Den Zeitraum zwischen 1950 und 1965 halte ich auch für wahrscheinlich. Bei der in der Bucht angebotenen Bohmeyer mit dem eckigen Zifferblatt und recht modernem Gehäuse war bei einem Blatt der Beschreibung das Datum "25.5.70" zu erkennen. Das dürfte dann wohl eine der letzten gewesen sein.

Die Revision ist nicht anders als bei anderen Uhren und weniger kompliziert, als bei Uhren mit Schlagwerk. Ich habe vorher einen Stromlaufplan gezeichnet und einige Fotos gemacht. Räder mit besonderen Montagepositionen gibt es nicht.
Mit den Quecksilberröhren muss man halt sorgsam umgehen. Sie sind aber weit weniger empfindlich als ein rohes Ei.
Der doppelte Nocken für den Nachlaufkontakt machte mir etwas Ärger. Keine der beiden Feststellschrauben saß an der richtigen Position, wo die Welle abgeflacht ist. Ich habe ein neues Gewindeloch hergestellt.

Ich hatte erst mächtig mit den Einstellungen experimentiert, bis ich das Prinzip erkannte. Bei dem Ebay-Angebot sind aber Bilder der Beschreibung und Einstellungen dabei, die man runterladen kann.

Roland

Im Anhang findet Ihr ein PDF-Dokument, welches ich aus Informationen im Web zusammen gestellt habe.
Es enthält Stromlaufplan, Beschreibung und Einstellhinweise für eine Bohmeyer-HU.

Roland

Vielen Dank für die Veröffentlichung der Einstellhinweise...
Ich bin neu im Forum, die Benzing Signaluhr läuft seit über 10 Jahren bei mir im Wohnzimmer (als reine Zeituhr). Eine Herstellerbezeichnung hat sie nicht.

Jetzt trat der im Dokument beschriebene Effekt auf, dass der Pendelausschlag immer größer wurde, der Minutenzeiger übersprang und die Uhr dadurch stark vorging.

Ohne die Einstellanweisung habe ich es zwar 'irgendwie' richten können (ich weiß eigentlich immer noch nicht, wo die Ursache lag, vermutlich ein hängender Microschalter), aber dabei habe ich auch die Einstellung verändert. Das bekomme ich jetzt hoffentlich wieder exakt hin.
Leider gibt es ja gewisse Unterschiede zwischen der Bohmeyer-Kontakteinstellung und der Benzing-Ausführung mit Microschaltern.

Für Unbedarfte ist wichtig zu wissen, dass diese Microschalter die volle Netzspannung auf den Aufzugsmotor schalten, also 230 Volt.
Bei der Einstellerei sollte man also wissen, was man tut und die erforderliche Vorsicht walten lassen.

Gruß
Norbert

Leider kann ich meinen obigen Beitrag nicht mehr bearbeiten - deshalb hier die Aktualisierung.

Zuerst muss ich noch einmal betonen, dass die elektrische Aufzugsvorrichtung doch wesentlich anders funktioniert als beim Bohmeyer-Original.
Die Beschaltung muss man daher selbst noch mal aufnehmen.
Die Bohmeyer-Einstellvorschrift ist zwar hilfreich, passt aber nicht in allen Details.
Mal sehen - vielleicht schreibe ich mal mehr dazu, wenn ich mit der Einstellerei fertig bin.

Der bisherige Stand war der, dass das Problem (Überspringen des Minutenzeigers durch zu starken / zu häufigen Aufzug) nur sporadisch auftrat.

'Fasste ich die Uhr an', funktionierte es erstmal wieder normal...

Jetzt endlich konnte ich den Schuldigen identifizieren: Der Microschalter von Kontakt 2 ist defekt, hängt zeitweilig und schaltet dann dauerhaft den Aufzugsmotor ein.

Dies ist ein deutlicher Nachteil gegenüber der Bohmeyer-Variante: Der Microschalter ist eben im geschlossenen Gehäuse, eine Blackbox...

Dieser Kontakt 2 ist der am häufigsten schaltende... 2 mal pro Minute, macht also pro Betriebsjahr über 1 Million Schaltungen. Da muss ja irgendwann Schluss sein...

Glücklicherweise kann man den Schalter Honeywell 11SM1-T24 <bzw. eine sehr ähnliche Variante vom gleichen Hersteller als Umschalter, aber auch als kompatibles Modell von anderen Herstellern> noch kaufen, z.B. über das große Auktionshaus.
Man muss aber aufpassen: Von den Abmessungen her passende Schalter für wenig Geld sind nicht für die Spannung 250 V AC geeignet. Jedenfalls habe ich keinen wirklich günstigen Ersatz gefunden. Und wenns nicht wesentlich günstiger geht, kaufe ich natürlich ein Original...

Weil ich nicht die Goldstaub-Preise der deutschen Anbieter für einen Schalter vom Originalhersteller zahlen wollte, kommt Ersatz jetzt aus GB... dauert also etwas.

