden hängen blieb, habe ich mir das Werk genauer angesehen und festgestellt, dass die Lager und Zahnräder verschmutzt waren. Ich habe daher das Gehwerk vorsichtig zerlegt und im Ultraschallbad gereinigt - dabei löste sich leider teilweise der Lack auf der vorderen Platine - ist wohl mein Verschulden und ich muss mich vor dem nächsten Reinigungsversuch noch besser informieren. Das gereinigte Gehwerk habe ich anschließend wieder zusammengesetzt und die Lagerstellen vorsichtig geölt. Die Uhr läuft nun deutlich kraftvoller und das Pendel erreicht auf der Skala einen regelmäßigen Ausschlag von ziemlich genau 100.

Leider habe ich folgendes Problem:
- Das Kontaktlaufwerk bzw. die Präzisionsauslösung für die Minutenimpulse scheint den Gang der Uhr zu hemmen. Sobald der auf der Steigradwelle sitzende Exzenter beginnt, den Schalthebel anzuheben, wird das Ticken der Uhr deutlich schwächer und sie kommt nach ca. 2 Minuten (also spätestens beim dritten Schaltvorgang) zum stehen.
- Mir fällt auf, dass das Kontaktlaufwerk extrem viel Energie aus dem Schwungrad zieht - dieses bewegt sich während eines Schaltvorganges ca. 2-3 cm (mir fehlt leider die Erfahrung, zu beurteilen, ob das normal ist)

Um auszuschließen, dass das Signalwerk evtl. an der fehlenden Kraft Schuld ist, habe ich es vorübergehend abmontiert. Das Kontaktlaufwerk funktioniert an sich nach meinem Eindruck ebenfalls korrekt - der Hebel lässt sich ohne Widerstand anheben und nach dem Schaltvorgang sinkt der Hebel wieder auf den Exzenter zurück. Allerdings fällt mir auf, dass der Windfang sich schon langsam zu drehen beginnt, bevor der Hebel auf dem Exzenter die höchste Position erreicht hat. Am Ende des Schaltvorgangs ertönt bei den Kontakten ein leiser "Klick".

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand eine Idee hat, wieso die Uhr hängen bleibt. Detailaufnahmen des Uhrwerks fertige ich gerne nach Bedarf an. Da ich immer wieder von hängenden TN-Mutteruhren lese, könnte dieses Thema sicher auch für andere Nutzer von Interesse sein.

Beste Grüße
Christian

Zitat von hchris im Beitrag #1

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Leider habe ich folgendes Problem:
- Das Kontaktlaufwerk bzw. die Präzisionsauslösung für die Minutenimpulse scheint den Gang der Uhr zu hemmen. Sobald der auf der Steigradwelle sitzende Exzenter beginnt, den Schalthebel anzuheben, wird das Ticken der Uhr deutlich schwächer und sie kommt nach ca. 2 Minuten (also spätestens beim dritten Schaltvorgang) zum stehen.
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Zitat von hchris im Beitrag #1

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- Mir fällt auf, dass das Kontaktlaufwerk extrem viel Energie aus dem Schwungrad zieht - dieses bewegt sich während eines Schaltvorganges ca. 2-3 cm (mir fehlt leider die Erfahrung, zu beurteilen, ob das normal ist)

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Hallo Lenzkirch,

vielen Dank für Deine Rückmeldung!

Das Ticken in den von Dir beschriebenen 10-15 Sekunden wird bei mir bedeutend leiser und ist kaum noch hörbar. Dann fällt mir noch auf, dass der Schaltvorgang bei mir manchmal schon auslöst, bevor der Hebel auf dem Exzenter die höchste Position erreicht hat. Der Hebel möchte dann schon wieder in die Ausgangsposition fallen, bevor der Anstieg des Exzenters abgelaufen ist und wird gleich noch einmal nach oben befördert. Ich wüsste allerdings nicht, wie ich durch eine andere Anordnung der Zahnräder hier Abhilfe schaffen könnte, da die Zahnräder in meinen Augen nach Abschluss des Schaltvorgangs genau richtig stehen.

