Bei einer Motorradtour durch die ehemalige Donaumonarchie konnte ich ein wenig habsburgische Eisenbahnarchäologie betreiben.

Los ging es in den Dolomiten auf den Spuren der Dolomitenbahn Toblach - Cortina d'Ampezzo - Calalzo di Cadore, deren Trasse inzwischen ein Radweg ist:

Weiter durch die karnischen Alpen nach Triest, wo mit der Bahn nach Opicina ein technisches Kleinod aufwartet:


Urtümliche Straßenbahnwagen werden auf einem Steilabschnitt von den Fahrzeugen einer Standseilbahn aus dem Stadtzentrum auf die Karst-Hochfläche hinaufgeschoben (bzw. wieder heruntergebremst), wo sie als Überlandstraßenbahn nach Villa Opicina nahe der slowenischen Grenze verkehrt.

Nach einem Umfall vor acht Jahren wurde die Bahn renoviert, hat jedoch aufgrund juristisch-bürokratischen Gezerres seither den Betrieb nicht wieder aufgenommen. Immerhin wurde ich Zeuge, dass Probe- oder Werkstattfahrten stattfinden:

Bemerkenswert ist auch die Schleppweiche, damit sich die Trambahn vor das Schubfahrzeug der Standseilbahn setzen kann:

Ein zwiespältiges Bild vermittelt auch das Eisenbahnmuseum Campo Marzio direkt am Hafen: Ursprünglich der prachtvolle Endbahnhof der Wocheinerbahn, ist es seit nunmehr sieben Jahren wegen Renovierung geschlossen. Allzuviel ist davon nicht zu erkennen, und mangels eines Dachs der ehem. Bahnsteighalle rotten die Fahrzeuge ungeschützt vor sich hin.

Weiter nach Görz, der (ehemals) geteilten Stadt Gorizia/Nova Gorica. Für die europäische Kulturhauptstadt im kommenden Jahr wird überall renoviert, so auch der Vorplatz des Stattsbahnhofs an der Wocheinerbahn auf der slowenischen Seite. Mitten über den Vorplatz verläuft die Grenze. Zum italienischen Südbahnhof besteht zwar eine Schienenverbindung, aber kein Personenverkehr. Hier ist noch nicht wieder zusammengewachsen, was zusammengehört.


Im Ringlokschuppen resisiert ein Möbelgeschäft:


Der Denkmallokomotive, einer ehem. iatlienischen Gruppo 940, hat man im Rahmen des Bahnhofsumbaus sogar eine neue Grube spendiert:




Unmittelbar nördlich, im Vorort Solkan, steht die größte genmauerte Steinbogen-Eisenbahnbrücke der Welt!


Eine Fahrt auf der Wocheinerbahn kommt einem vor wie ein riesiges k.k.St.B.-Freilichtmuseum und vermittelt das Bild einer unveränderten altösterreichischen Gebirgseisenbahn.




In Slownien sieht man kaum Fahrzeuge, die nicht von Graffitti bedeckt wären. Auch wenn manches einen gewissen künstlerischen Anspruch hat, so ist zum Glück die museale Infrastruktur weitgehend davon verschont geblieben.




Im Güterverkehr und im Autoverlad durch den über 6 km langen Wocheiner Tunnel verkehren "Reagan" genannte amerikanische Großdiesellokomotiven der 80er-Jahre:


Kurz hinter den Bahnhof Most-na-Soči wird die Idrija auf einem (durch ein Fort bewachten) eindrucksvollen Viadukt überquert, unter dem es sich wundervoll baden lässt:


Der gleiche Viadukt von unten:


Auch die Bahnhöfe Podmelec und Grahovo wirken wie aus einer Modelleisenbahnanlage gefallen:




Auf einer weiteren imposanten Steinbogenbrücke wird kurz vor Jesenice die tief eingeschnittene Rotweinklamm überspannt:


Im Eisenbahnmuseum von Laibach steht slowenies älteste Dampflokomotiv aus dem Jahr 1860:


Der ebenfalls noch alte Pracht verströmende Bahnhof von Varaždin (wie bekomme ich jetzt diesen Operetten-Ohrwurm wieder los?):

Ganz in der Nähe habe ich mich in einem einsamen Ferienhäuschen eingemietet, das fast schon seinen eigenen Bahnhof zu besitzen scheint:


Am Bahnhof von Zagreb herrscht dagegen emsigen Treiben, und es gibt sogar noch Reste internationalen Fernverkehrs:



Ob die altungarische Denkmallok von 1891 in Zusammenhang mit dem Holocaust-Mahnmal steht, wird nicht ganz klar.

Umso beklemmender jedoch, dass jemand einen aktuellen Koffer dazugestellt hat:


Die Standseilbahn, die in Zagreb Ober- und Unterstadt verbindet:


Auch solche Bilder lassen sich noch in Zagreb machen, wie eine Zeitreise in den Ostblock:


Wieder auf der Rückreise: Eine Feldbahnlok auf der Lokalbahn Payerbach-Hirschwang, nahe beim Semmering:

In Breitenstein kommt rein zufällig eine Sonderfahrt auf der Semmeringbahn vorbei:


Weiter über den Semmering:


Das düstere, leerstehende Südbahnhotel an der Passhöhe:


Im Heizhaus Mürzzuschlag sind gerade zwei ungarische Dampfloks zu Besuch:




An der Erzbergbahn steht die größte und stärkste Zahnrad-Dampflokomotive der Welt als Denkmal:




Ein mächtiger und dennoch eleganter Gölsdorf-Fünfkuppler als Denkmal in Knittelfeld:


In Tamsweg an der Murtalbahn treffe ich zufällig auf Bh.1, die älteste Heißdampflok der Welt. Sie steht sogar noch in Betrieb!




Und auf der Heimfahrt mache ich noch die Begegnung mit der Achsenseebahn:


Liebe Grüße, Moritz