Hat jemand von Euch Erfahrungen mit Elektrofahrrädern? Ich fahre fast jeden Tag an die 20 km mit dem Rad durch die Stadt und überlege, mir eins anzuschaffen.
Preislich gibt es große Spannen, das geht ja schon ab unter 500,- für neue Kompletträder los, da zahlt man für manchen Akku alleine schon mehr.

Nach langer Planung habe ich mir gerade ein 25-km/h-E-Bike gekauft. Ich fahre auch täglich mit dem Rad zur Arbeit und morgens und abends teilweise meist mit Gegenwind, da die Windrichtung sich über den Tag um ca. 90 Grad verändert.

Meine Recherchen haben ergeben: Wenn man ein Markenrad haben möchte, das
- Marken-Anbauteile besitzt (Bremsen, Akku, Motor, Rahmen, Beleuchtung)
- komfortabel ist (Federung an Gabel und Sattel, Gepäckträger, Schutzbleche, Rücktritt, Motor am Tretlager)
- mittlere Reichweite hat (Akkukapazität 400 Wh bzw. 11 Ah)
- wartungsarm ist (Nabenschaltung)
liegt der Mindestpreis bei 2000 Eu. Mit einigen Extras und edlerer Marke kommt man schnell auf 3500 Eu. Die meisten Fahrräder, die ich in meine Auswahl aufnahm, kosteten 2000 bis 2600 Eu.

Die Optionen
- Nabenschaltung,
- gefederte Sattelstütze,
- Rücktrittbremse,
- Motor am Tretlager,
- weitere 100 Wh Akkukapazität
kosten jeweils mindestens 100 Eu extra.

Ich habe mich entschieden, dass der Akku und das Antriebssystem von Bosch sein sollten, da die Produkte dieser Firma sehr weit verbreitet sind und man wahrscheinlich länger als 10 Jahre auch noch Service und Ersatzteile bekommen dürfte. Zumindest bei elektrischen Werkzeugen dieser Marke ist das so.

Mein E-Bike hat
- Akku+Antrieb Bosch Active Line (Motor am Tretlager, tiefer Schwerpunkt)
- Akku 400 Wh, (am vertikalen Rahmenrohr, senkt den Schwerpunkt, lässt Platz für Gepäckträger)
- 28"-Rahmen mit Tiefeinstieg (Man wird auch mal älter)
- hydr. Felgenbremsen (sehr geringe Betätigungskraft bei hoher Bremskraft)
- 8-Gang-Nabenschaltung
- Kettenschutz (Die Kette ist vollständig gekapselt.)
- Gabel und Sattelstütze gefedert
- Beleuchtung 12 V, LED, aus System gespeist
- Gepäckträger (Darauf habe ich einen Container für die Regenkleidung montiert)
- Seitenständer (Mittelständer wäre besser, geht aber mit Mittelmotor nicht zusammen.)
und hat im Internet-Shop inkl. Versand 2100 Eu gekostet.

Es hat sich gezeigt, dass ich bei Windstille völlig auf die Motorunterstützung verzichten kann. Das Fahrrad hat zwar rund 25 kg Masse (wie fast alle E-Bikes), ist aber leichtgängig wie ein klassisches Fahrrad.
Man sollte den Akku sowieso möglichst schonen. Immerhin haben Li-Ion-Akkus nur rund 500-800 Komplett-Zyklen Lebensdauer. Bei intensiver Benutzung sind das nur rund 3 bis 5 Jahre!

Vorher hatte ich mich in örtlichen Geschäften nach Angebot und Preis erkundigt. Der eine Laden hatte nur Räder einer Marke, der andere zwar ein großes Spektrum, aber Preise auf dem Niveau der "UVP" der Hersteller, also ganz oben.

Was bei den Lebensmittel-Discountern zuweilen im Laden steht, kostet zwar nur 600 Eu, ist aber von der Ausstattung meist an der untersten Grenze. Außerdem habe ich es erlebt, dass in der Zubehörtasche noch der Zettel eines früheren Kunden mit den notierten Mängeln lag, wegen denen er das Rad reklamiert und zurück gegeben hatte.
Solche Billigräder haben manchmal sogar nur einen konventionellen Reifen-Dynamo zur Versorgung der Beleuchtung.