Bei vielen Besitzern der TN-Hauptuhren lese ich, dass das Pendel über die Skala hinaus ausschlägt. Da das Pendel meiner Uhr maximal einen Ausschlag von 100 erreicht, vermute ich, dass das Werk noch nicht zu 100% frei läuft. Vielleicht sollte ich das Werk noch einmal zerlegen und gründlich prüfen?

Gruß
Christian

Hi hchris,

Das es vor der Präzisionsauslösung einen s.g. Vorlauf gibt ist normal, es steht in dem von Dir genannten Buch von Gustav Schönberg auf Seite 55 oben beschrieben, das „Kontaktlaufwerk steht auf Warnung“.

Findet das Ticken bei Teilstrich 60 statt, d.h. hast Du die Rändelmutter des Pendels eingestellt? Beim Einsetzen des Uhrwerks darauf geachtet, dass der Ankerhebel oben rechts angehoben wurde, so dass das Pendel auch richtig anliegt und nicht durch die Vorrichtung an der Rändelmutter eingeklemmt wird?

Gruß
Lenzkirch

Hallo Lenzkirch,

das Umspringen des Kontaktlaufwerks auf "Warnung" funktioniert ohne Schwierigkeiten. Dazu springt der Hebel ja nur von der unteren auf die obere Palette des Zwischenrads. Das von mir beschriebene Problem betraf den eigentlichen Umschaltvorgang, bei dem der Hebel nicht ordnungsgemäß zurückfallen konnte, weil der Exzenter noch im Weg war. Die Folge waren dann gleich zwei Umpolungen am Stück. Ich konnte das Problem beheben, indem ich das auf dem Exzenter aufliegende Plättchen (bezeichnet man es hier auch als "Palette"?) minimal nach oben verbogen habe, so dass der Schaltvorgang ein wenig später einsetzt. Jetzt funktioniert der Schaltvorgang ohne Probleme.

Ich habe das Gefühl, dass der Schalthebel, der ja mit dem Steigen des Hebels auf dem Exzenter über ca. 15 Sekunden beständig bewegt wird, an irgendeiner Stelle Reibung erzeugt, was in der Folge den Gang der Uhr bremst. Der Schwung des Pendels nimmt nämlich mit jedem Schaltvorgang ab und das Ticken wird leiser, sobald der Hebel bewegt wird. Ich werde nun das Geh- und Schaltwerk noch einmal gründlich reinigen und den Stellen, an denen der Hebel aufliegt, besondere Aufmerksamkeit widmen.

Könnte es helfen, die Scheibe (Nr. 11), in welcher der Stift des Schalthebels läuft, mit etwas Öl versehen? Ich bin mit dem Öl bisher generell sehr sparsam umgegangen.

Gruß
Christian

Hallo Christian,
hast Du Dir mal die originale Anleitung zum Werkaufbau angeschaut? Falls nein, Du findest sie unter www.clockdoc.org, documents, by maker. Unter den TN-Unterlagen gibt es eine Beschreibung der Hauptuhr von 1964, auf den Seiten 11 + 12 findest Du Zeichnung und Anleitung.
Viel Erfolg und Gruß,
Gerrit

Hallo Gerrit,
vielen Dank für den Hinweis! Diese Beschreibung der Hauptuhr (insbesondere der Präzisionsauslösung) hatte ich noch nicht. Sie wird mit Sicherheit sehr hilfreich sein.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

Ich hätte aufgrund meiner Erfahrungen mit den baugleichen Pragotron Uhren noch 2 mögliche Fehlerquellen. Erstens sitzt die Schnur an der das Gewicht befestigt ist manchmal nicht ordentlich auf dem Schwungrad und zweitens könnte dein Signalrad eventuell durch Verschmutzung schwergängig sein, was der Uhr ja auch Kraft wegnimmt.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen und deine Uhr läuft bald wieder.