Ich melde mich wieder, wenn die Uhr dann wieder zuverlässig läuft.

Gruß
Norbert

So,
die Uhr läuft wieder zuverlässig und exakt.

Da die Einstellung nach dem oben downloadbaren Bohmeier-Dokument teilweise in die Irre führt, liefere ich hier noch eine Einstell-Anweisung mit zusätzlichen Erklärungen.

***** Es geht hier um die Benzing-Hauptuhr mit rechteckigem Zifferblatt und einer Aufzugs- und Nachlaufeinrichtung, die über 4 gekapselte Mikroschalter gesteuert wird *****

****** Achtung! Die gesamte Aufzugsvorrichtung wird mit voller Netzspannung von 230 Volt betrieben. Diese liegt daher auch an den Mikroschaltern an! ******
****** Alle Angaben absolut ohne Gewähr, die Arbeiten dürfen nur von Sachkundigen durchgeführt werden ******

****** Bei Funktionsstörungen der Aufzugsvorrichtung unbedingt zuerst bei den Mikroschaltern suchen, ohne etwas zu verstellen! Das spart viel überflüssige Arbeit! Es kann sich eigentlich nichts von selbst verstellen oder verschleißen. ******

- Für allgemeine Referenz das Bohmeier-Dokument verwenden. Es gibt jedoch erhebliche Abweichungen. So fehlt etwa das Relais, dessen Einschaltung als Einstell-Referenz verwendet werden soll...

Ich empfehle, zur Prüfung der Mikroschalter die Zuleitungen abzuklemmen. Die Schalter sind teilweise parallel, teilweise in Reihe geschaltet und man wird sonst von der Überlagerung der Schaltimpulse genarrt.

Ich empfehle, zur Einstellung des 'Normalaufzugs' die Nachlaufeinrichtung total abzuklemmen.
Dazu das schwarze Kabel, das vom vierpoligen Anschlussblock zum Synchronmotor-Anschlussblock führt, abklemmen und isolieren.
Die Stromzuleitung zum Kontakt 1 vom Anschlussblock ganz rechts auf die Phase (2. Klemme von links) legen.
Gelöste Kemmenschrauben wieder anziehen, wo noch andere Leitungen aufliegen.

Ich beginne mit Kontakt 1 - dem an der Sekundenzeigerwelle.

Dieser schaltet 3 Strich 'vor voll' ein, wenn die Klinke des Schalters in die Nut der Welle einfällt.

Ggf. Sekundenzeiger richtig stellen.

Die Spannung wird direkt auf den Synchronmotor geschaltet.
Ein Relais wie in der Bohmeier-Anleitung beschrieben gibt es nicht.

- Der genaue Ausschaltzeitpunkt von Kontakt 1 spielt keine Rolle.

Kontakt 1 startet den Synchronmotor, den weiteren Ablauf und die Abschaltung übernimmt Kontakt 2:

Kontakt 2 schaltet den Motor ein, 'solange hoch'. Er sorgt somit dafür, dass der Stromwendeschalter jeweils genau bis an die nächste Endposition fährt, nachdem der Prozess durch Kontakt 1 gestartet wurde.

Die Einstellung auf der Welle muss so sein, dass beide Quecksilberschalter bei Ausschaltstellung des Schalters 2 von vorne betrachtet links unten in gleicher Höhe stehen.

Nachdem dieser 'Normallauf' einige Zeit getestet wurde, können die vorher ab / umgeklemmten Kabel wieder in die Normalposition umgelemmt werden.

Falls vorher die Speicherscheiben gelöst wurden, kann man sie nach der Bohmeier-Anleitung 'Grobeinstellung' grundeinstellen.
Zu beachten ist dabei die Stellung des Sekundenzeigers auf Strich 20, was 15 Sekunden, also 90° entspricht.
Bei meinem ersten Versuch stimmte zuerst die Einstellung der oberen Scheibe 'V' nicht.
Dies führte zu einem zu starken Aufzug, was an hartem, lauten Laufgeräusch der Uhr und erheblich vergrößertem Pendelausschlag zu erkennen war.
Nachdem ich die Scheibe nochmal gelöst hatte (diese stand unter Vorspannung), stellte ich sie nochmal wie in der Grundeinstellung beschrieben ein.
Seitdem ist alles wieder gut...

Anzumerken ist noch, dass - wie in der Bohmeier-Anleitung beschrieben - in Normalpostion die obere Kante des Uhrgewichts ca. 315 mm unterhalb der Zeigermitte steht.
Es steht also deutlich tiefer als in einem Beitrag oben beschrieben.
Die Gangreserve beträgt somit sehr deutlich weniger als 12 Stunden.
Gemessen habe ich sie bisher nicht.

Der Pendelausschlag ist beidseitig bis 2.1

Gruß
Norbert

Danke für die ausführliche Erläuterung.