Da man mit dem E-Bike leichter mit 25-30 km/h unterwegs ist, habe ich mir nun endlich auch einen Schutzhelm gekauft, obwohl der für diese E-Bike-Klasse nicht vorgeschrieben ist. Helme gibt es ab 40 Eu. Ich habe etwa 30 Helmtypen anprobiert. Bequem passten nur drei Helme mit Preisen zwischen 100 und 150 Eu.

Man sollte auch beachten, dass die Rahmengröße zum Körper des Benutzers passt. Die Hersteller von Fahrrädern bieten im Internet oft eine Maßtabelle an, in der auch die Körpergröße aufgeführt ist.

Roland

Hallo Roland!

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht, mit sowas habe ich gar nicht gerechnet. :)

Heute nachmittag schaue ich mir ein gebrauchtes Pedelec mit "Heckmotor" an. Mittelmotor wäre natürlich auch in Ordnung, Frontantrieb toleriere ich hingegen nur bei mehrspurigen Kfz. Ansonsten bin ich eigentlich recht anspruchslos.

Bin gespannt, wie der Verkäufer den Verkauf begründet. Vielleicht hat das Teil am Possendorfer Berg schlapp gemacht? Ich bin zum Glück nur im Flachland unterwegs, Überhitzungsprobleme sollte es nicht geben.

Zum Thema Akkulebensdauer: Man sollte wirklich sehen, daß man den Akku möglichst nur wenig entlädt, dann hält er länger. Je größer der Akku ist, desto länger hält er auch, weil er dann bei gleicher Strecke nicht so stark entladen und belastet wird wie ein kleiner. Bei mir käme das Teil nach knapp 10 km wieder ans Netz, das sollte passen.

Ich habe gesehen, daß die ganz billigen Fahrräder tatsächlich mit Bleiakkus ausgestattet sind. Letztere sind zwar ca. 2/3 billiger, dafür aber noch weniger für große Entladetiefen geeignet als die Lithium-Technik. Vom Gewicht mal ganz abgesehen...

Auf Arbeit wird bei uns "Jobrad" https://www.jobrad.org/ angeboten, lohnt sich für mich aber nicht. Ich würde ja mit dem Moped auf Arbeit fahren, aber damit sind freilich die Radwege nicht benutzbar und man steht genauso im Stau wie mit dem Auto. Für Autofahrer müßte es vergünstigte Monatskarten geben, dann würden viel mehr Leute die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und die Straßen wären nicht so verstopft. So aber ist es eine zusätzliche finanzielle Belastung, auf die der Autofahrer lieber verzichtet - das Autofahren ist ja ohnehin schon eine sehr kostspielige Angelegenheit.

Zitat von Gustav Becker im Beitrag #3

---

Für Autofahrer müßte es vergünstigte Monatskarten geben, dann würden viel mehr Leute die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und die Straßen wären nicht so verstopft.

---

Du hast sicher kein Auto, sonst wüßtest Du, was die wahren Kosten sind. ;) Die Spritpreise gehen da fast im Rauschen unter...
Jeden Monat knapp 133 Euro zusätzlich für eine Monatskarte? Nein danke, da kann ich gleich das Auto/Fahrrad nehmen. Sowas lohnt sich nur für Leute, die kein Auto haben.

Der Fahrplan unserer Busse ist in meinem Wohnort am äußersten Stadtrand sehr ungünstig. Angeblich, weil zu wenige Fahrgäste den Bus nutzen, wurde die Frequenz von 3 auf 2 Fahrten je Stunde reduziert, allerdings mit Abständen von 20 und 40 Minuten.
Aufgrund meiner Arbeitszeit müsste ich stets fast 40 Minuten auf den nächsten Bus warten. Folge: Ich nutze meine privaten Verkehrsmittel und es nutzen noch weniger Fahrgäste den Linienbus.

