Ich habe das mal reinkopiert, von „Werkstattuhren.de“
Wie kam es dazu, dass auf Bornholm überhaupt Uhren gebaut wurden?
In einer Novembernacht des Jahres 1744 strandete ein holländisches Handelsschiff an der Insel Bornholm, unweit von Rönne. Unter anderen Handelswaren waren auch fünf englische Standuhren, so genannte "Grandfather Clocks" an Bord.
Da es zu dieser Zeit auf Bornholm noch keine Uhrmacher gab, wurden Spinnradmacher mit der Reparatur beauftragt. Sie fanden die Technik dieser Werke so interessant, dass sie mit dem Nachbau begannen. Die zwei führenden Männer waren die Brüder Jürgen Peter und Otto Arboe. Die ersten Uhren hatten noch das Schloß-Scheibenschlagwerk, doch schnell konnten sie auch die Konstruktion des präziseren und zuverlässigeren Rechenschlagwerkes in ihren Uhren einführen und übernehmen.
Bald schon wurden die ersten Zeitmesser auf dem Festland verkauft. So gelangten sie im 18. Jahrhundert durch Handelsschiffe über Kopenhagen nach Lübeck und fanden dort dankbare Abnehmer. Im 19. Jahrhundert waren sie überall in Dänemark erhältlich. Der Napoleonische Krieg (1808-1813) setzte den Bornholmern ordentlich zu. Nicht genug, dass sie kriegsbedingt finanzielle Einbußen hatten, auch die Freibeuter nahmen sich von dem Wenigen was ihnen noch blieb ihren Teil. Uhrmacher Niels Expersen war der Einzige, der in dieser Zeit nicht arbeitslos wurde.
In der Annonce werden gleich 10 Stück verkauft, ist wieder ein Schiff gestrandet
Die sehr niedrigenPreise sind (leider) im Moment durchaus denkbar. Vor allem, wenn jemand ein ganzes Konvolut auf einmal loswerden möchte. Ich finde, heute ist gerade die richtige Zeit zum Kaufen einer antiken Standuhr, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Preise noch günstiger werden.
Selbst für einfache Bornholmer Standuhren in der empireform konnte man in den 80er Jahren oft utopische Preise sehen. Ich habe damals solche Uhren an Geschäfte verkauft (damals war für die einfachen, aber gut erhaltenen Empireuhren schnell 1000 - 1500 DM zu erzielen) und die hatten nachher die Uhren für das mehrfache im Geschäft stehen und verkauften sie auch. Seitdem sind die Preise, anstatt zu steigen wie man es bei Antiquitäten vielleicht damals vermutet hat, stetig gefallen. Aber tiefer als jetzt geht es ja fast nicht mehr.
Die Uhren, von denen der Verkäufer hier 10 Stück angeboten hat, sind zum Teil keine Bornholmer Uhren sondern es sind auch englische Standuhren dabei und die sind auch durchaus älter als 1850. Die Eichenstanduhr mit dem quadratischen Zifferblatt ist sicher vor 1800 gebaut . Die weißgestrichene ist auch englisch um 1850 (wenigstens Werk und Zifferblatt, beim Gehäuse bin ich mir nicht ganz sicher, das sieht in seiner plumpen Form auch leicht dänisch aus, da müsste man ins Innere schauen, ob es Weichholz ist, was dann für Bornholm sprechen würde. Eiche dagegen englisch mit späterer farbigen Fassung, was man in Dänemark auch oft findet) Die Bornholmer Standuhren selbst, von denen auch einige dabei sind, kann man eigentlich ganz gut anhand ihrer Form datieren. Die Barockgehäuse (ähnlich den englischen Standuhren, aber Weichholz farbig gefasst) wurden so bis kurz nach 1800 gebaut , haben dann fast immer auch Signaturen von den bekannten Bornholmer Uhrmachern. Danach kamen bis nach 1900 die typischen Bornholmer Formen Han/Mand, Froken oder Kone (Mann, Fräulein und Frau) Bei denen kann man nicht mehr genau sagen, wie alt sie wirklich sind. Die Fertigung dieses Uhrentyps ging fast 100 Jahre bis nach 1900. Selbst danach, ich glaube bis in die 90er Jahre des 20. Jhdts gab es dann auch wieder einzelne Uhrmacher, die diese Uhren noch in allen Stilen, also auch sogenannte Barockgehäuse neu fertigten.
Gruß Peter
PS: Man spricht bei den Bornholmer Uhren zwar von Empire- und Barockgehäusen, die Uhren selbst hängen diesen Stilepochen in unserem Sinn aber oft Jahrzehnte oder mehr hinterher.
Ja, die englische Uhr kann Ende des 18. Jahrhunderts sein. Ich bezog mich auf die beiden Bornholmer Uhren im ersten Foto. Und den Text, wonach alle aus dem 18. Jahrhundert wären.
ja, mit der Angabe 17., 18. oder 19. Jahrhundert in Beschreibungen muss man leider immer etwas vorsichtig sein. Selbst in Deutschland, wo die Definition eigentlich klar ist, wird das ja sehr oft falsch gemacht. Diese "Falschangabe" im Angebotstext kann aber auch aus dem Dänischen heraus"transportiert" worden sein. Das Angebot hier kommt aus Leck, was nahe an der dänischen Grenze liegt und diese "Uhrensammlung" sieht so aus, wie in Dänemark zusammengekauft. In Skandinavien (jedenfalls in Dänemark und Norwegen) wird das 19. Jhdt als "18-tallet" bezeichnet. Das wird dann leider oft falsch ins deutsche oder englische als 18. Jhdt. übersetzt. Und der Anbieter bietet zwar Uhren an, hat aber anscheinend nicht sehr viel Ahnung von Uhren, kann sie also nicht richtig zeitlich oder regional einordnen. Zuerst bietet er 10 Uhren als Bornholmer Uhren an und jetzt hat er sie anscheinend getrennt und bietet die drei englischen als zwei englische und eine schwedische an.
Es können halt nicht alle Menschen als Uhrenfachleute durchgehen, auch leider bei weitem nicht alle, die damit handeln. In Angeboten wo die Verkäufer die Beschreibung selbst machen, ist immer angeraten sehr kritisch zu sein und selbst bei den größten Auktionshäusern sind die Beschreibungen nicht immer korrekt. Aber, das weisst Du, bzw. wisst ihr ja selbst gut genug.
interessant, dazu muss ich mal bei Gelegenheit meine seit Jahrzehnten in Dänemark lebende Schwester befragen (wenn ich es nicht wieder vergesse *lol*).
Jepp, es fängt ja schon bei so simplen Sachen, wie Gewicht an. Im Fließtext bei einer Catawiki Auktion beschrieben als ca. 140g, in der Datentabelle aber 85g. Wobei letzteres zutreffend gewesen sein dürfte. Nicht ganz irrelevant, wenn man sich (auch) am Materialwert orientiert. Dem Catawiki "Experten" war das offenbar auch nicht aufgefallen. Oder eine als "100%" original beschriebene TU, wo einem auf einem Foto der "Redial" geradezu ins Auge sprang (ursprüngliches Loch für den Sekundenzeiger mit Schraube verschlossen, neues Loch darüber gebohrt *auweia*). Diese Catawiki "Experten" sind einfach nur ein Witz.
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12.08.2024 10:24
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