Einen Hinweis habe ich noch zum Kontakt 1. Aus meiner Sicht ist dessen Ausschaltzeitpunkt nicht beliebig.
- Er muss mindestens solange geschlossen bleiben, bis der Kontakt 2 sicher geschlossen ist. Sonst läuft der Motor nur kurz an und der Minutenpuls findet nicht statt.
- Er muss sicher geöffnet haben, bevor der Kontakt 2 öffnet, sonst startet ein zweiter Minutenimpuls.

Roland

Hallo Enno,
du hast sicher recht. Eine Mindesteinschaltdauer muss gewährleistet sein, sonst läuft der Motor sogar wieder ein Stück zurück.
Jedoch lässt sich die Einschaltdauer gar nicht wirklich einstellen...

Es ist wohl auch so, dass diese fehlerhafte ruckweise Einschaltung des Synchronmotors, die du sicher auch kennst, letztlich von einer falsch eingestellten Nachlaufeinrichtung her kommt.
S1 liegt mit S3 (Speicherscheibenkontakt) in Reihe.
Steht die Speicherscheibe falsch, kann man S1 daher nicht richtig einstellen und die Überlagerung auch mit S4 führt zu den Fehlschaltungen.

Klemmt man die Nachlaufeinrichtung ab, passiert das nicht mehr.

Daher halte ich es für unabdingbar, zuerst S1 (+S2) bei überbrückter, funktionsloser Nachlaufeinrichtung korrekt einzustellen.
Die korrekte Einstellung von S1 (+S2) ist ja schließlich Bedingung für die Einstellung der Speicherscheiben, die daher erst später erfolgen kann.

---------

Mann, dieser Mikroschalter muss schon ewig 'ne Macke gehabt haben. Mir war über Jahre hinweg unerklärlich, warum die Uhr sporadisch immer mal wieder vorging.

Aktuell habe ich über ca. 3 Monate immer wieder dran rumgedoktert. Dieser Mikroschalter funktionierte eben immer wieder nur sporadisch nicht. Und ich Blödmann habe sämtliche Einstellungen verstellt, bevor ich diesen Fehler endlich gefunden habe.

Ich bin auch eigentlich kein Uhrenbastler - aber die Uhrmacher, die meine anderen Uhren reparieren, gehen an die Benzing nicht ran.
Weil ich die nicht aufgeben und auch nicht ein Vielfaches des ehemaligen Kaufpreises investieren wollte, musste ich eben selber ran...

Gruß
Norbert

Hauptsache ist, das Ziel wurde erreicht, diese alte Uhr lebendig zu erhalten. Und nebenbei hat man etwas dazu gelernt.

Das Ruckeln des Synchronmotors beim Beginn des Arbeitszyklus' könnte auch eine andere Ursache haben: Dieser Typ von Synchronmotoren läuft grundsätzlich in beide Drehrichtungen. Es ist reiner Zufall, welche Richtung der Rotor beim Anlauf wählt. Erst die im Motor eingebaute Sperre verhindert, dass der Motor in die "falsche" Richtung dreht.
Beim Start in die gesperrte Richtung gibt es daher immer einen "Fehlstart". Nachdem der Rotor gegen die Sperre gelaufen ist, vibriert er einen Moment, bis er in die freie Richtung läuft. Dieses Ruckeln ist deutlich zu hören.

Inzwischen habe ich den dritten Motor bei meiner Benzing/Bohmeyer eingebaut, weil diese Rücklaufsperren aufgrund von mechanischem Verschleiß nicht mehr sicher funktionierten.

LG
Roland

Mal wieder ein kleines Update:
Plötzlich ging die Uhr pro Tag über 2 Minuten nach.
Ursache war die Pendelfeder, die plötzlich einen Frosch (Knick) in einem der beiden Federbleche hatte.
Dadurch wurde das Pendel wohl nicht mehr in gerader Bahn geführt, sondern verkantete etwas...
Nach Austausch der Pendelfeder und Nachjustierung läuft die Uhr jetzt äußerst genau, genauer als je zuvor.

Wie der 'Frosch' in die Feder gekommen ist - keine Ahnung. Wir hatten kein Erdbeben, es wurde nichts an der Uhr demontiert oder bewegt.
Das Pendel mit den beiden parallel montierten Gewichten ist schon ziemlich schwer.
Vielleicht Materialermüdung der Feder, die sich so zeigt?

Gruß

Hallo Norbert,
normalerweise entsteht so ein Knick in der Pendelfeder durch einen Stoß oder Schlag gegen das eingehängte Pendel. Das ist ein Klassiker wenn die Uhr transportiert wird ohne das das Pendel vorher ausgehängt wird.
Materialermüdung kann ich mir als Grund dafür eigentlich nicht vorstellen.

lg Christian

Hallo Christian,
danke erstmal für die Antwort.
Genau da, wie du schreibst, hätte ich die Ursache auch vermutet.
Nun ist es aber so, dass die Uhr 15 Jahre am gleichen Platz hängt und das Pendel während dieser Zeit nicht ein mal abgehängt wurde.
Daher verstehe ich es es nicht.

Gruß
Norbert