Ich habe ein Auto. Damit fahre ich im Winter zur Arbeit. Im Rest des Jahres kommt mein Fahrrad zum Einsatz.
------------
Zum Li-Akku:
Li-Ionen-Akkus verhalten sich völlig anders, als die alten Typen. Während man NiCd-, NiMH- oder Pb-Akkus möglichst immer voll geladen haben sollte, um die Lebensdauer zu erhalten, ist das bei Li-Ion-Akkus schädlich.
Sie sollten optimal bei 2/3 der Kapazität genutzt werden. Dafür sorgt auch in Hybrid-Autos (ich habe eines) die Steuerelektronik.
Unbedingt sollte man beachten, dass vor einer evtl. Winterpause der Akku nicht voll geladen ist, sondern ebenfalls bei 1/2 bis 2/3 der Kapazität. Bei der Ladehöchstspannung bauen sich die Bestandteile der Zellen irreparabel um.
Dies wissen die meisten Leute nicht, die ihre Notebooks, Camcorder oder Fotoapparate voll geladen im Schrank liegen lassen.

Die Hersteller geben die Lebensdauer der Li-Ion-Akkus in "Voll-Ladezyklen" an, also Vollladen erst nach völliger Entladung.
Wenn ein Akku z.B. 500 Voll-Zyklen lang leben soll, würde er 1000 Zyklen erleben, bei denen die Ladung nach halber Entladung folgt
oder 2000 Zyklen bei 25% Entladung usw.

Ein tägliches Laden fördert die Lebensdauer allerdings aus o.g. Grund genau so wenig wie Laden nach Tiefentladung.

Zu Deinem letzten Satz:
Man muß den Akku nicht randvoll aufladen. Es ist aber schwierig, zum richtigen Zeitpunkt das Laden zu beenden - das Ladegerät knallt die Akkus ansonsten randvoll.

Bei einem Bekannten wollte man in den 90ern eine Zugstrecke stillegen, zumindest muß man zu diesem Schluß kommen: Man unternahm Fahrgastzählungen, perfiderweise nachdem man den Anschluß wegfallen ließ. Das Ergebnis war klar: Ende Gelände.

Bei 20 und 40 Minuten bist Du noch gut dran, manche Busverbindungen aus dem Umland sind hier noch katastrophaler. Wer dort in einem kleinen Dorf wohnt, ist ohne Auto völlig aufgeschmissen. Der Großstadt ist man so nah und doch so fern. Für die Verkehrsbetriebe sind die "Klitschen" unattraktiv, ewiges Herumgekutsche und wenig Fahrgäste.

Ja,Ja, alle wollen ins Grüne nur keiner zu Fuß.
Also ich lebe hier in Wien recht gut mit den Öffis, zumal mir die Jahreskarte von meinem Arbeitgeber bezahlt wird solange ich in der Firma keinen Parkplatz beanspruche.
Allerdings muss ich natürlich auch dazu sagen das meine Frau einen Firmenwagen hat den wir natürlich für diverse Transporte uns längere Reisen nutzen können. Allerdings gibt es dafür über diverse Leihwagenfirmen auch kostengünstige Alternativen wenn wir den nicht hätten.
Alles in allem sind die Öffis hier in Wien sehr gut organisiert und die Zahl der Haushalte ohne Auto steigt bei uns ständig.
Wichtig bei den E-Bikes ist , dass sie eine höchste zu lässige Leistung von nicht mehr als 600 Watt und eine Bauartgeschwindigkeit von nicht mehr als 25 km/h aufweisen sonst gilt das Ding nicht mehr als Fahrrad. Speziell mit den 25 km/h hab ich da bei manchen Modellen die mir so täglich begegnen meine Zweifel.

lg. Christian

In Deutschland sind die Grenzen für anmelde-/versicherungsfreie E-Bikes bei 25 km/h und 250 Watt.

Obwohl ich zugegebener Maßen ein hardcore Autofahrer bin, muss ich zugeben, dass man in der Stadt Wien nicht nur mit einem sehr gut ausgebauten Offi-Netz lebt, mit € 365,--/Jahr auch noch sehr günstig. Das wird auch von der Stadt subventioniert, dafür hat man die Kurzparkzonen ausgedehnt um mehr vom Auto in die Bim zu bringen.
Jenseits der Stadtgrenzen sieht es anders aus. Viele Pendler nehmen deshalb das Auto bis zur Stadt und steigen hier in die günstigen Öffis um. Dass es dabei zu Stau und Parkplatznot in den (noch) kurzparkfreien Randbezirken kommt, ist vorprogrammiert.
Jetzt wo das Wetter passt, steigen Viele auf das Rad, mit und ohne Akku wird das aber ein neues Problem zumal viele (ich sag bewusst nicht alle)

- am Gehsteig fahren
- den Zebrastreifen benutzen
- auch dort, wo es nicht erlaubt ist gegen die Einbahn fahren
- beim Fahren telefonieren (das ist im Auto schon gefährlich)
- bei Rot über die Kreuzung fahren
- stehende Kolonen rechts überholen obwohl das Rechtsabbieger sind und dann gerade weiter radeln
- bergab ein ziemliches Tempo bekommen und ungebremst über den Zebrastreifen zischen
- das Rad wie einen Lastesel bepacken und dann das vehikel nicht mehr lenken können
- Beifahrer am Gepäckträger mitnehmen
u.v.a.m.

