Gebrauchtuhren - wenn das Schnäppchen teuer wird!

Das bekomme ich im Internet viel Billiger…! So oder so ähnlich beginnen viele traurige Geschichten, wo wieder einmal ein verirrter Uhrenliebhaber ein vermeintliches Schnäppchen machen wollte. Aber meistens ist es gar nicht ganz so einfach, denn im Internet gibt es gerade wenn es um Gebrauchtuhren geht einiges zu beachten. Denn erst hinterher stellt sich das vermeintliche Schnäppchen, dann als teure Investition heraus.


Vorweg, darf man vielleicht nehmen, dass alle im Internet angebotenen Uhren der Marken Rolex oder auch Patek Philippe eigentlich nicht Neu sein können, da alle eine bereits abgestempelte Garantie haben. Sicherlich wird dann gerne das Datum erst hinterher eingetragen, doch gerade mit den neuen Rolex-Garantiekarten geht das nicht mehr ganz so einfach, da diese elektronisch mit dem Kartenlesegerät durch den Konzessionär signiert werden. Diesem Beispiel folgt auch Breitling und wahrscheinlich werden auch alle anderen Uhrenmarken, dieses System aufgreifen. Ein autorisierter Händler, darf keine Rolex im Internet verkaufen und das lässt sich auch nicht schönreden.


Auch der Zustand des Uhrwerkes ist maßgeblich. Denn mache Gebrauchtuhren werden vor dem Verkauf einfach nur äußerlich aufgehübscht und das Uhrwerk ist in miserablem Zustand. Das gleiche gilt dann meistens auch für die Dichtungssätze. Wenn die Uhr dann noch Privat angeboten wird, gibt es unter Umständen noch nicht einmal einen Garantieanspruch. Deshalb sollte man eine Uhr, gerade wenn es sich um eine Luxusuhr handelt, von einem Uhrmachermeister begutachten lassen. So wird auch ausgeschlossen, dass man eine Imitation erwirbt und sich dann später darüber ärgert.


Auch die Herkunft der Uhr spielt eine entscheidende Rolle, denn oftmals werden Uhren außerhalb der Europäischen Union gekauft und dann nicht ordnungsgemäß versteuert und eingeführt. Durch die Seriennummern, lässt sich das jedoch für den Zoll meistens sehr einfach herausfinden und führt zu empfindlichen Strafen.


Doch die Dokumente zu einer Uhr haben auch einen weiteren wichtigen Hintergrund, denn vor allem wenn die Uhr sehr günstig angeboten wird, sollte einem zumindest der Gedanke kommen, dass diese eventuell nicht rechtmäßig erworben wurde. Daher erwerben viele Uhrensammler nur Zeitmesser mit Box und Dokumenten. Dann lässt sich zumindest der Händler hierzu befragen und einmal kurz nachzufragen ist meisten gar nicht so schlecht. So erfährt man manchmal auch wann die letzte Revision der Uhr war.


Jedoch sollte man sich auch nicht nur auf die Seriennummer der Uhr verlassen. Mir wurde beispielsweise durch Rolex in Köln bestätigt, dass es sich um eine reale Seriennummer für eine Daytona handelt, obwohl diese in ein Submariner-Imitat eingraviert war. Sicherlich, kann man sich manchmal etwas Geld sparen, aber man sollte das auf jeden Fall immer sehr gut abwägen und auf sein eignes Gefühl vertrauen.

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Uhrenrevision – Operation am offenen Geldbeutel
25 Jan
Was macht die Grundüberholung so teuer?
Was macht die Grundüberholung so teuer?
Andächtig lausche ich dem Uhrmacher, wie er mir erklärt, dass bereits nach fünf Jahren eine Revision für meine Uhr fällig sei. Als ich nachfrage was denn eine Revision ist, erklärt er mir, es sei eine komplette Grundüberholung des Uhrwerkes und schiebt noch als Vergleich die jährliche Inspektion eines Fahrzeuges hinterher. Für nur 510,- € ist die Uhr dann wie neu! Versichert er mir.
Doch was genau hat es eigentlich damit auf sich? Im Laufe der Jahre nutzen sich die einzelnen Zahnräder des Uhrwerkes in der Tat ab und dieser Abrieb, kann natürlich nicht aus dem Uhrwerk, schließlich ist das ja möglichst dicht konzipiert. Folglich setzt dieser sich in den Schmiermitteln fest, welche dann träge werden und das Gangbild der Uhr beeinflussen. Soweit die Theorie. Wie er allerdings darauf kommt, das beurteilen zu können ohne das Gangbild überprüft zu haben ist mir immer noch ein Rätsel und geduldig erklärt er mir, dass dies durch die Manufaktur so empfohlen werde. Eigentlich habe ich ja noch Glück, meint er, denn bei Patek Philippe kann das schnell mehrere tausend Euro kosten und man darf auf die Uhr dann auch noch etwa drei Monate warten.

