Hallo,

vor kurzem bin ich auf Armbandwecker aufmerksam geworden. In den Literaturhinweisen habe ich dazu ja auch schon ein Buch zu diesem Thema vorgestellt.

Als Hobbyschrauber möchte man so ein Werk natürlich auch mal selbst zerlegen und zusammensetzen. Als Übungsobjekt habe ich mir einen Armbandwecker mit dem Poljot-Kaliber 2612.1 ausgesucht, da Uhren mit diesem Werk relativ günstig zu bekommen sind.

Bereits von außen fällt die zweite Krone und der zusätzliche Zeiger auf, der verrät das es sich dabei um keine 'normale' Uhr handeln kann.



Über die zusätzliche Krone bei 2 Uhr wird der Wecker bedient:
Krone in Grundstellung: Weckerfeder aufziehen / Alarm Ein
Krone gezogen: Weckzeit einstellen (nur in eine Richtung möglich) / Alarm Aus

Nach dem Öffnen der Uhr erkennt man einen Stift der am Deckel befestigt ist. Wird das Läutwerk ausgelöst, schlägt der Läutwerk-Hammer gegen diesen Stift und erzeugt so den Weckton.



Beim Poljot 2612 handelt es sich um ein modifziertes AS 1475.

Die Unterschiede zum AS 1475: Die Funktion Alarm Ein/Aus ist getauscht. Beim AS 1475 ist der Wecker bei gezogener Krone aktiviert. Das AS 1475 besitzt Winkelhebelschrauben. Beim Poljot 2612 werden hier Stifte verwendet, die auf der Zifferblattseite mit Federn gegen gehalten werden.

Markant ist die Form der beiden übereinander angeordneten Brücken auf der Werkseite. Im folgenden Bild mit ausgebauter Unruh gut zu erkennen. Vorne rechts ist hier auch gut der Läutwerk-Hammer zu erkennen, der gegen den Stift auf dem Gehäuseboden schlägt.



Das Werk besitzt zwei Federhäuser. Links im Bild, das Federhaus für das Gangwerk, rechts das Federhaus für das Läutwerk.



Interessanterweise sind beide Federn unterschiedlich geformt. Links die Feder des Gangwerks, rechts die Feder des Läutwerkes.



Nach dem Ausbau der Läutwerk-Federhausbrücke erkennt man das Läutwerkrad, das im Eingriff mit der Läutwerk-Federhaustrommel steht. Das Läutwerkrad wiederum bewegt den am Läutwerk-Hammer befestigten Läutwerk-Anker.



Hier nochmal die Teile im ausgebauten Zustand:



Das nächste Bild zeigt die Zifferblattseite mit den Bauteilen die zum Läutwerk gehören. Noch nicht montiert ist das Auslöserad, das später über dem Stundenrad sitzt, sowie die Brücken, die später alle Teile in Position halten.



Im nächsten Bild sind dann alle Teile auf der Zifferblattseite montiert, bis auf die letzte Brücke, die rechts zu sehen ist.



Hier nochmal das Stundenrad mit den drei Stiften die später in das Auslöserad greifen um das Läutwerk auszulösen, das Auslöserad und die Auslösungsrad-Brücke im ausgebauten Zustand:



Fertig montiert, sieht die Zifferblattseite dann so aus:



Zum Abschluss noch ein paar weiterführende Links:
Ranfft: Poljot 2612
Ranfft: AS 1475
1970’s Poljot Alarm Watch Restoration
Dokumentation zum Werk auf CousinsUK (Anmeldung erforderlich))

LG
Sigi

Hallo Siggi, ein schöner Bericht! Danke!
Da kann man sehen, dass die "Russen-Uhren" nicht so schlecht waren. Die älteren hatten noch geschliffene Sperräder und polierte Schrauben.
Übrigens die Zugfedern sind unterschiedlich, da für das Weckwerk eine einfache Feder genügt. Die S-Form dient ja zu besseren Kraftentfaltung bzw. zur gleichmäßigeren Energieabgabe, was für ein gutes Gangergebnis wichtig ist.

LG Thomas

Hallo Siggi,

Danke für den Bericht.
Von diesen "Weckern" hab ich eine kleine Sammlung, darunter zwei "Russen, modern" und zwei ältere AS-Werke.
Zum AS-Werk : laut den mir vorliegendem Buch über ArmbandWecker gab es das AS 1475 in beiden Varianten betreffs der Einstellung Wecker, hier liegt ein zeitlicher Abstand vor.

schau:


Gruß,
derTeichfloh

So gut diese frühen Uhren aus Russland auch sind, so hapert es doch teilweise an Details. Ich habe mir auch mal eine ungetragene Uhr dieser Art gekauft, und beim ersten Tragen blieb die Uhr sofort stehen. Also auseinander mit dem Hobel. Der Fehler war ganz einfach ein Grat, der sich aus einem Gewindeende gelöst hat und ins Räderwerk gefallen ist. Eigentlich schade, dass so eine hochwertige Uhr für den Endkunden dann wertlos ist - wegen so einem banalen Fehler.

