Hallo Philipp

OK, das ist nachvollziehbar, dass der Temperaturverlauf in der Platte von der Kolbenseite aus zur Vorderseite erfolgt.


LG

Ralf

Lieber Ralf und Mitleser,

ich weiss nicht so recht, was ich von Deinem Vorschlag halten soll. Grundsätzlich ist das richtige und farbgenaue Bläuen eine uhrmacherische Handwerkskunst und erfordert eine ganze Menge an Erfahrung. Wenn diese Kunst nun mittels moderner Methoden beliebig reproduzierbar wird, ist es dann noch Handwerk und hat es noch etwas mit dem Begriff Kunst zu tun ? Nur weil große Marken das so machen, adelt das die Vorgehensweise nicht per se.

Lieber Bernd

Vielen Dank für Deinen Einwand, den ich aus Sicht der "uhrmacherischen Handwerkskunst" nachvollziehen kann. Das thermische Anlassen mittels einer elektronisch geregelten Lötstation setzt sicher wesentlich weniger "uhrmacherische Handwerkskunst" voraus, als eines der traditionellen Verfahren.

Aber würde das in konsequenter Folge nicht auch heissen, dass zum Beispiel die Verwendung einer neuzeitlichen und elektronischen Zeitwaage dem Gedanken der "uhrmacherischen Handwerkskunst" entgegenstehen würde und die Verwendung der Zeitwaage in diesem Sinne auch nicht zulässig wäre?

Im Übrigen empfinde ich persönlich gerade die Symbiose aus moderner, neuzeitlicher und traditioneller Technik als einen sehr interessanten Aspekt der Uhrmacherei. Die Tatsache, dass man die Ideen der alten Uhrmachermeister heute nahezu perfekt umsetzen kann, empfinde ich ebenfalls als sehr interessant und faszinierend. Ich glaube auch, dass die alten Meister begeistert wären, wenn sie sehen könnten, wie sich ihre Ideen mit unserer heutigen Technik umsetzen lassen.

Es wäre ja auch sehr überheblich, wenn ich von mir behaupten würde, dass ich die Handwerkskunst der Uhrmacherei beherrschen würde. Davon bin ich sicher ganz weit weg, lediglich die in meinem Rahmen möglichen Verfahren, die nach meinem Wissensstand und meinen Fähigkeiten vorhandenen Möglichkeiten möchte ich möglichst perfekt anwenden und vor allem durch Erfahrung und Wissenserweiterung ständig ergänzen und bei jedem Tun dazulernen.

Im Falle des Schraubenbläuens würde ich persönlich dann von Missachtung der Handwerkskunst sprechen, wenn es sich um ein chemisches Verfahren handeln würde.

Das ist sicher ein Thema, das man sehr kontrovers sehen und diskutieren kann.

Trotzdem würde ich mich freuen, wenn in diesem Thread vielleicht jemand sein traditionelles (uhrmacherischer Handwerkskunst entsprechendes) Verfahren vorstellen und beschreiben könnte.


Vielen Dank und liebe Grüsse


Ralf

Lieber Ralf,

das kann ich wieder einmal so nicht stehenlassen (ich weiss, ich bin da vielleicht zu hartnäckig und kleinkariert). Das Bläuen ist eine Handwerkskunst und zwar dann, wenn bei Restaurierungen an einem Stahlteil gearbeitet werden und im Anschluß daran neu gebläut werden muß. Da aber erfahrungsgemäß noch andere, gebläute Stahlteile vorhanden und das zu bläuende Teil diesen angeglichen werden muß, ist der einstellbare Lötkolben keine Hilfe, da ist eben wieder "die Kunst" gefragt. In einem Massenproduktionsprozess hingegen könnte Dein Verfahren Anwendung finden, dann dürfte man, meiner Meinung nach, aber nicht mehr von Handwerkskunst sprechen.

Die Zeitwaage wiederum ist nur ein Hilfsmittel um die Kunst des Regulierens zu kontrollieren, die eigentliche Arbeit übernimmt sie ja nicht.

Ich muß die Frage, denke ich anderst herum stellen: Habt Ihr nicht alle deswegen so große Freude an der Uhrmacherei, weil sie noch soviele Künste in sich birgt ? Wenn wir alle nicht an diesen Künsten festhalten und sie entsprechend bewahren, dann verkommt die echte Uhrmacherei zu einem reinen Produktionsprozess und ihre Faszination geht verloren.
Bestes Beispiel ist hierfür die Uhrmacherschule Zeitzentrum in Grenchen. Dort wird heute bereits gelehrt, dass eine Flachpolitur auf Polierfilmen erstellt wird! Was sagt man dazu ? Adieu du schöne Handwerkskunst !

