Ein Freund, der im Pfarrgemeinderat ist, hat mir von Problemen mit dem Stundenschlag eines Hörz-Turmuhrwerks berichtet. Beim Hersteller fühle sich wohl keiner mehr zuständig...

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Auch wenn eine Ferndiagnose natürlich immer sehr schwierig ist (ich habe das Ding selber noch nicht in Real Life gesehen), würde mich Eure Einschätzung interessieren:
Der Stundenschlag ist zunächst stark verlangsamt, um dann nach etwa sechs Schlägen zur vollen Geschwindigkeit überzugehen. Vermutet wurde zunächst ein (eventuell kältebedingtes) Reibungsproblem.

Das mit dem "Sanftanlauf" könnte ich mir auch vorstellen. Die Drehzahländerung ist zu drastisch,
um zähes Öl zu vermuten.
Der Blick in den elektrischen Schaltkasten wäre interessant.

Stern-Dreieck ändert die Drehzahl nicht. Evtl. ein Dahlander-Motor mit 2 unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Viele Grüße
Bernd

Moin
Die Beschleunigung ist deutlich zu hören... Bei Youtube gibts die nahezu Gleiche:

Die Windbremse hat nichts mit dem Schlagwerk zu tun, die gehört zum Zwischenaufzug.
Alle 30 Sekunden wird das Zwischengewicht (sieht man im zweiten Video) wieder angehoben, während
des Anhebens läuft die Windbremse.

Das Zeigerwerk wird hier auch im 30 Sekundentakt bewegt, deswegen erfolgt die Auslösung des Schlagwerkes
immer genau dann, wenn auch die Windbremse läuft.

Grüße Bernd

Danke - wieder was gelernt

Scheint mir auch ein Problem in der elektrischen Steuerung zu sein.

Die Schlagwerke habe keine Gewichte, oder? Im Video sieht es jedenfalls so aus, als ob der Elektromotor das Schlagwerk direkt antreibt. Falls dem so ist, wüsste ich nicht, warum sich der mechanische Widerstand zum Ende hin so drastisch reduzieren sollte.

Moin
Verdächtig könnte ein total verdreckter Rechen sein - der Rechen fällt ja mit Federunterstützung ziemlich tief - vielleicht bringt das in Kombination mit Schmodder am Schöpfer und allen Lagern einen ausreichend hohen Widerstand bei den ersten Schlägen.

Der Vollständigheit halber erlaube ich mir, hier eine Antwort zu posten, die ich inzwischen von jemandem, der hier nicht schreiben kann, per pn erhalten habe:

Zitat

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Lieber Moritz,
das Problem ist überhaupt nicht unbekannt.

Die Uhr ist mächtig runtergenudelt, und im Schlagwerk sicherlich einige Lager schwergängig.
Die Anlaufwicklung des Motors wird durch einen Fliehkraftschalter geschaltet, und der schaltet erst um, wenn eine Mindestdrehzahl erreicht wird.
Ist die Anlaufwicklung aktiv, halbiert sie die Drehzahl, weil sich die Polzahl verdoppelt, und weil sie wie beim Nebenschlussmotor wirkt, steigt die Stromaufnahme nicht wenn der Motor im Anlauf stärker belastet wird.
Darum kommt der Motor nur langsam aus der Hüfte, und es dauert bis er die Mindestdrehzahl erreicht und umschaltet, dann macht er die stärkere Belastung durch stärkeren Stromverbrauch wett.
Die Anlaufwicklung, die mit einem Kondensator phasengeschoben wird, ist nicht für längeren Betrieb ausgelegt und die Frage ist nur, was hält länger durch, gehen die defekten Lager eher gänzlich fest, oder brennt die Wicklung eher durch. Das Problem ist nicht elektrisch ... es ist mechanisch. Elektrisch geht nur an oder aus ... geht schwer, gibts da nicht.

PS. Vielleicht lohnt es sich ja mal den Anlaufkondensator zu prüfen, die Kondensatoren sind zwar selbstheilend, aber bei jeder "Heilung" verschwindet ein merkliches Stück der Kapazität.
Vielleicht erschwert das dabei die Anlaufschwelle zu überschreiten, aber Ursächlich ist es nicht allein. Spätestens wenn das erste Mal der Hammer fällt ist das Schlagwerk ohne Last, und der Motor müsste wenigstens dann sofort loslegen .... er wird also auch dann noch mechanisch gebremst, auch wenn kein Hammer zu heben ist. Aber ohne das lässt sich das Schlagwerk doch mit dem Finger drehen, wenn die Lager frei gehen.
Vermutlich ist es auch ein Getriebemotor, der untersetzt, bevor es auf die Antriebskette geht. Vielleicht ist auch dort das Öl vergammelt oder weg, oder eines der Kugellager fest.

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Bis hierhin einmal ganz herzlichen Dank an alle, die sich bis hier am Ratespiel beteiligt haben.
Es erhärtet sich bei mir der bereits anhand der sichtbaren Öl- und Dreckverkrustungen entstandene Verdacht, dass es ohne eine umgehende Komplettrevision nicht abgehen wird, wenn man das derzeit auf Verschleiß laufende Uhrwerk nicht komplett himmeln möchte.
Ich gebe das mal weiter und hoffe, dass die Kirchengemneinde einerseits einen kompetenten und willigen Uhrmacher findet und andererseits genügend Geld dafür locker macht.

Ich hielte es jedoch aller Anstrengungen wert, ein Stück solider (Elektro-)Mechanik in Funktion zu erhalten und nicht aus Unkenntnis oder Unwillen durch ein langweiliges Funkmodul zu ersetzen. Ich bin in solchen Dingen sentimental. Und einen Glockenantrieb bräuchte man dann ja immer noch.

LG, Moritz

Hallo Moritz,

mein Vorschlag wäre: Kette entfernen und Schlagwerk mal von Hand drehen.

A: Das läuft leicht, dann mal den Motor ausbauen und zum Überholen geben. Evtl. hat es in dem Ort einen Maschinenbauer?
(wegen Abziehern, Kugellager usw.)

B: Das läuft schwer, dann Uhrwerk überholen, evtl. reicht ja Reinigen und Ölen.
( das sollte sowieso gemacht werden).

Eine Sache sollte im Vorfeld geprüft werden. Wem gehört die Uhr?
Hier in der Pfalz sind die Turmuhren Gemeindesache, die Ortsgemeinde ist für Reparaturen zuständig.
Mit dem Erhalt der mechanischen Werke bin ich ganz deiner Meinung.


Viele Grüße
Bernd

Falls sich niemand findet, der die Uhr überholt. Das könnte doch auch eine Aufgabe für die Jugend sein.
Mit Hilfe des Forums sollte das möglich sein.
Wenn nur einer der Beteiligten später einen "vernünftigen" Beruf (Schlosser, Uhrmacher, usw.) machen würde,
wäre es der Mühe wert.

Das ist doch keine Raketentechnik.

turmuhr1.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Hier war es schon schwieriger, weil der Verschleiß an manchen Teilen schon heftig war.
Nach 270 Jahren kann das schon mal vorkommen.

Grüße Bernd

Falls die Jugend doch nicht mit dem Problem weiterkommt, wäre die Fachfirma Dürr eine Möglichkeit ans Ziel zu gelangen. Die beschäftigen meines Wissens ehemalige Hörz-Mitarbeiter und sind auch sonst bei mechanischen Turmuhren recht gut aufgestellt.

WWW.turmuhren.de

Viele Grüße

Kurt