Deshalb habe ich mich fast schon genötigt gesehen mich diesem Thema einmal in meinem Blog zu widmen. Viele der Juweliere versuchen inzwischen diesen Uhrenservice im eigenen Haus anzubieten. So kann der Konzessionär zum einen die Zeit etwas verkürzen und die Gewinnspanne dürfte auf längere Sicht auch etwas besser sein, denn wie bei den Uhren ist auch hier durch die Manufakturen der Preis (angeblich unverbindlich) vorgegeben. Allerdings birgt das alles auch Risiken, denn der Juwelier muss die Uhrmacher zur Ausbildung zu den Manufakturen schicken. Hier wird er auf die einzelnen Servicestufen geschult. Bei Patek Philippe, beispielsweise, darf ein Uhrmachermeister, ohne eine mehrwöchige Ausbildung bei Patek Philippe nicht einmal einen Batteriewechsel vornehmen. Laut Patek Philippe wird hier dem Uhrmachermeister, jedoch viel mehr vermittelt, denn hier soll er die Werte von Patek Philippe vermittelt bekommen. Ob das nun den Batteriewechsel besser macht, lasse ich einfach einmal dahingestellt.

Jedoch ist es auch bei anderen Herstellern ähnlich. Bei Rolex wird der Uhrmacher wochenlang in Genf an den Uhrwerken ausgebildet und erst nach bestandener Prüfung, darf der Juwelier leihweise die notwendigen Geräte bei Rolex erwerben. Sicherheitshalber steht auch auf jeden, dass es sich um Eigentum der Firma Rolex handelt. Erst dann wird der Konzessionär mit entsprechenden Ersatzteilen beliefert, jedoch lediglich für das Uhrwerk, auf welches der Uhrmachermeister durch Rolex geschult wurde. Ein kleiner unabhängiger Uhrmacher, der sicherlich in seinem Handwerk ebenso geschickt ist, bekommt gar nicht erst die Möglichkeit diesen Service auszuüben, obwohl Rolex selbst komplett überlastet ist und daher eine Revision vier bis sechs Wochen dort dauert. Dort treffen schließlich alle Uhren ein, die nicht durch Uhrmacher der Konzessionäre überholt oder repariert werden können.

Noch schwieriger wird das nun, seit es in immer mehr Uhren eigene Manufakturwerke gibt. Denn hatte man früher in vielen der Uhren von Breitling, Tag Heuer, IWC, Cartier ein Uhrwerk des Herstellers ETA, sind nun die Hersteller gezwungen wieder eigene Uhrwerke zu bauen und daher muss nun der Uhrmachermeister auch bei Breitling eigene Kurse besuchen und obwohl sich 90 % des benötigten Werkzeuges deckt, ist trotzdem der Juwelier verpflichtet auch hier den kompletten Werkzeugsatz der Marke Breitling zu kaufen und das wird auch durch die Uhrenmarken durchaus überprüft und man kann mit einem jährlichen Kontrollbesuch rechnen, um diese Servicequalifikation weiter anzubieten.

Wenn all diese Punkte erfüllt wurden, kann es dennoch passieren, dass dieser nun sehr gut geschulte Uhrmacher, inklusive der Qualifikationen, von einem anderen Unternehmen abgeworben wird.
So erklären sich die zum Teil enormen Preise, die man als Kunde für die Grundüberholung seiner Uhr bezahlt und auch die wirklich langen Wartezeiten.

