In einem noch gar nicht altem Faden wird nach einer einfachen, preiswerten Präzisions-Pendeluhr gesucht. Ich habe sie gefunden - oder doch nicht? Jedenfalls die Werbung aus den 30gern verspricht das! (Will man heute eine Präzisionsuhr, kauft man sich für einen knappen Zehner eine Funkuhr).
Und hier die Werbung:
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Hört sich doch super an. Warum waren dann diese Uhren nicht sehr verbreitet, denn ich glaube schon, dass diese Uhr ziemlich unbekannt ist. Sehr selten. Und hier ist sie:
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Hängt bei mir. Ich kenne gerade mal drei Uhrenfreunde, bei denen so eine Uhr hängt, aber es werden ein paar mehr sein.
Schauen wir uns die Sache mal genauer an:
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Das Werk ist recht massiv für eine Elektrouhr. Starke Platinen. Der Blick von der Seite zeigt - wie bei vielen Elektouhren - nur ein sparsames und kleines Räderwerk. Gerade ein Sekundenrad, was direkt angetrieben wird, ein Zwischenrad und das Zeigerwerk, das ist alles.
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Der Clou bei dieser Uhr befindet sich auf der Rückseite. Über dem Pendel sieht man quer liegend einen Hebel. Dieser Hebel hat auf seiner rechten Seite einen senkrechten Draht, der die Verbindung zum Pendel an der Pendelfeder macht. Bewegt sich das Pendel, so wird der quer liegende Hebel auf- und abbewegt. Das würde das Pendel nicht antreiben. Aber wenn sich der Hebel nach unten bewegt, so berührt er einen Kontakt. Die Spule zwischen den Platinen schiebt den Hebel über einen Magneten direkt nach oben, genau 0,3mm. Der Magnet verhakt sich dann am quer liegenden Hebel.
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Bei der nächsten Schwingung wird der querliegende Hebel etwas gehoben, der Magnet löst sich, der Hebel fällt dann 0,3mm nach unten und treibt das Pendel an. Das Spiel wiederholt sich. Da das konstant bei jeder Schwinung passiert, ist der Antrieb immer gleich. Wenn man diese Hemmung benennen würde, so wäre das eine Hemmung mit konstantem Antrieb und konstanter Auslösung. Das Räderwerk hat keinen Einfluss, wird bei jeder Schwingung, also jede Sekunde, einen Zahn weiter transportiert. Die Uhr hat also springende Sekunde. So die Theorie. Leider funktioniert das nicht so konstant, wie gewünscht, denn die Uhr hat einige Konstruktionsfehler, welche die theoretische Genauigkeit verderben.
Zunächst: Das Pendel ist recht schwer. Dabei hängen Pendel und Uhrwerk an einer recht schwachen Rückwand. Dazu ist die Werkhalterung aus äußerst weichem Alublech gefertigt. Schon das Anziehen der Werkhalteschrauben muss mit äußerstem Gefühl geschehen, sonst ist alles verbogen.
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Der S-förmige Dauermagnet, welcher einmal in der Sekunde durch eine Spule angezogen wird, hat zwei Endpositionen, an denen er anschlägt. Damals haben das die nicht so starken und stabilen Magnete übel genommen, denn Erschütterungen führten zum Entmagnetisieren dieser Magneten. Es gab noch keine harten Seltenerd-Magnete. Daher musste ich den Magneten aufmagnetisieren, damit die Uhr wieder bei 4,5 Volt sicher läuft. Ein Fehler, der die Uhr zum Stehen bringt. Oder die Uhren wurden dann aus Verzweiflung mit erhöhter Spannung betrieben, was den Kontakten schadet und die Uhren zum Stehen bringt. Kein Wunder, dass solche Uhren im Laufe der Jahre selten wurden.
Und so genau, wie in der Werbung versprochen, waren die Uhren von Anfang an nicht: Die Pendelstange war zwar aus Invar, aber bei verschiedenen Temperaturen veränderten sich die Hebellängen des querliegenden Hebels und des senkrechten Drahts, was zu Gangveränderungen führte. Außerdem haben Pendelfeder und querliegender Hebel nicht den gleichen Drehpunkt, was zu (unterschiedlichen) Reibungsverlusten am Berührungspunkt von Hebel zu Pendel führte - nicht zu kontrollieren und damit ungenau.

