Was macht man mit einem fabrikneuen, eingelagertem Uhrwerk? Dazu noch ein recht selten gewordenes PUW 1661S. Es weiterhin in einer Schublade vor sich hindämmern zu lassen wäre zu schade.
So entschied ich mich zu meinem ersten Eigenbau. Dazu ist das PUW 1661S ideal. Denn es hat die gleichen Abmessungen, bis auf die Höhe, wie das ETA 2824-2. Die Bohrungen für die ZB-Füße und das Datumfenster liegen an exakt der gleichen Stelle. So ist es recht einfach, ein passendes Gehäuse, Zifferblatt und Zeigerspiel zu finden. Ich musste nur darauf achten, kein allzugroßes Gehäuse zu benutzen, da die Aufzug- und Stellwelle nicht unbedingt für ein 42mm-Gehäuse gereicht hätte. Außerdem mag ich keine Riesengehäuse mit einem dann klein erscheinendem Werk darin. Zunächst musste ich das Werk reinigen und neu ölen. Denn nach 40 Jahren sind auch die besten Uhrenöle hin.
Unter der abgenommenen Abdeckplatte für die Automatik erkennt man, daß die PUW auch bei seinem letzten mechanischem Automatikwerk die gleiche Konstruktion beibehalten hat. Wozu was neues konstruieren, wenn das Alte bewährt und zuverlässig ist?
Leider fehlte das Stundenrad. Dieses konnte ich mir aber über meinen Uhrmacher bei Boley bestellen. Denn das Stundenrad vom Vorgänger 1561 passt nicht.
ZB-Seite mit abgenommener Deckplatte. Gut zu erkennen das in sich fest vernietete Datumschaltrad, sowie die Platte mit fest vernieteten Rädern für die Datumschnellschaltung.
Jetzt die Luft anhalten, bloß nicht am Werktisch rütteln und seeehr vorsichtig die Federn für den Zeigerstellhebel und die Welle für die Datumschnellverstellung abnehmen.
Alles frisch gereinigt und fertig zum Zusammenbau.
Durch den Rückdeckel kann man das PUW 1661S bei seiner Arbeit betrachten. Die Gangwerte lt. Zeitwaage sind entsprechend einem neuen Werk sehr gut. Die Amplituden liegen zwischen 280 – 305 Grad bei leichtem Vorgang von ca. +6 Sek und wenig Lagendifferenzen. Mal sehen wie sich die Gangwerte am Arm entwickeln.
Das verschraubte Gehäuse hat einen Durchmesser von 37mm, eine Höhe von 11,5mm, oben und unten ein Saphirglas und ist bis 50m wasserdicht. Die Krone ist nicht verschraubt, hat aber eine Dichtung. Zunächst hatte ich leichte Bedenken was die Werkhöhe betrifft. Denn das PUW 1661S ist 0,4mm höher als das ETA 2824-2. Aber alles passt und der Rotor dreht sich ohne „Glaskontakt“. So habe ich meine erste „No-Name“-Uhr. Würde nur noch ein passender ZB-Aufdruck fehlen. Ich könnte mir einen einfachen, schwarzen Aufdruck mit dem Hinweis auf das verbaute Kaliber vorstellen. Mehr nicht. Einen Anbieter für eine Lasergravur für den Rückdeckelrand habe ich schon gefunden. Da sollte dann stehen: PFORZHEIMER UHREN-ROHWERKE PUW1661S GERMANY
Glückwunsch, schön gemacht! Staune immer nur bei solchen Eigenbauten...
Weiß nicht ob ich sowas auch mal schaffe, habe dazu zu wenig Überblick bezüglich Gehäuse, Gläsern, Dichtungen, Krone und Aufzugswelle, Ziffernblatt und passendem Werk...das all das am Ende auch zusammenpasst.
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #2Glückwunsch, schön gemacht! Staune immer nur bei solchen Eigenbauten...
Weiß nicht ob ich sowas auch mal schaffe, habe dazu zu wenig Überblick bezüglich Gehäuse, Gläsern, Dichtungen, Krone und Aufzugswelle, Ziffernblatt und passendem Werk...das all das am Ende auch zusammenpasst.
Das ist im Falle des 1661S nicht allzu schwer. Dazu passt alles, was für das ETA 2824-2 auch passt. Man muss nur auf die Höhe achten, also kein sehr flaches Gehäuse nehmen. Und natürlich muss man auch auf die Länge der Aufzugswelle achten. Da aber für mich bei 40mm eh Schluss ist, war das auch kein Problem. Ich musste lediglich den Kunststoffwerkhaltering eine Winzigkeit nachschleifen, da dieser zu stramm saß und die Aufzugs- und Stellwelle ein wenig anpassen. Es gibt einige Anbieter für Gehäuse, ZB, Zeiger, etc. Leider werden überwiegend große Gehäuse angeboten, ab 40 - 45mm. Mein 37mm-Gehäuse war da schon die Ausnahme. Und dann gab es auch nicht eine allzu große, passende ZB-Auswahl, dazu noch ohne "Swiss Made"-Aufdruck. Da wurde es schon eng. Was man sonst sieht, Riesengehäuse und hinten unter Glas ein winzig erscheinendes Werk. Einfach affig.
