Hallo zusammen,

ich habe gerade einen Regulator, bei dem durch Federbruch der Zapfen am Rad nach dem Federhaus (Westminsterschlagwerk) abgebrochen ist.

Die Welle selbst ist hart und 4 mm dick. Das Einbohren an sich ist für mich kein Problem, die Welle ist aber so krumm, daß es unmöglich ist, das Zentrum zu treffen.
Das Photo zeigt nur das ungefähre Ausmaß.

612_Welle.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Sanfte Richtversuche waren erfolglos, die Welle federt zurück. Ist das das Ende dieses Werkes, oder wie würdet Ihr da vorgehen.


Danke für eure Ratschläge!

Matthias

Alles was krumm ist abdrehen und eine neue (ganze) Welle einschlagen ?

Hallo

Das Rad so in den Drehstuhl einspannen, das die Seite mit dem abgebrochenen Zapfen innen ist. Dann den Drehstuhl einschalten (Drehzahl mittel) und mit dem Uhrmacherhammer (Messing oder Plastik) während des Drehens fein dosierte Schläge auf die Welle in der Nähe des noch vorhandenen Zapfens. Das so lange, bis die Welle nicht mehr unrund läuft.
Hört sich brutal an, ist aber erfolgreich.

Gruß hermann

Hallo Pierre und Hermann,

danke für Eure schnellen Ratschläge!

inzwischen habe ich noch mit meinem Großuhren-Lehrer telephoniert.
Er hat mir genau die Vorgehensweise von Hermann empfohlen. So werde ich es machen, und im Erfolgsfalle berichten.


Viele Grüße!

Matthias

Bitte berichte auch bei Negativem Erfolg. Ich Habe einen Trieb meines Regulators ebenso gerichtet und es funzte da die Welle ausreichend weich war.

PHOTO_20171124_174024.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)20171126_093158.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Leider habe ich kein besseres Bild von dem Gerichteten Zapfen aber ich glaube man kann es auf dem zweiten Bild ahnen.

Gruß

Wolfgang

Hallo Wolfgang,

das Richten scheint gelungen zu sein.
Ich habe immer den höchsten Punkt mit der Messuhr ermittelt, und dann direkt mit einem Plastik-Schonhammer geschlagen.
Es waren für mein Gefühl recht kräftige Schläge erforderlich.

613_Welle.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


Viele Grüße!

Matthias

Das ist für mich nachvollziehbar.

Wie es funktionieren soll, auf eine sich mittelschnell drehende Welle zu schlagen, so wie Hermann es vorschlägt, verstehe ich nicht. Dabei trifft man die Welle doch meist an den falschen Stellen oder verstehe ich das falsch?

Grüße
Norbert

Ich drehe mit der Hand an der Zugspindel um den höchsten Punkt zu ermitteln, dann schlage ich auf ein zwischengelegtes Holz. Zur Kontrolle lass ich dann das Rad auch mal laufen.
Allerdings hätte ich das Rad andersrum eingespannt, da sonst die Gefahr besteht, dass die Welle auf der anderen Seite des Triebes verbogen wird. Mitunter haut man auch eine Stufe rein.

Wie Hermann das beschrieben hat geht das sehr gut, man nimmt eine Geschwindigkeit mit der man gut zurechtkommt und ist dann in der Lage mit Hammerschlägen die Welle zu richten. Beim letzten zehntel kann man in Ermangelung einer Meßuhr mit einem Stahl im Stahlhalter die höhere Stelle ausfindig zu machen und noch ein bischen nachzuhelfen.
Aber mit der Meßuhr ist auch elegant.

Ich kenne auch nur das Verfahren mit der Messuhr und bin immer gut damit zurecht gekommen. Dabei kann man auch eine beliebige Genauigkeit erreichen und das Rundlaufen nicht nur schätzen. Für den Magnethalter habe ich sogar eine Stahlplatte mit Einfräsungen, die stabil auf der Wange der Drehbank sitzt, sodass der Magnethalter selbst nicht wackelt.

Frank

Zitat von masterpiece im Beitrag #8

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Ich drehe mit der Hand an der Zugspindel um den höchsten Punkt zu ermitteln, dann schlage ich auf ein zwischengelegtes Holz. Zur Kontrolle lass ich dann das Rad auch mal laufen.
Allerdings hätte ich das Rad andersrum eingespannt, da sonst die Gefahr besteht, dass die Welle auf der anderen Seite des Triebes verbogen wird. Mitunter haut man auch eine Stufe rein.

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Hallo zusammen,

heute morgen ging es schon weiter, um mit Ralfs Worten zu sprechen: "Uhrmacherwetter"

615_Uhrmacherwetter.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Das Loch habe ich auf der Mechanikerdrehbank mit HSS Spiralbohrern in den Abstufungen 1,2 - 1,5 - 1,7 mm bis ca. 4,5 mm Tiefe gebohrt.
Immer gut geschmiert, und sehr häufig die Späne aus den Spiralnuten entfernt.
Hartmetall war mir zu riskant, wenn das bei der Tiefe bricht, wars das.

Den Zapfen habe ich aus 1,8 mm Tamponstahl auf der Uhrmacherdrehbank vorgedreht, mit Degussit-Steinen bis zur Passung geschliffen, und dann die Bruchstelle eingestochen.
Dann habe ich das Rad aufgeschlagen, und natürlich mit grünem Loctite verklebt.
Anschließend abgebrochen und ebenfalls mit Degussit Steinen schön poliert.

616_Zapfen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
617_Zapfen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Ergänzend möchte ich noch sagen, daß das Richten auf beiden Seiten der Welle erforderlich war.

Hier habe ich wieder viel dazugelernt, daher vielen Dank für die guten Ratschläge und die interessante Diskussion.



Viele Grüße!

Matthias

Gut gemacht!

LG Thomas

Zitat von HermannH im Beitrag #11

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Es kann natürlich passieren, das es noch unrunder wird.
Ich schlage aber in recht schneller Reihenfolge - so alle 2-3 Sek., und plötzlich läuft die Welle rund. Dauert meist nicht lange. Wissenschaftliche Erklärung habe ich dafür keine, aber es funktioniert.
Das wurde mir damals in der Lehre so beigebracht und ich habe es auf Grund des immer wieder kehrenden persönlichen Erfolges auch nicht hinterfragt.

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