Hallo,

in einem Konvolut von Teilen und Werkzeugen das ich mir letztlich in die Hände gefallen ist war auch verstreut und in Einzelteilen eine alte und durch die bei Uhrmachernachlässen leider oft übliche, schlechte Lagerung im feuchten Keller rostige 6mm Lorch.



Kiste, Spannzangen und Zubehör haben sich gefunden und irgendwie hat es mich in den Fingern gejuckt, sie nicht so wie sie ist in der Bucht zu versenken, sondern zu schauen was ich daraus machen kann.

Leider ging es nicht gut los: Beim Lösen der Spannzange die drin ist mir Griff des Spannschlüssels quasi unter den Fingern zerbröselt:



Gibt es Chancen dafür Ersatz zu bekommen oder werde ich mir selbst etwas schnitzen müssen? Die Frage wäre dann noch aus welchem Material. Und wie die feine Verzahnung nachbilden? Schwierig. Hat jemand eine gute Idee für mich?

Nach der durch festgegammelte Schrauben schwierigen Zerlegung kamen alle Teile erst mal länger ins Colabad. Durch die Säure wird Rost schwarz und lässt sich gut abputzen oder mit Ultraschall absprengen. Das kann man so lange machen bis man auf blankem Metall ist.



Bei Spindelstock, Reitstock, Wange, Knebel, Klemmen etc. habe ich die nicht maßkritischen Außenseiten mit Glasmehl und Glasperlen saubergestrahlt. Die Lagerflächen natürlich nicht, die habe ich abgeklebt/abgedeckt.



Die ursprüngliche Vernickelung war davor schon beschädigt, um die war es daher nicht schade. Damit die Teile nicht gleich wieder Flugrost ansetzen habe ich sie erst mal eingeölt. Nun stellt sich die Frage der endgültigen Oberflächenbehandlung. Neu vernickeln? Die Kleinteile wie Knebel ja. Bei den großen weiß ich nicht ob mir das in vernünftiger Qualität gelingt. Vernickeln lassen? Damit habe ich keine Erfahrungen und wüsste nicht wo ich mich hinwenden kann und ob das nicht teuer wird. Lackieren? Das scheint mir ein gangbarer Weg. Nur welchen Lack? Phil hat mal was zu Traktorlack geschrieben, aber ist das das Richtige für so kleine Maschinen? Wie würdet es angehen?

Viele Grüße
Norbert

Griff: Google nach "normteile rändelmutter"

Lackierung: mit etwas Uebung klappt es mit Hammerschlaglack aus der Dose ganz ordentlich.

Chemisch vernickeln ist keine große Sache und geht auch ganz gut in Vertiefungen rein.
Die Schichtdicke ist sehr klein. z.B. 10µ
Das heisst, die Oberfläche wird nicht besser dadurch.
Ich würde die Funktionsflächen abkleben und den Rest trovalisieren.

Die Rändelung an der Anzugsstange ist zum Aufspritzen des Kunststoffe gedacht gewesen.
Drechsel Dir ein Handrad aus edelem Holz und klebe es auf die Rändelung.
Besser, weil weniger unwuchtgefährdet ist ein aufgepresstes Rad aus Alu das dann nochmal überdreht wird.

Wenn Du bei Mädler oder Misumi unter Riemenscheiben guckst kriegst Du solche auch in Kunststoff ( wenn Du Rändel brauchst, kannste Du Zahnriemenscheiben nehmen Rändelmuttern zum Innenausbohren gibt es bei Hornbach! Allerdings glaube ich in Stahl - schwer!!! holz ist eine schöne lösung allerdings wenn Edelholz brauchst Du einen günstigen Lieferanten und passenden Zuschnitt weil sonst teuer .... ( wenn Du Grenadill nimmst bist Du bei Musikhölzern gut aufgehoben, da hier u.A. große Scheiben für die Reparatur von Klarinetten uCo angeboten werden!

Danke für die Tipps.

Als Kleinuhrschrauber verfüge ich nicht über die Möglichkeit zum Trowalisieren und wüsste auch bei den mir bekannten Großuhrenschraubern niemanden der das nutzt.

Warum Hammerschlaglack? Wie grundieren?

Die Grundform einer flachen Rändelmutter passt schon. Bevor ich klebe würde ich versuchen die passend ausgebohrte oder aufgeriebe Rändelmutter heiß auf das kalte Anzugsrohr zu pressen. Holz zu drechseln ist auch ein guter Vorschlag, vielleicht probiere ich das mal mit einem Stück MDF. Ich glaube Wahli hatte mal einen aus MDF angefertigten Holzsockel für eine Uhr dabei, das sah fertig lasiert gar nicht schlecht aus. Wenn's gelingt kann ich mir immer noch ein edleres Holz suchen.

Viele Grüße
Norbert

Heute ging es weiter.

Die Spannzangen und alle nicht Perlgestrahlten Teile lagen die ganze Zeit in Cola. Ich habe sie jeden Tag mal rausgefischt und in den Ultraschallreiniger getan. Ich benutze kein besonderes Reinigungsmittel sondern einfach Wasser mit einem Schuss Spüli. Nach jedem Durchgang war das Wasser nicht mehr klar, sondern dunkel. Das Cola sieht jetzt auch nicht mehr besonders lecker aus.

Nach dem Colabad sehen die Teile mattgrau und hässlich aus.



Ich habe experimentiert wie ich das wieder ändern kann ohne maßhaltige Teile zu verändern. Als sehr effizientes Verfahren, das zu einer annhembaren Oberfläche führt hat sich Bürsten mit einer ganz feinen Drahtbürste gezeigt.



Vorher und nachher:



Weil das so gut geklappt hat habe ich gleich noch probiert, wie die Bürste sich auf der Oberfläche der gestrahlten Teile auswirkt und bin hoch zufrieden. Damit sie nicht gleich wieder rosten, habe ich alle Teile noch in zerlegtem Zustand in einer Mischung aus Benzin und Motoröl getaucht. So trage ich einen dünnen Ölfilm auf ohne die Teile mit Öl vollzupampen und durch die Dünnflüssigkeit kommt die Emulsion auch in die feinsten Ritzen. Ich belasse das jetzt erst einmal so und verzichte auf Lackierung oder Galvanisierung. Wenn ich feststellen sollte dass sich wieder Flugrost bildet, kann ich das ja jederzeit nachholen.



Nun muss ich mich noch dem Handrad widmen.

Gruß
Norbert

Besser als Öl ist für die Konservierung mikrokristallines Paraffin.
Z.B. Aero 46 (stinkt beim Aufsprühen leider nach Petroleum)
oder Doc Schmitz Akropolis Antikwachs (kann man nicht kaufen)

Wir verwenden das hier:
http://www.vankaathoven-tt.nl/shop/index...p_id=13&lang=DE

lg Christian

Ja, Renaissance Wax ist sehr empfehlenswert !