Den einzigen Nachteil, den ich bei diesen Werken immer gesehen habe, war, dass die Rotorachse abbrechen könnte, weil nicht gefedert. Allerdings ist mir das noch nie vorgekommen, und ich habe einige dieser Uhrwerke repariert.
Was mir aufgefallen ist bei den Reparaturen: Diese Werke sind immer gut gelaufen. An sich musste man nie Fehler suchen, es war immer nur eine Reinigung nötig. Auch die Automatic erschien narrensicher, auch oder weil sie mit wenigen groben Teilen auskam. Habe diese Werke immer gerne repariert. Allerdings war die Datumsschaltung immer fimmelig zum Zusammenbauen. All das ist auch schon mehr als 30 Jahre her...
Zitat von Typ1-2-3 im Beitrag #4Sieht schon gut aus. Gefällt mir.
Den einzigen Nachteil, den ich bei diesen Werken immer gesehen habe, war, dass die Rotorachse abbrechen könnte, weil nicht gefedert. Allerdings ist mir das noch nie vorgekommen, und ich habe einige dieser Uhrwerke repariert.
Was mir aufgefallen ist bei den Reparaturen: Diese Werke sind immer gut gelaufen. An sich musste man nie Fehler suchen, es war immer nur eine Reinigung nötig. Auch die Automatic erschien narrensicher, auch oder weil sie mit wenigen groben Teilen auskam. Habe diese Werke immer gerne repariert. Allerdings war die Datumsschaltung immer fimmelig zum Zusammenbauen. All das ist auch schon mehr als 30 Jahre her...
Wie die Zeit vergeht.
Frank
Hallo Frank, ja, die Zeit rast. Gestern noch begann ich meinem Job, und jetzt, nach 33 Jahren urplötzlich Vorruhestand und viel Zeit für meine Uhren.....
Es stimmt, daß die PUW-Automatik auch bei mir alle gut laufen. Und, oh ja, beim 1561 die Datumschaltung- und schnellschaltung Und wenn man dann alle Federn und Hebel an Ort und Stelle hat....... Die Schaltung beim 1661 geht aber relativ einfach, weil viele Teile fest vernietet sind.
Dieses Kaliber gab es wohl in verschiedenen Qualitätsstufen. Von 17, 21 oder 25 Lagersteinen, verschiedenen Stoßsicherungen, wobei Incabloc wohl nur bei den Ausführungen mit 25 Lagersteinen zur Anwendung kam. Die Modelle mit 17 Lagersteinen wurden angeblich überwiegend von Waltham und Elgin gekauft. Diese findet man noch ab und zu auf der Ami-Buchtseite. Dann meist zu absoluten Schnäppchenpreisen.
Selber gebaute Uhren haben doch einen ganz anderen Wert für einem persönlich! Besonders, wenn man sie auch trägt! Interessant, dass dies in diesem Falle schon mit der Beschaffung der Komponenten erledigt war. Ich habe zwar auch schon Uhren aus Restbeständen zusammen gebaut, in diesen Fällen handelt es sich aber um Bauteile die auch vorher zum Zusammenbau fabriziert wurden. Interessant finde ich, dass alles wirklich passt. Dies ist doch oft leider nicht so.
Zum Zifferblatt noch einen Tipp: Ich habe blanke Zifferblätter oft mit Reibebuchstaben aus Lack ergänzt. Die verschiedenen Schriften befinden sich auf einem Art Permanentblatt und werden mit einem Stift aufgerieben. Der Buchstabe oder auch die Zahl ist aus Lack und sieht wie original gedruckt aus. Die Buchstaben sind auch haltbar. Man sollte allerdings vorher einmal üben und muss sehr sorgfältig arbeiten. Diese Lackbuchstaben zum aufreiben stammen von der Fa. Letraset. Nach meinen Recherchen gibt es den Hersteller und /oder das Produkt nicht mehr. In "der Bucht" werden aber immer einmal wieder noch Kästen mit den Foliensätzen angeboten. Wie bereits geschrieben, bekommt man damit Schrift und Zahlen einwandfrei aufs Zifferblatt.
Zitat von Fridspeed im Beitrag #9Selber gebaute Uhren haben doch einen ganz anderen Wert für einem persönlich! Besonders, wenn man sie auch trägt! Interessant, dass dies in diesem Falle schon mit der Beschaffung der Komponenten erledigt war. Ich habe zwar auch schon Uhren aus Restbeständen zusammen gebaut, in diesen Fällen handelt es sich aber um Bauteile die auch vorher zum Zusammenbau fabriziert wurden. Interessant finde ich, dass alles wirklich passt. Dies ist doch oft leider nicht so.
