Hallo werte Freunde der Uhrentechnik,

ich möchte mich heute einmal mit einer allgemeinen Frage an Euch wenden.
Aus der Not heraus habe ich eine Räderschneidmaschine nach dem Vorbild einer Bergeon konstruiert und gefertigt.
Dabei habe ich einen fertigen Support und 2 Spindeln von Uhrmacherdrehbänken verwendet.
Außerdem konnte ich drei Teilscheiben ersteigern, die die gleiche Mittelbohrung besaßen.
Somit habe ich nun die Möglichkeit, fast alle Zähnezahlen zu fräsen.
Lt. der Fa. Bergeon ist deren Maschine dank Vibrationsdämpfer auch zum Schneiden von Trieben geeignet.
Der Vibrationsdämfer befindet sich rechts und dient zum Stützen der Welle.
Das Schneiden von Rädern funktioniert nach ersten Testläufen auch hervorragend.
Nun aber möchte ich damit auch Triebe schneiden und besitze allerdings keine Erfahrung darin.
Lt. der Fa. Thornton ist die Umdrehung der Frässpindel nicht zu hoch zu wählen.
Hier im Forum habe ich gelesen, das das Ergebnis bei 250 U/min. sehr gut ist.
Welchen Stahl kann man verwenden?
Welchen Vorschub bei welcher Materialtiefe ist angebracht um den Fräser nicht gleich zu schrotten?
Über Tips, Anregungen und Hilfe bin ich sehr dankbar.
Im Anhang noch ein paar Bilder der Maschine.
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Da hast du ja ein hübsches Maschinchen gebaut.

Bezüglich der Drehzahl gibt es 3 Bedingungen die man berücksichtigen muss.

1. Die Schnittgeschwindigkeit die der Fräser aushält. Hier wohl HSS wenig geschmiert oder trocken. Das sagt dir der Hersteller. Z.B. max. 200 m/min bei Messing oder 50m/min bei weichem Stahl.
2. Die Schnittgeschwindigkeit die die beste Oberfläche erzeugt. Das wird bei dieser Maschine wahrscheinlich niemals erreicht werden. Weil vorher:
3. Die Drehzahl, bei der noch erträgliche Schwingungen auftreten, die die Oberflächenqualität nicht zu negativ beeinflussen.

Nachdem Zeit bei dir wohl keine große Rolle spielt würde ich nicht über 30m/min gehen und dann noch so weit runter gehen bis es sich gesund anhört.
Schmieren ist bei Stahlbearbeitung eigentlich Pflicht.
Wer das nicht glaubt, soll mal mit der Handbohrmaschine ein 5mm Loch in Stahl erst trocken bohren und zum Vergleich dann mal draufspucken.

Hallo,
sehr schöne Maschine.
Die Teile haben Sie mit anderen größeren Maschinen hergestellt.Es wäre von Vorteil bei den Trieben auch die "Größeren" einzusetzen.
Aber man hat früher auch mit kleineren Maschinen Triebe gefräst.
Probieren - es wird gut funktionieren.
Sie wollen eine Glashütter PPU bauen ( Strasser Buch ).
Erfrangen Sie bei Fa. Thornton die Raddurchmesser für die Zahnräder mit 96 , 90 Zähne,
und bei Interesse den Triebdurchmesser .
Stahl von Firma Klein aus der Schweiz LAW100Pb , aber es gibt da andere Meinungen.
L.G.
Alexander
P.S.
gutes Schneidöl ist wirklich Pflicht.
probieren Sie auch dann in Gleichlauf und Gegenlauf zu Fräsen - dann merken Sie was die Maschine besser mitmacht.
Vordrehen ,Fräsen , Polieren , Härten , Anlassen , Polieren , Zentrieren der Spitzen , Hartdrehen , Polieren ,Öl Anpassen(bei 0,01-0,013mm Lagerspiel 8000 Möbius ist gute Wahl )
Nach dem Härten etwas länger Anlassen bei nicht zu höhe Temperatur .

ich habe gute Erfahrungen mit MMS (Minimalmengenschmierung) gemacht.
Im Prinzip wird Kühlmittel mittels Druckluft zerstäubt.
Es gibt viel darüber zu lesen, teure Systeme zu kaufen, aber es ist auch leicht selber zu bauen.
Hier mal was zu lesen
http://www.euk-info.de/fileadmin/PDF_Arc.../GUV-I_0718.pdf

