Hallo Zusammen,

hat jemand von uns hier eine Laminarflow Box zur Luftfilterung auf der Werkbank stehen? Ich habe mich heute mal umgesehen und festgestellt, dass ein Eigenbau wahrscheinlich das Beste wäre wo ich nur das fertige Filtermodul aufsetze. Der Rahmen mit dem Plexiglas sollte kein Problem sein.
Ich finde es erleichternd, wenn man auf der Werkbank nicht immer alles abdecken muss, daher wäre so ein Aufbau eine tolle Sache.
Wie sind Eure Erfahrungen?

LG
Joerg

Ich habe 2 Laminar-Flow Boxen im Betrieb.
1 x gekauft, 1 x selbergebaut.
Hintergrund ist die Serienproduktion von Goldteilen mit zulässiger Partikelkontamination kleiner 1µ

Für einen Uhrmacher ist das mit Atomraketen auf Spatzen geschossen.
1. Die Dinger sind laut. 0,5 m/s auf die Fläche durch einen HEPA Filter durchdrücken schafft kein Computerlüfter.
2. Die Abwärme ist nicht vernachlässigbar.
3. Man kommt je nach Größe der Box nicht so gut zum Arbeiten ran.
4. Man kann nur schwer verhindern dauernd neue Partikel in die Box zu transportieren weil man ja reingreifen muss und Werkzeug braucht.
5. Der wichtigste Punkt: Die Partikel, von denen auch eine handwerklich sorgfältig zusammengebaute Uhr voll ist, kommen nur zu einem sehr kleinen Teil aus der Luft.
Die meisten unangenehmen Verunreinigungen kommen aus Lösungsmitteln, Ultraschalllösungen, Reinigungskonzentraten, Lappen, Haaren, Kleidung, Haut etc. etc.
Solange man an einer Uhr mit Holundermark und Holzstäbchen rummacht braucht man wirklich keine Reinraumbedingungen.

Ich habe sehr viel Lehrgeld hinsichtlich Sauberkeit zahlen müssen.
Im normalen Uhrmacherwerkstatt-Gebrauch kann man folgendes verwenden:

1. Sehr gute Mikrofasertücher mit 90% Alkohol - 10% Wasser Gemisch befeuchtet nehmen sehr viele Partikel weg und halten sie auch fest.
2. Billige blaue Einweg-Nitrilhandschuhe sind erstaunlich gut, weil Partikel dran haften.
3. Auch teure "p.a." oder "reinst" Lösungsmittel sind oft sehr partikelverseucht. Dagegen ist steriles Wasser zu Infusionszwecken billig und sehr sauber weil sterilgefiltert. Ein "Geheimtipp"
4. Es gibt winzige Pressluftpistolen mit Luer Anschluss, auf die man abgeschnittene Spritzennadeln stecken kann. Der Praktiken stopft noch eine Propfen aus Augenwatte in die Anschlussleitung als Feinstfilter .Damit lässt sich sehr fein und gezielt abblasen.
Vor allem ultrageschallte Teile kann man so trockenblasen und damit viele Restpartikel mit der Flüssigkeit zusammen wegschleudern.

5. Immer abdecken ist ein gute und bewährte Methode.
Alufolie ist frisch abgerollt auf der matten Innenseite fast Partikelfrei. An den Rändern rum tummelt sich aber der Staub von der Papprolle.

Wer sehen will was er für Dreck produziert, braucht ein ordentliches Mikroskop und eine starke UV Lampe in der die Fussel aufleuchten dass es einem nur so graust.

Danke für Deine Antwort. Mir geht es in erster Linie um Staubpartikel, welche sich in der Luft befinden und die in der Regel um einiges grösser sind als die Rückstände von Reinigern. Derzeit gibt sogar Hersteller, welche Uhrmachertische mit einer Flow-Box anbieten. Weiter verwenden viele Uhrenhersteller Flowboxen für die Endmontage. Ich war vergangene Woche in einem Forschungsinstitut und habe mir Reinräume angesehen und auch einige Flowboxen bei der Arbeit gesehen. Von der Akkustik her, waren die Motoren eher leise und ich empfand es nicht als störend.

Was Pressluftdüsen anbelangt, so bevorzuge ich eher die Vakuumdüse, an welche man auch erhältliche Marderhaarbürsten anschliessen kann. So blase ich die Staubpartikel nicht in die nächste Ecke, sondern sauge sie auf.

Als Staubsauger für die Werkstatt verwende ich eine Zentralstaubsaugeranlage, welche die Abluft in einen anderen Raum bringt.

Trotz der Massnahme, habe ich natürlich immer noch Partikel in der Luft und deshalb ist eine Flowbox eine ganz praktische Sache für den Uhrmachertisch. Ich glaube, dass viele Uhrenhersteller nicht umsonst diese Boxen verwenden oder dies nur wegen dem Marketing tun.

Für mich stellte sich eben die Frage ob ich eine Box fix und fertig kaufe oder nur einen Modulaufsatz welchen ich auf das selbst gefertigte Gestell aufsetze. Gute gebrauchte Laminar-Flow Boxen gibt es ab 3000,-. Wenn ich den Modulaufsatz neu kaufe komme ich nicht viel günstiger habe aber den Vorteil, dass ich die Box an den Werktisch anpassen kann.

Daher wollte ich einfach mal in die Runde fragen, wie die Erfahrungen sind und ob sich jemand schon mal mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

LG
Joerg

Es gibt auch so Teile die man an die Decke hängt und die einen freien senkrechten Luftstrom nach unten produzieren.
Da kann man sich wenigstens mal über das Werkstück beugen.

Aber man darf wirklich nicht unterschätzen, dass gefilterte Luft nichts hilft, wenn der Rest des Equipments aus Partikelschleudern besteht.
Willst du ständig mit Reinraumjacke, Haarhaube und Handschuhen arbeiten ?
Das macht den Arbeitsalltag anstrengend.

Welcher Art sind denn deine Partikelprobleme?