Das alles fällt um so leichter, als es keine Nummerntafel für Räder gibt, also alles quasi annonym geschieht und natürlich ohne Haftpflichtversicherung.
Ich habe in der Werkstatt ein Auto gesehen, der an der Beifahrerseite von Vorne bis Hinten inklusive Front und Heckscheibe kaputt war. Der Fahrradfahrer kam aus einer abschüssigen Straße mit Stopschild und fuhr ungebremst ins Auto. Glück im Unglück ist ihm nicht mal viel passiert, der verursachte Schaden wird wohl nie beglichen, er war pleite und unversichert.

So, um nochmal zum Thema zurückzukommen:
Habe mir heute ein Pedelec geholt, wurde doch erstmal ein einfach gehaltenes mit Frontantrieb. Der Akku ist nicht mehr der beste, da muß ich sehen, ob sich noch was machen läßt oder ob ich dem mal neue Zellen verpassen muß. Ansonsten fährt sich das Teil gut, bin zufrieden. :)

Zitat von Gustav Becker im Beitrag #11

---

So, um nochmal zum Thema zurückzukommen:
Habe mir heute ein Pedelec geholt, wurde doch erstmal ein einfach gehaltenes mit Frontantrieb. Der Akku ist nicht mehr der beste, da muß ich sehen, ob sich noch was machen läßt oder ob ich dem mal neue Zellen verpassen muß. Ansonsten fährt sich das Teil gut, bin zufrieden. :)

---

Zitat von Gustav Becker im Beitrag #11

---

So, um nochmal zum Thema zurückzukommen:
Habe mir heute ein Pedelec geholt, wurde doch erstmal ein einfach gehaltenes mit Frontantrieb. Der Akku ist nicht mehr der beste, da muß ich sehen, ob sich noch was machen läßt oder ob ich dem mal neue Zellen verpassen muß. Ansonsten fährt sich das Teil gut, bin zufrieden. :)

---

Danke gleichfalls. :)

@Peter_60:
Bin gerade noch beim Laden, morgen muß sich der volle Akku auf dem Wege zur Arbeit beweisen. Die Akkus sind für dieses Modell recht erschwinglich (um die 180 Euro, für den ganzen fahrbahren Untersatz habe ich 350,- hingeblättert), manuell die Zellen austauschen lohnt sich da fast nicht. Aber ich habe gelesen, daß das Batteriemanagementsystem (BMS) dieses Akkus nicht so der Hit sein soll. Die sieben in Reihe geschalteten Zellen sind allgemein nie 100 % gleich, das Problem verstärkt sich zudem bei Alterung. Wenn also eine Zelle nicht mehr so leistungsfähig ist, erreicht sie beim Entladen als erstes die Entladeschlußspannung. Um Schäden an den Zellen zu vermeiden und die Sicherheit zu gewährleisten, überwacht das BMS die Spannung jeder einzelnen Zelle und schaltet den Akku komplett ab, sobald die erste Zelle ihre Entladeschlußspannung erreicht. Ein ordentliches BMS sorgt zudem bei der Ladung dafür, daß die Zellen gleichmäßig geladen werden, was bei meinem Billigakku (angeblich) nicht der Fall ist: Das wirft einfach das Ladegerät ab, sobald die erste Zelle ihre Ladeschlußspannung erreicht hat. Vielleicht kann ich mal ein besseres BMS einbauen, sowas kostet nicht die Welt. Früher oder später wird es natürlich auf einen neuen Akku bzw. neue Zellen hinauslaufen...

Ich sehe hier Paralellen zum Modellflug mit Lipo Akku, es ist ja nichts anderes, ohne Balancer geht es da nicht (das Laden auf gleiche Spannung aller Zellen).