Ich persönlich finde deine Idee toll Ralf. In der Industrie -entschuldigung "Manufaktur" wird es genau so gemacht einzelne Schrauben bläue ich auch von Hand mehrere mit einer Heizplatte das geht Zackiger.

Wenn man an so genaue Vorgaben wie sie mecanius vorbringt messen sollte so würde jede moderne Manufaktur sei es Lange, Patek, Jeager und soweiter durchfallen.

Alle verwunden hochspezialisierte 5 Achs CNC-Fräsen mit Fließbandtempo und die edlen fein Sichtbaren Teile erhalten dann eine besondere Handfinesierung da man nur durch Hand (zum Glück) diese Qualität liefern kann.

das ist halt meine Persönliche Meinung jeder kann und sollte nach seiner Fasson entscheiden was er davon hält.

Beste Grüße Sebastian

Wie hätten sie das wohl gemacht wenn es im 19. Jahrhundert oder früher schon Lötstationen gegeben hätte?

Ich finde im Prinzip ist es doch egal wie was gemacht wird, wenn das Endergebnis stimmt. Weiters glaube ich das jeder so seine eigenen Vorlieben für eine Vorgehensweise im Laufe einer immer wiederkehrenden Tätigkeit entwickeln wird.

Gruss
Wolfgang Fritz

Ich glaube, dass ich hier grundsätzlich falsch verstanden wurde. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand die Schrauben eines Uhrwerks auf die von Ralf gezeigte Art und Weise bläut. Das machen namhafte Premiummarken ebenso. Nur ist dieser Produktionsprozess nicht gleichzusetzen mit dem manuellen Bläuen einzelner Bauteile. Da eben würde die Lötkolbenmethode versagen und nur die handwerkliche Kunst zum gewünschten Ergebnis führen. Darauf wollte ich hinaus. Nicht der industrielle Prozess ist es, der die Faszination eines Handwerks ausmacht (wenngleich uns die schweizer Uhrenindustrie eines anderen belehren will) sondern die manuellen Fähigkeiten des Handwerkers und das daraus entstehende Ergebnis.

Hallo zusammen

.... wie ich bereits geschrieben habe: "Ein Thema, das man sehr kontovers diskutieren kann".

Obwohl ich es ja war, der diesen Thread eröffnet und das Thema eingestellt hat, kann ich auch die Argumentation von Bernd verstehen, aus seiner geschilderten Perspektive hat er eine Meinung zu dem Thema, die ich akzeptieren kann.

Er hat ja auch nicht behauptet, dass meine (oder diese) Vorgehensweise verwerflich sei. So denke ich, soll jeder seine Schrauben gemäss "seiner Kunst" bläuen oder sonstwie "veredeln".

Ich finde es interessant, von welchen Seiten aus man eine solche Arbeit betrachten und bewerten kann, damit hält auch solch eine Diskussion unser Forum am Leben.

LG

Ralf

von wegen nicht verwerflicher Methoden: (oder doch )

Eine Uhrmacherin (echte, gelernte mit Brief und Siegel!) hat uns den Tipp gegeben, die Zeiger einfach mit einem blauen Edding anzumalen!

ja, der Blaue Edding ............ kann durchaus ein Helfer in der Not sein. Z.B. um Hartlotstellen an Zeigern zu überdecken, aber den Zeiger komplett anmalen ist mir neu.

Viele Grüße

Kurt

JA JA Edding alter Pfuschertrick hilf auch bei rostigen Taschenuhrzeigern bestens

Shalom,

ok, also meine Uhrenfee macht das ziemlich cool.
Dose mit Deckel aus Blech 3/4 gefüllt mit Messingspänen und dann kommen die zu bläuenden Teile da rein alles auf den Gasherd bei kleiner Flamme und dann passt das ... ich habs schon mal mit ner Stoppuhr versucht, klappt nicht da jedes Mal die Zeit anders ist aber die Teile sind immer schön gleichmäßig gebläut ... Ich hoffe Sie nimmt dieses Geheimnis nicht mit ins Grab.

Aber ich hab auch eine Art zu bläueln ... und zwar Fingernägel ganz easy mittels 250gr. Schlosserhammer. Ordentlich zielen und dann mit nicht zu sanftem Schwung .... ok ich gebs zu die Farbe ist nicht immer gleich und schon gar nicht von Dauer ....

So und jetzt werd ich mich bläueln ... ist nähmlich Wochenteiler. Na? Noch jemand Lust auf eine Pilsette?

LG Nico