Ich hoffe ich konnte einen kleinen Einblick in die Welt der Uhren geben und freue mich natürlich, wenn ihr meinem Blog folgt oder die Beiträge auch weiter teilt. Aber führen Sie bitte die Bestellung so aus.
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Rolex erhöht wieder einmal die Preise!
22 Jan
Rolex auf der Baselworld
Rolex auf der Baselworld
Kaum ist ein Jahr vergangen ist es wieder soweit und die Uhrenmanufaktur Rolex erhöht kräftig die Preise der Uhren. Doch das kommt nicht nur für die Kunden überraschend, sondern auch für die Juweliere, die meistens auch erst kurzfristig davon erfahren. Dann wird schnell die Bestandsware umgezeichnet, denn sobald die Information in den sozialen Netzwerken gestreut wurde, werden viele der Interessenten und Uhrensammler doch noch schnell vor der Erhöhung ihre Wünsche realisieren.

Rolex verfolgt damit seit Jahren ein konsequentes Konzept. Fast jährlich werden die Preise der Uhren erhöht und die Juweliere sind verpflichtet dieser „unverbindlichen“ Preisempfehlung zu folgen. Betrachtet man nicht nur die reine Preiserhöhung, sondern die generelle Entwicklung ergibt sich eine eher eigentümliche Betrachtungsweise. Denn viele Uhrenverkäufer heben in den Gesprächen immer wieder die enorme Wertstabilität der Uhrenmarke Rolex hervor. Oftmals wird diese fast schon als Wertanlage angepriesen. Kein Wunder, denn in regelmäßigen Abständen werden ja auch die Preise erhöht und, damit steigt meistens gleichermaßen der Verkaufswert der Gebrauchtuhren. Doch ewig wird man dieses System nicht weiterführen können, denn es wird wahrscheinlich irgendwann der Moment kommen, an dem der Verbraucher eben nicht mehr bereit ist, dieses viele Geld für eine Stahluhr zu bezahlen.

Weil das jedoch auch Rolex bewusst ist, setzt man scheinbar hier verstärkt auf die Schwesternmarke Tudor. Diese Modelle sind in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt worden und bieten eine günstige Alternative. So eröffnet sich Rolex eine ganz neue Preisstruktur und damit eine weitere Käuferschicht. Und auch hier werden immer wieder die Preise weiter erhöht.

Es bleibt abzuwarten, wann die Kunden dieser Entwicklung entgegentreten. Deshalb habe ich hier einmal einige Preise gegenüber gestellt:


· Submariner Date 6250,- (2013) 7750,- (2016)

· GMT Master 6200,- (2013) 7650,- (2016)

· Day – Date 26.600,- 28.500,- (2016)


Und diese massiven Preissprünge sind weder durch den Wechselkurs des Schweizer Franken zu Euro, noch mit den aktuellen Rohstoffpreisen zu begründen. Auf eine Erklärung des Unternehmens werden sowohl Kunden, als auch Juweliere sicherlich vergebens warten, denn schon früher ließ sich Rolex hierbei nicht in die Karten blicken.

Immer mehr Juweliere hatten darauf reagiert indem sie gerade auf die Modelle aus Edelmetall hohe Nachlässe gaben. Das hatte jedoch zur Folge, dass Rolex 2015 die Händlermargen gekürzt hatte um zu verhindern, dass auf die Kollektion zu hohe Preisnachlässe gegeben werden.

Auch wenn das alles hier reine Spekulation ist, ist diese Art der Preisspirale gar nicht anders zu erklären. Offenbar ist Rolex wie viele andere Uhrenmarken darin gefangen und versucht einen Spagat zwischen den bisherigen Käufern, die eine gewisse Wertstabilität erwarten, und der zukünftigen Zielgruppe zu schaffen. Zumal der Ruf, eine der Wertstabilsten Marken zu sein, in den letzten Jahren nach der Quarzkrise hart erarbeitet wurde.

Uhren - Betrüger in Brüssel

Teure Uhren lockennicht nur seriöse Interessenten an, sondern auch die, die versuchen leicht schnell Geld zu verdienen und gerade Privatanbieter werden immer wieder zu einem beliebten Ziel hierfür. Gerade wer seine Uhren als Pripatperson bei Chrono24 anbietet wird vielleicht Bekanntschaft mit Interessenten aus Belgien und Italien machen. Meistens interessieren diese "Kunden" sich nicht nur für eine Uhr sondern versuchen möglichst viele Uhren zu kaufen. Sie sollten bei folgenden Indizien skeptisch werden:

Der Interessent für die Uhren kommt aus Brüssel / Belgien oder Italien
Er möchte Bar die Luxusuhren bezahlen
Er verhandelt nicht den Preis und zahlt eher zu viel, als zu wenig
Er möchte nicht nach Deutschland kommen
Der Kunde ist nicht über Google recherchierbar
Er tritt als Vermittler für eine Drittperson auf
Es wird gerne gelockt sogar die Reisekosten zu übernehmen und man könnte dann ja unkompliziert die Uhren übergeben, wenn das Bargeld gezählt und überprüft wurde. Hier wird dann Vertrauen aufgebaut, denn man soll eine eigene Prüfmaschine mitbringen. Das dort gezählte Geld ist dann auch echt und wird jedoch nach dem zählen meistens sehr geschickt ausgetauscht. Der wichtige Moment für die Betrüger ist hier die Übergabe der Uhren. Meistens ist bei dieser Abzocke, vor der auch auf Chrono24 intensiv gewarnt wird, der ein oder andere Schein sogar tatsächlich echt und nur der Rest ist dann Falschgeld. hat man dann die Uhren übergeben wird es schwierig den Betrügern habhaft zu werden, erst recht in einer Stadt oder einem Land, welches man selbst nicht kennt. Typisch ist, dass man den Verkäufer lange warten lässt, damit dieser dann möglichst Kopflos schnell das Geschäft abwickeln möchte. Ein seriöser Verkäufer sollte auch kein Problem damit haben im Vorfeld die Vertragsunterlagen auszufüllen und eine Ausweiskopie zuzusenden. Im besten Fall sollte man auf das eigene Bauchgefühl hören undim Hinterkopf behalten, dass es sich hier um absolute Profis handelt, die das wahrscheinlich täglich machen. Haben Sie berechtigte Zweifel, verzichten Sie lieber darauf, denn im schlimmsten Fall haben Sie den Schaden!
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Der Traum vom Patek-Store in Hamburg
21 Jan
Für Wempe geht ein lang gehegter Traum in Hamburg in Erfüllung. Endlich eröffnet einer der größten Juweliere einen eigenen Patek Philippe Store in Hamburg. Mitten auf dem Neuen Wall, fast neben der eigentlichen Wempe Filiale hat dieser Shop seine Türen geöffnet. Hier können Patek Philippe - Fans in diese Welt komplett eintauchen.

Das bietet für Wempe unglaubliche Vorteile, denn diese Monobrandstores werden durchaus bevorzugt durch die Manufaktur beliefert und wer eine seltene oder begehrte Uhr sucht, hat hier unter Umständen etwas bessere Chancen diese zu bekommen. Das hilft jedoch auch allen andern Wempe Niederlassungen, denn so kann man eventuell auch Kundenwünsche in anderen Filialen etwas leichter erfüllen.

Das, das für alle anderen Konzessionäre in Hamburg ein einziger Alptraum ist, dürfte sicher sein, denn kaum eine Uhrenmarke geizt so sehr mit seinen Konzessionen und Uhren wie Patek Philippe. Dieses Verhalten ist ein Grundlegender Baustein in der Preispolitik, denn gibt es nur wenige Uhren, werden hierfür oftmals nur geringe Nachlässe gegeben. Doch wie kommt es, dass nun gerade Wempe in Hamburg dieses Projekt zugesprochen bekommt?

Zum einen ist die Zukunft des Juwelier Hansen, altersbedingt und dessen Nachfolge, eher ungewiss und dort wird wahrscheinlich ein Patek Philippe Konzessionär in den kommenden Jahren, diese Uhrenmarke nicht mehr weiterführen. Zusätzlich wurde einem weiteren großen Norddeutschen Juwelier eine Konzession entzogen und damit dessen Standort in Schleswig-Holstein enorm geschwächt. Diese neuen Kapazitäten möchte man nun weitergeben und sich offenbar mit Wempe in Hamburg einen weiteren starken Partner sichern.

In den letzten Jahren wurden gerade die deutschen Juweliere durch Patek Philippe mit Uhren sehr spärlich beliefert, da der Fokus dieser Uhrenmarke offenbar eher in Asien lag. Doch seit die dortigen Erwartungen scheinbar zurück bleiben, waren auch in Deutschland die Warenlager mit seltenen Uhren voll. Wurde noch vor zwei Jahren die Refferenz 5270 als Besonderheit ohne Nachlässe verkauft, erhält man diese Uhr nun ohne weitere Schwierigkeiten auch etwas unter der unverbindlichen Preisempfehlung. Beobachtet man diese Entwicklung unter Berücksichtigung der Preislage, ist die Frage auf lange Sicht, ob dieses Monobrand-Konzept bestehen wird, oder es nur ein kurzweiliger Traum ist.

