Hallo,

ich hab' da eine hübsche ELGIN Savonette. Laut Seriennummer wurde das Werk 1900 gefertigt. Es sitzt sehr schön in einem goldfarbenen Gehäuse, das laut Werkzeichen von der Firma BARKER Providence stammt und auch eine - allerdings ganz andere - Seriennummer (innen auf dem Staubdeckel) trägt.

Frage: Sollten die beiden Seriennummern übereinstimmen, wenn das Gehäuse das ursprüngliche ist, oder muss das nicht so sein?

Das Gehäuse ist verdammt gut erhalten und ich denke daher, dass es vielleicht deutlich jüngeren Datums ist.
Auch ist das Glas aus Kunststoff (Zelluloid?, es lässt recht leicht etwas eindellen).

Frage: Dass 1900 bereits Kunststoffgläser verbaut wurden, kann nicht sein, oder? Erst ca. 20 Jahre später, stimmt's?

Das interessiert mich, da ich das - etwas verkratzte - Kunststoffglas gegen ein Mineralglas austauschen möchte, aber eben nur, wenn das Kunststoffglas auch nicht original ist.

So, und nun versuche ich mal, paar Fotos anzuhängen, vielleicht helfen sie ja zusätzlich, dass mir jemand zu einer der Fragen was sagen kann. (Falls das mit den Fotos nicht klappt, kann man die Fragen vielleicht auch so beantworten.)

Für diesen Fall schon mal vielen Dank!

Klaus
ELGIN Savonette1.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
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Hallo Klaus,

Ich sehe Deine Bedenken punkto Glas als berechtigt.
1928: Röhm entwickelt einen transparenten Kunststoff, der später als Plexiglas in den Handel kommt. Davor ist mir kein industriell hergestellter transparenter Kunststoff bekannt, der sich als Glaserersatz geeignet hätte.

Danke Siverl,

dann scheint meine Info ja in etwa richtig gewesen zu sein, was das Uhrglas angeht, und es passt jedenfalls schon mal gar nicht zum Fertigungsjahr des Werkes. Dann werd' ich wohl keinen Originalzustand zerstören, wenn ich's austausch'.

Nun werfe ich noch mal die andere Frage in die Runde: Kann jemand was zum Gehäuse bzw. seiner Datierung sagen?
ELGIN Savonette3.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf der Innenseite des Staubdeckels ist - wie gesagt - das Werkzeichen der Firma BARKER aus Providence zu sehen und die Inschrift: CYCLONE - GUARANTEED 10 YEARS sowie die Seriennummer 6083169 gefolgt vom einem großen C .

Die letzten vier Ziffern der Seriennummer befinden sich auch auf dem Rand des Gehäuses.


Kann also irgend jemand was dazu sagen, ob das Werk wohl ursprünglich in diesem Gehäuse war, oder dazu, ob das ziemlich ausgeschlossen ist?

Ciao

Klaus

Ich vermute Keystone Watch Case Co.

http://mb.nawcc.org/showwiki.php?title=Keystone_Watch_Case_Co

Da passt die Zeit und die Bezeichnung, das Gehäuse scheint vergoldet zu sein.
Hast Du irgendwo noch Punzen gefunden?

Du hast ja sowas von Recht! Kann nicht mehr rekonstruieren, wie ich auf BARKER gekommen bin. Habe noch mal in meiner Referenz nachgeschaut und bei BARKER dieses Werkzeichen tatsächlich nicht gefunden, wohl aber - natürlich - bei KEYSTONE. Na gut, immerhin hat diese Firma schon produziert um die vormalige Jahrhundertwende und ELGIN Werke in diesen Gehäusen hat es auch gegeben, wie ich anderswo gelesen habe.
Nein, Punzen habe ich nicht mehr gefunden, nur paar Uhrmacherzeichen, die aber nicht weiterhelfen und auch keine Rückschlüsse auf Datierungen zulassen.
Lass mich noch folgendes fragen, ja?
Diese Seriennummer 6083169 auf der Innenseite des Staubdeckels, ist das eine von ELGIN oder eine von KEYSTONE?
Das Format würde zu ELGIN passen, dann aber wäre da ein Werk von 1896 drin gewesen!
Hatten Gehäuse üblicherweise eigene Seriennummern oder war es üblich sie mit der Werk-Nummer zu versehen?
Vielen Dank sowieso!
Und Grüße,
Klaus

Hallo Klaus,

in den USA wurden Taschenuhrwerke und -gehäuse meist beim Juwelier getrennt ausgesucht und dort zusammengefügt. Anders als in Europa waren in den USA die Werkgrößen genormt, sog. Sizes. Eine gängige Größe war z.B. 16size. Zur Info kann ich die Seite von Ken Rockwell empfehlen: http://www.kenrockwell.com/watches/pocket-watch-sizes.htm

Eine der Ursachen für die Trennung von Werk und Gehäuse war z.B. daß Eisenbahnmitarbeiter oft eine hochwertige Uhr verwenden mußten (sog. Railroad Grade), sich aber nur ein preiswertes Nickelgehäuse leisten konnten. So konnte es passieren, daß der Eisenbahdirektor und der Bremser das gleiche Werk verwendeten, aber der Eine mit Goldgehäuse und der andere mit Nickelgehäuse.

Zur Bezeichnung "Warranty" auf den Gehäusen:
Das ist meist ein Hinweis auf die Schichtdicke des aufgewalzten Goldes. 10 years warranty bedeutet ca. 10my Goldauflage, 20 year 20my usf.

Amerikanische Taschenuhren sind ein tolles Sammelgebiet!

Viele Grüße

Kurt

Vielen Dank, Kurt!
So bin ich wieder ein bisschen schlauer geworden, denn diese interessanten Hintergründe kannte ich noch nicht.
(Ich sammle nämlich nicht nur, weil ich mich gern an schönen alten Dingen erfreue, die auch noch funktionieren, sondern weil ich nebenbei genau solche Zusammenhänge erfahre.)
Weißt du womöglich sogar, ob es dann beim Kauf üblich war, die Nummer des Werkes ins Gehäuse zu gravieren?
Denn das würde ja in meinem Fall bedeuten, dass Gehäuse und Werk ursprünglich nicht zusammen gehörten - was zu wissen mich nach wie vor sehr interessiert.
CU,
Klaus