Hallo liebe Uhrenliebhaber*innen!

Ich bringe wie immer euch einen (diesmal) mageren Reparaturbericht einer Kleinuhr welche ich schon fast über zwei Jahre her abgeschlossen habe! Leider kam ich erst jetzt dazu alles schön zu schneiden und aufzuarbeiten! Wie immer für die Lesefaulen unter euch ein Video link:

https://youtu.be/M1wLuIpbs8w

Jetzt zur eigentlichen Sache! Ich bekam diese Uhr hier in einer Ebay Auktion mit vielen anderen Jungahansuhren ( unteranderem eine für meinen Bruder zu dem ich auch schonmal ein Beitrag hier verfasst habe) und da der Geburtstag meines Vaters damals auch anstand und er noch keine mechanische Uhr hatte, dacht ich mir „ Warum nicht ?“.

Vorab nochmal eine Warnung und Entschuldigung über etweige Fehler im Bericht. Ich habe ihn in einer sehr kurzen Zeit verfasst!

Die Uhr fand ich schon immer optisch sehr ansprechend! Sie hatte ein schönes Formgehäuse mit einer gold farbenden Beschichtung und einen Gehäuseboden aus Edelstahl. Das Acryl- Glas war echt zerkrazt und das Ziffernblatt hatte an den rändern eine Art schwarze Korrosion ( warscheinlich entstanden durch die Reibung zwischen Zifferblatt und Gehäuse). Sonst war noch sehr offensichtlich das der Sekundenzeiger fehlte und dass beim Schütteln der Uhr etwas im Uhrwerk locker war.






Ich öffnete die Uhr und war überrascht zu sehen dass das Sperrrad lose war und die Sperrradschraube fehlte. Zudem war auch die Winkelhebelschraube aus irgendeinem Grund.. falschrum im Werk und griff somit nicht in den Aufzug. Optisch fand ich das Werk aber sehr schön! Eine sehr simple konstruktion mit einer riesigen Unruhe aber mit gutem finisch! Sandgestrahlten teile, polierte Lagersenkungen und etc. Ich bemerkte auch das jegliche Art der Werksbefestigung im Gehäuse fehlten!



Ich entfernte die Aufzugswelle und das Gehäuse.



Ich nahm die Zeiger ab und entschraubte das Ziffernblatt. Die Uhr hatte auch die typischen riesigen Stoßsicherungssteinen die ich bei Junghans so mag!



Ich nahm das Viertelrohr, das Stundenrohr und das Wechselrad mit der Abdeckung ab.



Danach entfernte ich Aufzugs und Kupplungsrad und die Abdeckplatte des Aufzugs ab. Dies erlaubte mir dann auch den Kupplungshebel und deren Feder zu entfernen bevor ich das Werk einmal umdrehte



Auf der Federhausbrücke sieht man die Kalibernummer 687. Dieses Werk wurde in den 1960er produziert.





Beim arbeiten mit der Uhr bemerkte ich das die Unruhe einen extremen Höhen und Seitenspiel hatte und kam zum Schluss das die Welle warscheinlich gebrochen war! Ich entfernte die Unruhe also zuerst schonmal. Beim entfernen wurde das typische Junghans sternen logo sichtbar. Zudem nahm ich auch die Sperrklinke und die Sperrklinkenfeder raus, da dass Sperrrad schon fehlte



Danach war das Kronrad mit dem Kern und den zwei Schrauben dran!



Ich entschraubte danach Deckplatte mit Stein vom Ankerrad. Habe ich schonmal erwähnt wie sehr ich diese Deckplatten im Räderwerk mag? Ich finde es echt schade das diese in heutigen Uhren so selten mit konstruiert werden.



Die Räderwerksbrücke kommt ab. Die Messing Rad scheibe vom Sekundenrad war relativ
angelaufen, hoffentlich bekommt es seinen hellen glanz nach der Reinigungs wieder !



Ich entfernte das Sekundenrad und das kleinbodenrad.



Danach entfernte ich die Minutenradbrücke, welche interessanterweise auch die Markierung
„1“ eingestempelt hatte. Vielleicht ein Merkmal für die Qualitätssicherung oder eine Produkttionsnummer?



Ich kam zu den letzten drei Uhrenteilen. Dem Federhaus, Minutenrad und Ankerrad. Die nahm ich alle aus dem Uhrwerk raus. Wenn man so die Werkplatine anschaute sah man auch die gestrahlte Oberfläche der Platine deutlich.



Natürlich habe ich dann noch die Stoßsicherungen herausgenommen. Hier in Bild der sehr leeren Stoßsicherungen. Achtung vor den sehr lecht verbiegbaren/zerbrechlichen Federn und der fehlenden Senkung im Lochstein!





Ein gesamter Überblick des demontierten Uhrwerkes mit ausgebauter Zugefeder.



Noch ein Bild während des Washgangs. Hier habe ich gerade den ersten Spühlgang fertig gemacht.



Zur montage habe ich einfach die oben gelisteten Schritte zurückgebaut und dabei noch geschmiert. Hier eine Schmierliste:

Moebius 9010 : Ankerlager, Sekundenlager
Moebius HP 1300: Federhausschmierung und lager, Minuten/Kleinbodenrad lager. Plus nochmal am Butzen für zum Beispiel Zeigerstellrad.
Moebius 9415 : Ankerpaletten
Molykote DX : Reibungspunkte im Aufzug

Das Acrylglas hat mir bischen Sorgen bereitet da es echt zerkratzt war. Online habe ich nach Ersatz geschaut aber ein gestuftes, gewölbtes Formglas ist so wie der Endboss der Acrylgläser und ich habe leider nicht gefunden. Daher habe ich einfach das Gehäuse etwas abgetaped um die Beschichtung zu schützen und habe nach poliert. Am Ende waren die gröbsten Macken rausgearbeitet aber natürlich nicht perfekt.



Zudem habe ich noch ein Werkhalter in Inventor nach konstruiert und nach gedruckt im 3D drucker. Ich vermute das die Abnutzung am Ziffernblatt durch die entstandene Reibung der fehlenden Befestigung entstanden ist also tut das der Uhr hoffentloch gut! Hier sind zwei Bilder des Prozesses:





Mit der Uhr jetzt wieder vollständig montiert habe ich sie auf die Zeitwaage gelegt. In der Vorregulierung hatt sie einen leichten Nachgang jedoch war ich am Ende ganz zufrieden. Sogar eine Amplitude von 260! ( Nicht super aber auch nicht schlecht!)


Hier ist das Endergebnis nach dem ich die Uhr geschlossen habe und danach schön bis zum Geburtsag meines Vaters verpackt habe. Als verpackung hatte ich noche eine sehr coole Uhrenbox die ich von der Firma Junghans mal bekommen habe als ich eine Uhr zum Service zu ihnen reingeschickt habe. Leider habe ich aber keine Bild von der Verpackung mehr!



Zusammenfassend hat es mir Spaß gemacht an dieser Uhr zu arbeiten! Ich war echt von den „Veredelungsdetails“ so einer einfachen Uhr überrascht! Natürlich ist das mit moderen Uhrn nicht zu vergelchen aber es zeigt einfacht die Fertigungsfähigkeiten der damaligen Firma. Die Uhr ist jetzt paare Jahre ohne Probleme ( so weit ich weiß) durchgelaufen und ich kriege sie am Ende des Jahres mal wieder auf den Tisch. Freue mich schon sie so richtig in top Zustand zu bringen! Wie immer, falls jemand Fragen/Anregungen/Kritik oder Kommentare hat, bitte kommentieren oder mich anschreiben!