Manuel

Zunächst einmal herzlichen Dank für die schnellen und ausfürlichen Antworten.
Da kommt ja noch jede Menge Arbeit auf mich zu.
Ich stelle mir zunächst einmal die Frage ob ich die Frässpindel nicht mit einer Gewindestange versehe und den Fräser so mit konstantem Vorschub in den Stahl fahre, dachte eigendlich es könnte auch so gehen:)
Das Schmieren mit Druckluft würde bedeuten, das ich eine Auffangwanne unter der Maschine anbringe damit mir die Werkstatt nicht " absäuft ".
@ gima ....Danke dazu für den Link.
Wenn es allerdings mit weniger Aufwand ginge, wäre mir lieber. Ich schaue mal im Netz nach einer Sprüh- Pumpvariante im Eigenbau:)
@ mikromeister Danke für den Tip mit der geringeren Drehzahl.
@ Alexander Strigun Danke für den Tip mit dem Stahl, werde Montag anfragen zu welchen Konditionen er erhältlich ist.
Thornton hat im Fräser Katalog eine Tabelle, nachder man den Kopfkreisdurchmesser errechnen kann. Härten sie den angegebenen Stahl selber?
Ist er ohne anzulassen direkt zum Fräsen geeignet?
@ Philclock Ja hat seine Zeit gedauert mit der Konstruktion und dem Bau. Mit dem Alu als Distanz zwischen dem Bett und der unteren Wange sehe ich weniger Probleme, den Arm verstellbar zu gestalten macht Sinn. Aber macht es die Arretierung der Lochscheibe nicht instabiler?
Der Schlitten auf Schwalbe war mir zu Aufwendig. Zum Vorschub löse ich den Schlitten mit dem Knebel und ziehe diesen anschliessend wieder fest, damit ist der Schlitten beim Absenken der Frässpindel fest. Eine Montage auf Platte ist vorgesehen, allerdings bekomme ich das Teil gerade so noch gewuchtet:)
Gibt es noch Alternativen zum Stahl hat, der auch in Deutschland zu beziehen ist ?

Da fliesst nur ganz wenig Kühlmittel, das Prinzip ist ähnlich einer Airbrush Pistole.

http://www.h-haider.de/kurs/theorie.htm

Hier gibts sowas fertig

http://www.sorotec.de/shop/index.php/cat...-FogBuster.html

Und hier ein Video

https://www.youtube.com/watch?v=PJTREzAv15o

Es gibt ganz viele Selbstbauten die gut funzen

Manuel

Hallo,
Triebe bearbeite ich komplett selber.
Ich möchte keine Werbung für Fa. Klein machen ,aber die sind
kompetent ,
sehr nett,
liefern sehr schnell,
auch ganz kleine Bestellung ist kein Problem,
Stahl was die anbieten ist vorbehandelt für die Weiterverarbeitung in der Uhrenindustrie,
und Rissegeprüfft.
Die haben einfach die besten Lieferanten , die auch Kunden mit wichtigen Verarbeitungsdeteils versorgen .
War selber drei Mal da ,und denke zu wissen warum die ganze Uhrenindustrie dort einkauft.
Doch eine gute Werbung geworden.
L.G.
Alexander

@gima
Danke für die ausführlichen Links. Ich überlege mir ernsthaft eine Anschaffung, muss dazu jedoch erst mal die Werkstatt umbauen und kann dann diese Einrichtung auch zum Drehen bzw. Fräsen verwenden. Das macht Sinn, muss aber mit dem Umbau noch warten.
Für das Fräsen von erst einmal 4 Trieben stelle ich den enormen Kostenmehraufwand zunächst in Frage.
Mit dem Grundset ist es ja noch nicht getan, ich benötige ja noch einen Kompressor.
Wer hat denn bereits Erfahrungen im Fräsen von Trieben gesammelt und dabei das Schmierproblem anders gelöst?

LG Markus

Hallo Alexander,
kannst du nicht mal etwas detailierter die Herstellung beschreiben?
Bin sehr interessiert.
LG Markus

Ich glaube es ist nicht so wichtig ob man Triebe fräst oder etwas anderes aus Stahl. Eine Minimalmengenschmierung nur um ein paar Triebe zu fräsen halte ich für übertrieben. Zumal die Dinger auch wegen der Aerosole nicht unumstritten sind. In der industriellen Fertigung sieht es anders aus, aber beim Herstellen von Einzelstücken geht es auch einfach mit ein einem Tropfen Schmiermittel aus der Ölkanne.

Gruß
Norbert

Minimalmengenschmierung ist gut wenn man eine komplett eingehauste Maschine hat - Ölnebel ist hochgradig ungesund für die Lunge!!