Dabei wäre es einfach gewesen, das konstruktiv zu ändern, was ich bei einer anderen rein mechanischen Konstruktion schon gesehen habe. Siehe dazu hier:
Außergewöhnliche Uhr der Uhrmacherschule Cluses

Frankl

Zuerst vielen Dank für das Zeigen sowie die Fotos mit entsprechender Beschreibung der Pega Uhr.
Es ist immer wieder dankenswert, dass sich Freunde dieser alten und seltenen elektrischen Uhren finden, denen sonst evtl. ein Weg in die Müllhalde bevorstehen würde, was ich auch schon des Öfteren bedauernswerterweise feststellen musste. Die E-Uhren zeigen das Bestreben einer immer genaueren Zeitmessung im industriellen Zeitalter und das bereits im 19. Jahrhundert!

Ich habe mich dazu auch noch etwas umgeschaut und verschiedenes zur Pega Uhr zutage gefördert, hier ein bescheidener Beitrag meinerseits.

Die Pega Werke Gleichrichter GmbH in Freiburg/ Breisgau, Besitzer Wilhelm Zeh, stellte diese Uhr um 1928-1932 (die Zeitangaben dazu schwanken) nur in einen sehr kurzen Zeitraum her, wurde sie doch als Referenzgerät für die Uhrmacher zur genauen Zeitmessung, und ähnliches für den Privathaushalt angepriesen. Die Gründe für den kurzen Herstellungszeitraum dafür nannte @Typ1-2-3 ja in seiner Beschreibung zu der Pega Uhr.

Hier ein Gesamtbild der Uhr entnommen „uhrenhanse.org

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Der Text dazu:
Abb. 14: Rückseitige Ansicht des Uhrwerks, hergestellt ca. 1928 von W. Zeh, Freiburg im Breisgau, hier auf einem Bergeon Support für die Aufnahme platziert. Man kann den aus einer Federklinge bestehenden Hebel sehen sowie die Nadel, die auf den am Pendel befestigten Arm drückt. Der Elektromagnet ist innen im Werk und somit nicht sichtbar. Er transportiert ein Sperrad in genau dem Moment vorwärts, in dem er die Feder spannt.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Uhr kann man auch der DAZ 1932/19 Seite 237-240 entnehmen.

U. a. fand ich die Pega Uhr noch in der Ausstellung „elektrische Uhren im Stadtmuseum Schramberg“, den dazugehörigen Katalog ich vor einiger Zeit erwarb, und der für mich immer wieder eine wahre Fundgrube ist. Das Exponat ist unter Inventar-Nr. 3034 registriert. Hier das Bild

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Die Insignien „W Z“ auf den Zifferblatt stehen für Wilhelm Zeh.
Der Text dazu: Hinter dieser Konstruktion steht der Grundgedanke der freien Pendelschwingung. Das 1/2 Sekundenpendel ist nur für einen Bruchteil seiner Schwingung mit den Werk verbunden. Es erhält bei jeder Schwingung mittels eines vertikal gelagerten Drehhebels mit horizontal angebrachter Stahlnadel einen mechanischen Impuls von konstanter Größe. Die Zeigerfortschaltung und weitgehend das Anheben des Drehhebels erfolgen elektromagnetisch.
Soweit die Erläuterung dazu.

Ich hoffe mit dieser kleinen Ergänzung noch etwas zur Vorstellung der Pega Uhr beigetragen zu haben.

Hier noch ein Link, den ich zu dieser Pega Uhr gefunden habe, mit ausführlicher Beschreibung davon

https://clockdoc.org/gs/handler/getmedia...=49855&dt=3&g=1

Das ist ein Zitat aus: Thiesen: Die elektrischen Einzeluhren. Mithilfe der Anleitung in diesem Buch, die nicht mit abgedruckt ist, kann man die Uhren gut reparieren.
Frank