Geschäften an der Zürcher-Bahnhofstrasse
Das eine tun – das andere nicht lassen

Beyer – Türler – Meister: Drei alteingesessene Zürcher Uhren- und Juwelen-Detaillisten über die Zukunft ihrer Branche an der Bahnhofstrasse.
von Philipp Meier27.11.2014,

«Zwei Türen, ein Dach» nennt René Beyer das Franchising-System mit Patek Philippe. Seit 2011 betreibt die Chronometrie Beyer gleich nebenan an der Bahnhofstrasse 31 eine Boutique für Uhren der bekannten Genfer Manufaktur. Wie eine Flucht nach vorn mutet in Zeiten der grassierenden Mono-Brand-Stores diese Marktstrategie des alteingesessenen Zürcher Detailgeschäfts für Luxusuhren an. Die Gelegenheit zur Realisierung eines eigenen Ladens für Patek-Philippe-Uhren sei indes ganz einfach zum richtigen Zeitpunkt gekommen, sagt René Beyer. Die gut befreundeten Familien Beyer und Stern – Letztere führt seit den dreissiger Jahren die Uhrenfirma Patek Philippe – hegten zusammen Pläne für eine solche Idee nämlich schon seit Anfang der achtziger Jahre.

Gewachsene Nachfrage
Der Zeitpunkt war nicht nur ideal, weil heute immer mehr Uhrenmarken ihre eigenen Adressen an der Bahnhofstrasse eröffnen; mittlerweile sind es gegen fünfzehn mit einem selbständigen Auftritt an Zürichs Einkaufsstrasse Nummer eins. Vor allem ergab sich mit der Neueröffnung von Hermès am Paradeplatz und dem damit verbundenen Auszug aus der Bahnhofstrasse 31 die einmalige Gelegenheit für einen unmittelbar benachbarten Standort. Beyer musste sich zwar mit sechzig anderen Interessenten bewerben, wurde aber von der Eigentümerin der Liegenschaft Orell-Füssli-Hof mit zwei weiteren Anwärtern in die engere Wahl aufgenommen: Die Credit Suisse setzte ihre Kandidaten dann allerdings dem rauen Wind des freien Marktes aus. Die Firma Beyer, die seit 1876 einen Mietvertrag in der Nummer 31 hat, erhielt schliesslich den Zuschlag. René Beyer macht kein Geheimnis daraus, dass sein Betrieb für die über hundert Quadratmeter grosse Ladenfläche bereit war, mehr als 10 000 Franken pro Quadratmeter im Jahr zu bezahlen.

Die Rechnung gehe selbst bei solchen Mietzinsen auf, beteuert Beyer. Eine Patek-Philippe-Uhr kostet durchschnittlich 30'000 Franken. Bei Umsätzen von 15 bis 20 Millionen Franken sei der Break-even-Point erreicht. Beyer hat dieselben Margen wie zuvor und profitiert nun von einer Bevorzugung bei der Belieferung limitierter Modelle.

Im Geschäft von Beyer selber erhält der Kunde allerdings keine Patek-Philippe-Uhr mehr. Dafür wird er in das Nachbargeschäft begleitet. Dort werden ihm bei Bedarf selbstverständlich sämtliche weiteren Marken, welche die Firma Beyer vertritt, zum Vergleich gezeigt. Ob Beyer nun durch die viel bessere Visibilität der Marke Patek auch mehr von diesen Uhren verkauft? Weniger seien es jedenfalls nicht, selbst bei jenen Marken nicht, die mittlerweile an der Bahnhofstrasse eigene Mono-Brand-Stores führten und die Beyer ebenfalls vertrete. Mittlerweile sind dies mit Rolex, Breguet, Jaeger-LeCoultre, Hublot und IWC einige. Die Erlösmargen bei diesen Marken seien allesamt ohne Begründung reduziert worden, sagt Beyer und hofft, dass dieser Trend der ungleich langen Spiesse zwischen Markengeschäft und Mono-Brand-Store bald ein Ende findet.

Ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung hin zu Mono-Brand-Geschäften sei allerdings eine gewaltig gewachsene Nachfrage durch Kunden aus China, Russland, Indien und dem Nahen Osten, sagt Beyer. Der Markt an der Zürcher Luxusmeile sei noch nicht ausgereizt, davon profitierten auch die Detaillisten wie Beyer, Meister, Türler, Gübelin, Bucherer oder Les Ambassadeurs. Gemäss Beyers Einschätzung wird es in Zukunft aber noch mehr Uhren-Label-Läden geben. Was denn die Zukunft der Detaillisten betrifft, so sieht René Beyer das Glas immer noch halb voll. Man setzt aber bewusst vermehrt aufs Schmuckgeschäft mit hauseigenen Kreationen. Dieser Bereich generiert nicht nur höhere Margen, sondern lässt sich auch «politisch» weit unabhängiger handhaben als der an die mächtigen Luxuskonzerne gebundene Uhrensektor.

Alte Stammkundschaft
Franz Türler von Türler Uhren und Juwelen am Paradeplatz sieht die Zukunft ebenso beim Detailhandel wie bei den Mono-Brand-Stores, die seiner Meinung nach an Bedeutung noch zulegen werden. Optimale Sichtbarkeit an bester Lage sei für die grossen Uhrenmanufakturen mittlerweile ein Must. Mit IWC, Omega, Cartier, Breguet und Audemars Piguet hätten nunmehr fünf der von Türler vertretenen Marken einen eigenständigen Auftritt an der Bahnhofstrasse. Für den Kunden, der wisse, welche Marke er wolle, böten diese Geschäfte sofortige Wiedererkennung und eine optimale Auswahl an Modellen. Bei den Detaillisten kommen gemäss Türler dafür andere Rahmenbedingungen zum Tragen: etwa eine markenneutrale Beratung und ein persönlicherer Service. So zum Beispiel, wenn ein Kunde keine konkreten Vorstellungen habe, aber eine Uhr in einer ganz bestimmten Preisklasse wünsche. In einem solchen Fall sei man in der Lage, Modelle mehrerer Marken zum Vergleich vorzulegen. Mit der eigenen Uhrenwerkstatt habe ein Detailgeschäft wie sein Unternehmen zudem auch stets das Know-how für eine breite Palette an Uhrenmodellen im eigenen Haus. Überdies führt das alteingesessene Zürcher Uhrengeschäft längst auch eine eigene Uhrenlinie und kann insbesondere im Schmuckbereich mit hochstehenden Eigenkreationen aufwarten.

Detailgeschäfte wie Türler verfügen über einen während vieler Jahrzehnte gewachsenen Kundenstamm. Und diesem gilt es natürlich auch in Zukunft einen optimalen Service zu gewährleisten. Bereits seit 1907 betreibt das 1883 in Biel gegründete Familienunternehmen am Paradeplatz ein Geschäft. Einige Mitarbeiter gehören schon so lange zum Personal, dass sie ganze Generationen von Kunden persönlich kennen.

«Der Markt an der Zürcher Luxusmeile ist noch nicht ausgereizt»
Im Geschäft, das diesen Herbst einer Renovation unterzogen wurde, steht übrigens eine Uhrenattraktion, wie sie wohl nur bei einem Familienbetrieb zu finden ist: das «Modell des Kosmos». Bei Uhrenenthusiasten auch unter dem Namen «Türler-Uhr» weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, ist das 2,20 Meter hohe und 350 Kilogramm schwere, aber äusserst filigran wirkende, astronomische Zeit-Wunderwerk eine Attraktion auch für viele Touristen. Realisiert wurde es aus der Initiative des Patrons unter der Mitwirkung des bekannten Uhrenkonstrukteurs Ludwig Oechslin und des renommierten Uhrmachermeisters Jörg Spöring.

Viele Steckenpferde
Gleich neben Türlers Uhrengeschäft befindet sich übrigens der Blumenladen Marsano. Türler verweist mit Fingerzeig auf den farbenfrohen Nachbarn auf das gute Mietverhältnis mit der Credit Suisse, die gegen alle Trends immerhin an der Bahnhofstrasse den letzten verbleibenden Blumenladen ermögliche. Tatsächlich wurde mit dem Geschäft von Blumen Krämer, das an die Talstrasse umgezogen ist, einer der ältesten Blumenläden von der Bahnhofstrasse verdrängt: An seine Stelle ist Ende 2013 die Uhrenmarke Piaget getreten.