Zum Zifferblatt noch einen Tipp: Ich habe blanke Zifferblätter oft mit Reibebuchstaben aus Lack ergänzt. Die verschiedenen Schriften befinden sich auf einem Art Permanentblatt und werden mit einem Stift aufgerieben. Der Buchstabe oder auch die Zahl ist aus Lack und sieht wie original gedruckt aus. Die Buchstaben sind auch haltbar. Man sollte allerdings vorher einmal üben und muss sehr sorgfältig arbeiten. Diese Lackbuchstaben zum aufreiben stammen von der Fa. Letraset. Nach meinen Recherchen gibt es den Hersteller und /oder das Produkt nicht mehr. In "der Bucht" werden aber immer einmal wieder noch Kästen mit den Foliensätzen angeboten. Wie bereits geschrieben, bekommt man damit Schrift und Zahlen einwandfrei aufs Zifferblatt.
Gruß
Fridspeed
Ich habe eine Firma zur Hand, die lasergeschniittene Logos oder Schriftzüge aus einer ähnlichen Basis wie eine stark selbstklebende Chromfolie herausätzt. Und das extrem präszise, bis zu 0,2mm. Man kann online seine eigenen Logos etc. eingeben. Leider sind die auch nicht ganz billig, aber die Resultate sind absolut professionell. Ich dachte da an das alte PUW-Logo. Von Letraset hatte ich schon mal gehört, habe mich aber bis dato nicht so dafür interessiert. Vielen Dank für den Hinweis!
ich habe hier auch noch so ein NOS-Werk hier liegen (bei dem übrigens auch das Stundenrad fehlt). Als ich es gekauft habe, hatte ich vorher von der Ähnlichkeit zum ETA 2824 gelesen und dann die gleiche Idee gehabt.
Ursprünglich wollte ich dafür ein Holz-Zifferblatt selbst herstellen. Leider war das nicht sehr erfolgreich. Seid dem liegt das Werk in der Schublade.
Angeregt durch Deinen Beitrag werde mir aber nun noch ein Zifferblatt und einen Zeigersatz (und ein Stundenrad) besorgen und die Uhr endlich fertigstellen (ein Gehäuse habe ich schon).
Vielen Dank für die Anregung!
LG Sigi
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden (Hermann Hesse)
ich habe hier auch noch so ein NOS-Werk hier liegen (bei dem übrigens auch das Stundenrad fehlt). Als ich es gekauft habe, hatte ich vorher von der Ähnlichkeit zum ETA 2824 gelesen und dann die gleiche Idee gehabt.
Ursprünglich wollte ich dafür ein Holz-Zifferblatt selbst herstellen. Leider war das nicht sehr erfolgreich. Seid dem liegt das Werk in der Schublade.
Angeregt durch Deinen Beitrag werde mir aber nun noch ein Zifferblatt und einen Zeigersatz (und ein Stundenrad) besorgen und die Uhr endlich fertigstellen (ein Gehäuse habe ich schon).
Vielen Dank für die Anregung!
LG Sigi
Hallo Sigi Eine gute Idee! Denn es ist doch schade, so ein Werk einfach nur rumliegen zu lassen. Vor allem, da es sich dabei um ein Stück Westdeutscher Uhrengeschichte handelt. Und eine relativ seltene noch dazu. Ich hatte Glück und habe auf der Ami-Bucht ein Exemplar mit 17 Lagersteinen für Waltham für einen Spottpreis bekommen. Da ist der Versand teurer als das Werk. Das werde ich mir dann als Ersatzteillager zurücklegen. Vor allem die Winkelhebelfeder gibt´s ja nirgendwo mehr zu kaufen. Als nächstes habe ich vor, ein 660 zu verbauen. Da wird´s dann mit dem ZB etwas schwieriger (ohne Datumfenster). Aber ich habe da schon was in Aussicht.... Gruß, Hans
Genau aus diesem Angebot stammt mein Exemplar. Der technische Zustand ist 1A. Lediglich eine Demontage, gründliche Reinigung und frische Öle waren erforderlich. Dazu kommt natürlich noch das Stundenrad. Die gibt´s noch bei Boley (Gott sei Dank!) Lediglich die Aufzugswelle ist für heutige ab 40mm-Gehäuse zu knapp. Aber bis max. 40 dürfte passen. Ich musste die Aufzugs- und Stellwelle bei meinem 37mm Gehäuse noch etwas kürzen.
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22.07.2017 16:33
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Denn es ist doch schade, so ein Werk einfach nur rumliegen zu lassen. Vor allem, da es sich dabei um ein Stück Westdeutscher Uhrengeschichte handelt.
Das werde ich mir dann als Ersatzteillager zurücklegen. Vor allem die Winkelhebelfeder gibt´s ja nirgendwo mehr zu kaufen.