Haste mal dran gedacht dir in der Apotheke einen Tropf zu besorgen ... wenn der KSS homogen genug ist kannst Du ihn gut dosiert quasi per Kanüle tropfenweise an den Ort des Geschehens bringen!
Das Besteck ist nicht teuer und wenn DU nix drin stehen lässt was geliert hast Du das Teil ewig im Einsatz !!! einfach mit Silikon an einen PET-Flaschenverschluss andichten und neben der Maschine aufhängen!

Ich nehme Schneidöl von OKS in Sprühdose , mit 15Euro Netto ist es teuer ?Reicht zum Arbeiten für einen Monat.
Als Uhrmacher nützt man die Maschine und Werkzeug nicht zu 100% aus ( nur manchmal zu 200%).
Also Stückzahlen von über 1000 erreicht man nicht - wo auf eine hundertstel Sekunde ankommt - wo jedes Tröpfchen Öl die Wirkung auf Standzeit des Werkzeuges entfalten soll.
Einfach so beschreibe ich die Herstellung des Triebes nicht* -
das haben schon richtige Profis getan - bei mir ist es Sport - unindustriel und Zeitraubend.
L.G.
Alexander
P.S.
*ist nicht böse gemeint - möchte nur darüber nicht diskutieren ,
jeder wird seine Metode entwickeln und für einzig richtige halten*
und zu recht ,wenn`s funktioniert.

Ich nehme auch einfach eine Kunststoff-Spritzflasche mit feiner Spitze und gebe dick für VA angemachte Emulsion tropfenweise da hin wo ich es brauche.
Kann man an allen Maschinen in der Werkstatt und sogar im mobilen Einsatz verwenden.
Minimalmengenschmierung, Ölstrahl oder Infusionsbesteck? ist doch schon sehr ambitioniert.
Wärmeabfuhr ist ja hier kein Thema, Hauptsache das Werkzeug läuft nicht trocken.

Zum Gewindeschneiden und anderen Bearbeitungen mit sehr geringer Geschwindigkeit ist Schneidöl in der Flasche dasd Optimum.
Emulsion für normale Schnittgeschwindigkeit ist viel billiger und hat gute Korrosionsschutzeigenschaften für die Maschine.

Wahrscheinlich hat man aber auch mit etwas Motorenöl vom Rasenmäher schon 80% der Wirkung erreicht.
Hauptsache drauf mit der Pampe!

Also ich fasse mal kurz zusammen, was ich bisher alles dank Eurer Hilfe in Erfahrung bringen konnte:
- Grundvoraussetzung zum Fräsen von Trieben ist eine möglichst schwingungsarme Maschine und eine Frässpindel mit gleichmäßigem Drehmoment.
- Die Schmierung spielt eine wesentliche Rolle und kann, wie ich nun weiss auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen.

Wenn ich nun einmal mein Maschinchen betrachte, dann habe ich eigendlich immer beide Hände belegt.
Bsp.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Mit der Linken Hand betätige ich den Hebel für die Frässpindel ( roter Pfeil ) und mit der rechten Hand arretiere ich zusätzlich den Haltestift für die Teilscheibe mit eben dieser um sicher zu gehen, dass dort alles wirklich fest ist, obwohl der Stift mit Federkraft in die Teilscheibe drückt.

- Der Tip mit der Minimalschmierung bezieht sich eigentlich nur auf das Prinzip der Schmierung.
Wie ich von gima erfahren habe, verwenden nach diesem Prinzip auch einige Kollegen Spiritus.
Großer Vorteil dabei ist, beide Hände sind frei.
Meine Notfalllösung:
- Tropfmethode a la Infusionsprinzip, da kann man die Tropfgeschwindigkeit regulieren und den Schlauch einfach mittels Kabelbinder befestigen.
Ob dies reicht um die Späne abzuführen muss man an der Oberfläche betrachten.

Als Stahl kommen bisher 2 Stähle in Betracht die einfach zu beschaffen sind.
- Stahl von Firma Klein aus der Schweiz LAW100Pb
- ETG100 und anschließend Plasmanitrieren ( anderer Tread hier im Forum).

Ich besitze keinerlei Erfahrungswerte hinsichtlich dem Härten von doch relativ langen Wellen und dem dabei auftretendem Verzug ( Minutenradwelle, Sekundenwelle)
Phil hat irgendwo einmal etwas von Härteröhrchen geschrieben.
@ Philclock
Vielleicht kannst du mir da noch mal ne genaue Info posten.

Ich werde mal Bergeon anschreiben und fragen, wie sie ein Fräsen von Trieben mit Ihrer Maschine vornehmen.

LG Markus