Hallo Freundinnen und Freunde mechanischer Werke,

habe ich das richtig verstanden:

- Gangabweichung
- Amplitude und
- Abfall

werden bei Vollaufzug gemessen?

Hintergrund der Frage:

läßt der Aufzug nach, wandert die Amplitude allmählich in den Keller. Das hat zwar erstaunlicherweise (für mich!) keinen großen Einfluß auf die zeitl. Abweichung, ich wüßte es aber gern :-)

Bin gespannt...

Viele Grüße
Dirk

Nö. Klar wird die maximale Amplitude bei annäherndem Vollaufzug gemessen und der Abfallfehler bei hoher Amplitude eingestellt. Die Gangabweichung zwischen den Lagen kontrolliert man auch bei hoher Amplitude. Um sie zu dynamisch zu regulieren darf die Uhr aber nicht voll schwingen.

Und das richtige Leben ist keine Zeitwaage. Die Gangabweichung wird aber über längere Zeiträume wie Tag, Woche oder Monat bestimmt.

Gruß
Norbert

Zitat von nobrett im Beitrag #2

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...Und das richtige Leben ist keine Zeitwaage. Die Gangabweichung wird aber über längere Zeiträume wie Tag, Woche oder Monat bestimmt.

Gruß
Norbert

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Meine Taschenuhr kann ich in einer Lage so regulieren, daß sie am Tag "theoretisch" unter 5 s laut Zeitwaage falsch geht. In einer anderen Lage sind die Gangwerte wieder anders, beim Tragen in noch erheblich größerem Maße (frühs geht die Uhr vielleicht 30 vor, abends 30 s nach, nachts holt sie den Gang wieder auf, aber auch nicht immer). Die Zeitwaage bietet in diesem Fall kaum eine Aussage über den Gang.

Aber bei der Seiko schon eher, denn die läuft ja große Teile des Tages unter Vollaufzug. Ist ja eine Automatic!

Frank

Hallo

Hier eine Grafik zum Gangverhalten bei unterschiedlichen Kraftfluss:


(© Theorie der Uhrmacherei)

Die Amplitude erklärt sich von selbst (Vollaufzug)
Der Abfall ist bei fast jeder Amplitude gleich richtig oder falsch.

Gruß hermann|addpics|6yw-1h-6d1d.gif-invaddpicsinvv|/addpics|

Zitat von Typ1-2-3 im Beitrag #5

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Aber bei der Seiko schon eher, denn die läuft ja große Teile des Tages unter Vollaufzug.....
Frank

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Wenn Du die Uhr mit der Hand aufziehst und die Reibung des Gleitzaums einer Automatikuhr an der Federhauswand zu hoch ist (Schmierung weg und Abrieb da), dann bekommst Du erst mal eine unnatürlich hohe Amplitude. Vollaufzug sollte aber auch beim Tragen, auf jeden Fall auf dem Uhrenbeweger erreicht werden können. Wenn die Amplitude auf 160 abfällt, dann ist da jedenfalls zu wenig und lässt auf Wartungsbedarf schliessen.

Das Diagramm interpretierst Du richtig. Die wünschenswerte Amplitude wird bestimmt durch die Hemmung der Uhr und das Diagramm geht von einer Ankerhemmung aus. Das passt also zu den meisten modernen Uhren.

Gruß
Norbert

Zitat von drehmoment im Beitrag #7

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Hallo hermann,
demenstprechend bewegt sich meine Uhr mit dem Intervall (160°...210°) in einem ungünstigen Fall, denn da fluktuieren die Gangwerte ja am stärksten. Die Betrachtung der Kurve lehrt mich, daß eine mechanische Uhr mit Amplituden zwischen 260° und 300° am "gleichmäßigsten" läuft. Hab ich das fast richtig verstanden?

Gruß Dirk

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Sollte man die Kurve nicht mit Vorsicht genießen? Soweit mir bekannt ist, läßt sie sich bei der Feinstellung deutlich verändern (Position der Spirale im Schlüssel, Weite des Spiralschlüssels, innerer Ansteckpunkt der Spirale usw.). Oder gilt das nur für geringe Amplitudenwerte?
Die Amplitude sollte möglichst groß sein, dann hat die Unruh am meisten Energie gespeichert. Je geringer die Amplitude, desto stärker wird der Gang von äußeren Einflüssen gestört.

Zitat von nobrett im Beitrag #8

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Wenn Du die Uhr mit der Hand aufziehst und die Reibung des Gleitzaums einer Automatikuhr an der Federhauswand zu hoch ist (Schmierung weg und Abrieb da), dann bekommst Du erst mal eine unnatürlich hohe Amplitude. Vollaufzug sollte aber auch beim Tragen, auf jeden Fall auf dem Uhrenbeweger erreicht werden können. Wenn die Amplitude auf 160 abfällt, dann ist da jedenfalls zu wenig und lässt auf Wartungsbedarf schliessen.

Das Diagramm interpretierst Du richtig. Die wünschenswerte Amplitude wird bestimmt durch die Hemmung der Uhr und das Diagramm geht von einer Ankerhemmung aus. Das passt also zu den meisten modernen Uhren.

Gruß
Norbert

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@ hermann

Praxis/Theorie: Jaja, Theorie ist ja immer ein vereinfachendes Bild, das wir uns von der Wirklichkeit machen, wobei wir stets Einflußgrößen außer acht lassen, damit die Theorie nicht zu komplex wird. Die Natur hingegen berücksichtigt immer alles. Beginn eines philosphischen Quartetts... lassen wir das.

Ich freue mich immer, wenn Leute wie Du mit hinlänglicher Berufserfahrung über ihre Erkenntnisse und Vorgehensweisen berichten! Das hilft Laien wie mir sehr bei der Einordnung der eigenen Beobachtungen. Dank hierfür!

"Meine Sicht der Dinge: Uhr etwa bis zur Hälfte aufgezogen, reguliert, nach der Funkuhr eingestellt, auf die Hand.
7 Tage später kontrolliert wie hoch die Abweichung ist, gegeben falls noch einmal etwas nachreguliert.
Praxis triumphiert immer über Theorie."

Gruß Dirk