Auf der rechten Seite seines Geschäfts führt Türler einen eigenen Mono-Brand-Store: Für die 2008 von der Swatch Group am ehemaligen Standort von Pelzparadies an der Ecke Paradeplatz/Poststrasse eröffnete Blancpain-Verkaufsstelle konnte er, gleichsam nach dem Motto «das eine tun, das andere nicht lassen», die Geschäftsführung übernehmen.

Beim alteingesessenen Familienunternehmen Meister wiederum kann man sich auf eine über Jahrzehnte natürlich gewachsene Diversifizierung abstützen. Mit dem von Adrian Meister geführten Geschäft für Schmuck und Uhren an der Bahnhofstrasse 33 und zwei weiteren für Silber, Porzellan und Glas an der Augustinergasse und im Haus zur Meisen am Münsterhof, beide unter der Leitung von Bruder Roland Meister, verfügt die Firma über drei Standbeine in der Zürcher Innenstadt.

Die Kernkompetenz liegt seit der Gründung der Firma im Jahr 1881 – damals am Münsterhof 16 – beim Schmuck und insbesondere bei farbigen Edelsteinen. Alle Vorfahren von Adrian Meister, der selber Gemmologe und Jurist ist, waren Goldschmiede. An der Bahnhofstrasse hatte man erstmals 1897 eine Adresse dort, wo heute die Boutique von Blancpain einquartiert ist.

Seine «Steckenpferde» hat der Familienbetrieb sukzessive vermehrt. Mit der Übernahme der Silberfirma Wiskemann 1974 konnte das Angebot im Bereich der Tafelkultur stark ausgebaut werden. Und im Jahr 1957 nahm man sich auch des Geschäfts mit Luxusuhren an. Übrigens eröffnete Meister damals mit dem Einzug in die Bahnhofstrasse Nummer 33 einen Flag-Ship-Store für Omega. Das waren noch andere Zeiten, wie sich Adrian Meister erinnert: Newcomer mussten jene Marken nehmen, welche nicht schon durch andere Detaillisten besetzt waren. Den Einstieg ins Uhrengeschäft machte man also mit einer Marke, die heute wieder einen eigenen Label-Shop an der Bahnhofstrasse führt. Auch Hublot hat erst kürzlich schräg vis-à-vis von Meister eine Verkaufsstelle eröffnet – eine Uhrenmarke, die Meister schon vertreten hatte, als sie noch als Insider-Tipp galt.

Heute gebe es 15 bis 20 Marken, betont Meister, die alle haben wollten. Dass die grossen Brands aber zusehends den Verkauf ihrer Produkte selber an die Hand nähmen, sei eine allgemeine Zeiterscheinung, die für die Detaillisten natürlich die Gefahr des Konzessionsverlusts mit sich bringe. Da sei es ratsam, im Luxusbereich ein breitgefächertes Angebot zu haben – und etwa ein Uhrmacher- und Goldschmiedeatelier mit versierten Fachkräften im eigenen Haus zu betreiben. Wer nämlich nicht bloss auf Marken versessen sei, so Meister, erhalte in seinem Geschäft die Möglichkeit, einen qualifizierten Service zu bekommen oder mit dem hauseigenen Juwelier eine ganz persönliche Schmuckkreation zu realisieren.

LG Giacumin

Uhren - Keine Zeit für fette Margen (K-Tipp)