Gruß Gen79

Hallo Gen79,

vielen Dank für Deine Hinweise! Zur Schnur habe ich eine Frage: Die ursprünglich an der Uhr befestigte Schnur war gerissen, als ich die Uhr bekommen habe. Ich habe die Schnur daher ersetzt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die ursprüngliche Schnur verhältnismäßig lang war (ca. 40 cm). Ich verstehe den Aufbau der Uhr allerdings so, dass die Schnur nicht mit mehreren Windungen um das Schwungrad gewickelt wird, sondern lediglich wenn das Schwungrad durch den Magneten angestoßen wird auf das Schwungrad aufgezogen wird (etwas mehr als eine halbe Umdrehung). Ist das korrekt?

Die Signaleinrichtung habe ich aus dem von Dir beschriebenen Grund vorübergehend abmontiert. Dadurch hat sich der Gang der Uhr leider nicht spürbar verbessert.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

mit deiner Vermutung das die original Schnur etwas kürzer war liegst du völlig richtig, bei meinen Pragotron Mutteruhren ( 4 Stück) ist das Seil ca. 10 cm lang. Ich denke der Vorbesitzer hat es bei deiner Uhr einmal verlängert, da man sich sonst durch das Signalrad etwas schwer tut das Gewicht wieder einzuhängen.
Was bei deiner Uhr zu diesem Kraftverlust führt, ist schwer zu sagen aus der Ferne, da es sowohl an dem Schwungrad liegen kann, welches von Zeit zu Zeit auch etwas Wartung bzw. Reinigung benötigt, als auch an der Kupplungsfeder welche das Uhrwerk mit dem Schwungrad verbindet und natürlich auch die Kraft überträgt.
Hast du denn bei der Reinigung des Uhrwerks auch das Planetenrad zerlegt welches die Kraft von der Feder abnimmt? Denn wenn das irgendwie schwergängig ist, ist das auch eine mögliche Ursache

Du siehst das ist alles gar nicht so einfach :-) als ich mit dieser Materie begonnen habe, hab ich viele Stunden mit der Fehlersuche verbracht und bin manchmal schier verzweifelt, doch wenn das gute Stück einmal läuft, sind es wirklich sehr zuverlässige und langlebige Uhren. So nun hoffe ich, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen und gebe dir noch einen Rat mit auf den Weg :-) mach nicht den Fehler den ich anfangs gemacht habe und häng einfach ein schweres Gewicht an die Uhr, denn die Freude hält nur kurz da es den Verschleiß der Uhr enorm voran treibt.

Gruß Gen79

Hallo Gen79,

vielen Dank für Deine Hilfe! Bei der ersten Reinigung hatte ich mich tatsächlich noch nicht getraut, das Planetenrad zu zerlegen. Heute habe ich das Gehwerk noch einmal vollständig zerlegt und mit neu angelesenem Wissen gründlich gereinigt. Beim Zusammensetzen bin ich genau nach Anleitung vorgegangen. Nun tickt die Uhr kräftig und das Pendel schwingt sogar ein wenig über die Skala hinaus.

Vielen Dank für Eure Unterstützung!

Eine Frage habe ich noch: Ist es möglich, (ohne Demontage) das Signalrad unabhängig vom Gehwerk zu verstellen, so dass beide die gleiche Zeit anzeigen? Ich habe dazu noch keine brauchbaren Hinweise in den technischen Unterlagen gefunden. Vielleicht habe ich einfach etwas nicht verstanden...

Gruß
Christian

Hallo Christian,
na, das freut mich ja, dass Du offenbar weitergekommen bist. Die TN-Signalwerke haben eine Friktion an der 5-Minuten-Scheibe (dort wo die beiden Hebel zeitlich kurz nacheinander einfallen). Die Schrauben in der Mitte des Rades nur lösen, dann kannst Du das Signalrad sehr genau mit dem Gehwerk abstimmen.
Gruß,
Gerrit

Hallo Gerrit,

perfekt, vielen Dank! Das hat mir sehr geholfen.

Gruß
Christian