Gut gemacht sind diese Uhren aber schon. Auch die frühen Doppelstopper waren noch qualitativ viel besser als die späteren. Auch da hat man dann schon gespart, z. B. an der Schraubenpolitur.

Danke für den schönen Bericht.

Frank

Frank, da gebe ich dir Recht! Leider hat die Qualität ab den 90igern stark abgenommen.
Wahrscheinlich auch alles eine Geldfrage der Hersteller. Man hat wohl dann mehr auf die bunte Vielfalt der Zifferblätter und Gehäuse gesetzt.

Gruß Thomas

Tolle Anleitung. Ich weiß nicht, ob das hier gestattet ist, falls nicht, bitte ich um Verzeihung. Hier mal ein Foto einer 2612.1-Poljot mit Glasboden. Schön zu sehen, wozu der Stift auf der Innenseite des Bodens dient:



Und hier noch ein Muß für alle Armbandwecker-Fans: >>Armbandwecker<<

Moin,

doch ist erlaubt und auch wünschenswert. Denn immerhin geht es hier in der Werkstatt um Erfahrungsaustausch und sammeln. Der Grund liegt hauptsächlich darin begründet das viele der alten Uhrmacher, doch Ihr Wissen oftmals mit ins GRab nehmen und den nachfolgenden Generationen nur noch das "Rätseln" darüber bleibt.

Übrigens schicker Russenticker mit Sichtweite ;-)

LG Nico

PS: Magst Dich auch noch vorstellen in der entsprechenden Rubrik?

Die Konstruktion mit dem geklebten Glasstift halte ich schon für mutig.

Frank

Hallo Thomas,
vielen Dank für die Erklärung mit den unterschiedlichen Formen der Federn! Das klingt einleuchtend.

Hallo Teichfloh,
das ist ja eine schöne Auswahl an Armbandweckern. Vielen Dank für den Hinweis auf die verschiedenen Varianten des AS 1475!

Hallo 10:10,
erstmal ! Vielen Dank für die Detailaufnahme vom Glasboden mit dem eingeklebten Stift. Wie 'laut' ist den diese Konstruktion mit dem Glasboden?

Hallo Frank,
ich habe auch eine ältere Molnija Taschenuhr, die merklich besser verarbeitet ist, als das hier gezeigte Werk. Es scheint wohl so zu sein, das die Qualität nach dem Zusammenbruch der UdSSR nachgelassen hat (zumindest ist das mein unmaßgeblicher Eindruck).

LG
Sigi

Hallo Sigi,

was die Qualität späterer Werke angeht, dein Eindruck ist richtig. Kann man inzwischen sehen - leider. Ich nenne soetwas kaputt-optimieren. Ist mir übrigents zuerst bei Atmos-Uhren aufgefallen...

hallo Frank,
mutig? Warum? Es gibt guten Kleber für Glas. Wenn das richtig gemacht wurde, hält das auch ewig. Oft erfolgt vor dem Kleben auch eine chemische Vorbehandlung des Glas´s, was die Haltbarkeit verbessert.

aber es würde auch mich interessieren, wie laut das ist.

Gruß,
derTeichfloh

So, dann will ich das mit den Klangbeispielen mal versuchen:

1. Poljot mit Glasboden und dem geklebten Stift (2612.1)
2. Poljot mit Metallboden (2612.1)
3. Vulcain Cricket (V11)

Die Soundfiles sind unter gleichen Bedingungen mit einem Samsung Tablet aufgenommen worden. Ich finde, der Glasboden macht keinen Unterschied aus.

Hallo Sigi,

vielen Dank für Bericht über das Poljot 2612.1. Nun weis auch wie das Werk in meiner Uhr aussieht. Da ich die Uhr vor ca. 20 Jahren neu gekauft hatte und sie immer einwandfrei lief, hatte ich noch keinen Grund einmal nachzusehen. Dies habe ich jetzt gemacht um das Kaliber zu bestimmen. Es handelt sich bei der Uhr um eine Sonderserie des Buran - Weckers mit dem Poljot 2612.1 ohne den großen roten Stern auf dem Zifferblatt. Poljot weis selber nicht mehr, dass diese Variante jemals gebaut wurde.

Gruß

Fridspeed

Danke für die Töne. Ist bei mir ähnlich.
Auf dem Tisch liegend (seitlich) ist es ausreichend laut. Auf dem Boden liegend - hängt vom Untergrund ab, aber leise. Getragen - kaum hörbar, aber gut spürbar.

Gruß,
derTeichfloh

Hallo 10:10,
vielen Dank für die Soundfiles! Finde ich sehr interessant. Ich hätte vermutet, das die Vulcain wegen ihrer besonderen Boden-Konstruktion lauter ist - aber dafür ist sie warscheinlich genau so laut wenn sie am Handgelenk getragen wird?

Hallo Phil,
vielen Dank für die Glückwünsche :-)

LG
Sigi