Dank Absprachen erzielt die Uhrenindustrie mit fetten Margen überhöhte Preise. Trotz Eingreifen der Wettbewerbskommission hat sich daran nichts geändert.
Die Margen im Uhrengeschäft sind gigantisch. Kostet eine Uhr in der Herstellung 1000 Franken, legt der Hersteller den empfohlenen Verkaufspreis fünfmal höher fest - bei 5000 Franken. Dieser empfohlene Verkaufspreis der Marktführer ist dabei mehr als eine Empfehlung.
Tatsächlich fühlen sich viele Uhrendetaillisten im Würgegriff der Hersteller. Diese schicken laut Detaillisten Späher aus, die den Handel kontrollieren. Wer den Richtpreis der Hersteller nicht befolgt und Uhren im Schaufenster mit Rabatt anpreist, kriegt Ärger. Wer Uhren über die Grenze verkauft, riskiert gar, die Konzession zu verlieren.
Kunden haben kaum Chancen auf Rabatt
Die Einschränkungen gehen noch weiter. Per Vertrag verbieten Hersteller wie Cartier, Rolex oder Bulgari ihren Konzessionären, die Uhren auf dem Versandweg oder übers Internet zu verkaufen.
Das Resultat: Ob in Bern oder St. Gallen, eine Omega Seamaster Professional Chronograph kostet in der ganzen Schweiz 3200 Franken. Vergeblich hält man nach tieferen Preisen oder Rabattangeboten Ausschau.
Die Wettbewerbskommission (Weko) hat deshalb eine Untersuchung eingeleitet und Anfang September eine Einigung präsentiert: Darin verspricht die Uhrenindustrie, künftig auf einheitliche Margen zu verzichten. Jeder Detaillist wäre demnach frei, zu welchem Preis er seine Uhren verkaufen will.
Doch die Uhrenindustrie scheint auch Wochen nach der Einigung nicht gewillt, auf ihre Traummargen zu verzichten. Das zeigt eine Stichprobe von Kassensturz bei verschiedenen Uhrengeschäften.
«Die Vereinbarung mit der Weko hat nicht viel geändert», sagt Patrick Frischknecht, Generaldirektor des Detaillisten Les Ambassadeurs. Auch bei Juwelier Kurz äussert sich das Verkaufspersonal skeptisch zu einer Preissenkung, da die Uhrenhersteller genau schauen würden, dass nicht zu viel Rabatt gewährt werde. «Die Abmachung mit der Weko ist reine Wortklauberei», ärgert sich André Hirschi, Präsident des Verbandes der Uhrengeschäfte.
Sinken die Preise nicht, will die Weko Bussen aussprechen
Den Widerstand der Hersteller will die Weko nicht kampflos akzeptieren. «Wenn sich herausstellt, dass sich nichts ändert, müssten wir Sanktionsmassnahmen einleiten», sagt Weko-Vizepräsident Walter Stoffel. «Die einvernehmliche Regelung mit der Uhrenindustrie ist doch kein Maskenball.» Falls sich bei den Uhrenpreisen nicht bald etwas ändert, will die Weko Bussen aussprechen.

Daniel Mennig

Gübelin verliert sieben Marken von Swatch
Gübelin muss künftig auf Uhrenmarken wie Omega oder Longines verzichten. Der Swatch-Konzern hat dem Luzerner Uhrenhändler die Verträge gekündigt und bewahrt Stillschweigen über die Motive.
22.08.2014

Swatch und Gübelin gehen künftig getrennte Wege

Der Uhrenhändler Gübelin muss ab Januar auf sieben Marken des Swatch-Konzerns verzichten. Einzelne Marken der Swatch-Group hätten entschieden, andere Handelspartner als Gübelin zu wählen, sagte eine Sprecherin des Uhrenkonzerns auf Anfrage und bestätigte damit eine entsprechende Meldung der «Handelszeitung».

Der Entscheid sei von den Marken Breguet, Blancpain, Omega, Longines, Rado, Mido und Tissot eigenständig gefällt worden, sagte Sprecherin Béatrice Howald. Es handle sich deshalb nicht um einen Konzernentscheid sondern um einen Markenentscheid. Die Swatch-Marken Glashütte Original und Calvin Klein blieben Gübelin auch im nächsten Jahr erhalten.

Keine Angaben zu den Gründen
Ein solches Vorgehen sei normal bei der Umsetzung der Vertriebsstrategie der einzelnen Marken und komme weltweit häufig vor, sagte Howald. Zu den Gründen wollte Swatch keine Angaben machen.

Den mit acht Boutiquen in der Schweiz präsenten Uhrenhändler Gübelin traf die Meldung im Juni aus heiterem Himmel, wie der Chef des Luzerner Familienunternehmens, Raphael Gübelin, am Freitag der «Neuen Luzerner Zeitung» sagte. Die Gründe, zu denen er sich ebenfalls nicht äussern wolle, könne er nicht nachvollziehen. «Wir haben meines Wissens die Marken nicht falsch behandelt, das Umfeld stimmte, die Performance auch», sagte Gübelin. Umsatzrückgänge seien nun im nächsten Jahr nicht ausgeschlossen.

Die Situation sei aber nicht existenzbedrohend, da man nebst Uhren auch Schmuck verkaufe. «Wir sind zuversichtlich, dass wir keine Entlassungen werden aussprechen müssen.»