Moin liebe (Taschen-) Uhr freunde,

ich bin der neue und heiße Stefan, bin knapp 50 Jahre alt und Schlosser mit einem Hang zur Feinmechanik. Vor kurzem habe ich eine Wempe Taschenuhr aus dem Nachlass meines Großvaters bekommen, die letzten 30 Jahre hat sie in einer Schmuckschatulle warm & trocken auf mich gewartet.
Mein Plan wars etwas über die Uhr herauszufinden und sie selber zu reinigen um sie anschließend zu tragen. Nach absolut vergeblicher Recherche habe ich mich dann doch an Wempe gewannt mit einem Ergebnis mit dem ich im Leben nicht gerechnet hätte... meine Fragen waren: können Sie mir was über mein Erbstück sagen? Bauzeitraum, Modell, Bezeichnung den Werkes und was würde eine Reinigung ungefähr kosten???, als Antwort habe ich bekommen: das leider auch die älteren Mitbarteiter zu der Taschenuhr nur “schätzen können“ das sie ca. aus den 70ger Jahren stammt, sie keine Ersatzteile mehr haben und bekommen aber ich könne sie bei Wempe abgeben für (Zitat): eine bestmögliche Repassage – ohne Garantie und Berechnung. Dauer ca. 8 Wochen. Damit habe ich nicht gerechnet, nachdem ich “Repassage“ gegoogelt hatte (die ersten Ergebnisse: Repassage = Bügeln auf Französisch, was?!? die wollen meine Uhr bügeln?!? ok, weitersuchen) habe ich mich auf den Weg gemacht und die Taschenuhr bei Wempe abgegeben, mal schauen was passiert.

Ja, da waren sie wieder meine drei kleinen Probleme... die Wempe TU ist in Arbeit aber 1. die Idee sich näher mit Feinstmechanik (einer TU) zu befassen hat sich festgesetzt und 2. bzw. 3. sind zwei Taschenuhren die ich zum “üben“ (bevor ich an die Wempe gehe, was sich erledigt hat) bei Ebay gekauft hatte mit dem Ziel sie auch zu tragen.

Nach dem “kleinen“ Roman, meine Fragen an die Gemeinde:
1. Könnt Ihr mir ein Buch empfehlen was die Technik und (optimaler weise) das zerlegen, reinigen & schmieren und zusammenbauen von Taschenuhren beschreibt und für einen der kein Uhrmacher ist verständlich ist ???
2. Könnt Ihr mir was über mein Erbstück sagen bzw. über eine der beiden TU (Monestra 37) die ich erworben habe??? (die zweite ist eine Molnija mit einem 3602 Werk.)

Ich danke euch schon mal im voraus !

Grüße Stefan

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Ps. WICHTIG! Ich weiß das in Foren gerne und viel mit Abkürzungen gearbeitet wird und ich hoffe das Ihr auch wisst das nicht jeder (z.B. ICH) die speziellen Abkürzungen mit der Muttermilch aufgesaugt hat.. deshalb meine Bitte: Bitte, Bitte, Bitte!!! schreibt zumindest beim ersten mal einen verständlichen ausgeschriebenen Namen für eine Abkürzung dazu, Beispiel: TU (TaschenUhr), dann kann ich mir ein “Wörterbuch“ erstellen… DANKE!!!

Guten Tag Stefan und herzlich willkommen im Forum.

Das Beste an deinen Uhren vorweg:
Sie stammen aus der Familie von deinem Großvater! Und wenn du sie in Erinnerung erhalten und sogar gelegentlich tragen willst, finde ich das super.

Verzeih mir aus der Sicht des Sammlers eine kurze Beschreibung der Uhren vorzunehmen. Es handelt sich um sogenannte Frackuhren. Also, kleine Taschenuhren, die in der Brusttasche eines Sakkos getragen wurde, wo eine Armbanduhr als nicht passend galt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Frackuhr

Diese Uhren waren eine Modeerscheinung, denen kein dauerhafter Erfolg beschert war. Die Fertigung war relativ einfach gehalten. So befindet sich in deiner Wempe ein vereinfachtes Handaufzugswerk von AS (vermutlich Kaliber 1759), die üblicherweise in einer Armbanduhr mit Handaufzug verbaut wurden. Wempe war hier nur die Handelskette, die diese Uhr aus einzelnen Komponenten hat zusammenbauen lassen. Die Komponenten wechselten.

Die Aussage von Wempe "das leider auch die älteren Mitarbeiter zu der Taschenuhr nur “schätzen können“, dass sie ca. aus den 70ger Jahren stammt" war geschönt um nicht sagen zu müssen "Wir haben keine Ahnung".
Die Baureihe des verbauten Werkes in der Uhr kam ca. 1965 auf den Markt. Die Zeiteinteilung 70ziger stimmt als plus - minus.

Immerhin, die meisten sogenannten Frackuhren waren einfache Uhren ohne Sprungdeckel (Lepine). Du hast hier 2 Uhren mit Sprungdeckel(Savonett), was tatsächlich seltener vorkam, weil eigentlich überflüssig.

Ein Buchtipp zum Reinigen der Uhren?
Da gibt es eine Reihe von Bücher, die aber zumeist von Uhrmachern geschrieben wurden und für jemanden ohne jegliche Erfahrung oft unverständlich sind.
Ein Buch, dass sich tatsächlich nur mit der Reinigung eines mechanischen Uhrwerkes beschäftigt, kenne ich nicht. Beim Uhrmacher heißt die Reinigung des Werkes, wie sie oft nur sprichwörtlich im Volksmund genannt wird, Revision.
Der Name Revision mag dir vermitteln, dass die Reinigung nur ein Bestandteil der Revision von viel mehr Arbeiten darstellt, die zwangsläufig alle erledigt werden müssen. Und dies detailliert zu schreiben, füllt mehr als nur ein Buch.

Hallo Fridspeed & danke für deine Antwort,

die von Wempe ist mein Erbstück, die Monestra 37 ist ersteigert für kleines Geld aber beides Frackuhren (wie ich gerade gelernt habe ;)) mit ca. 42 mm Durchmesser.

Das die Frackuhren kleiner im Durchmesser sind finde ich nicht tragisch da sie bei mir gut in die kleine Jeanstasche passen. Auch wenn der eine oder andere jetzt zeter & mordio schreit weil ich meine Uhren normal, alltäglich benutze und in der Hosentasche mit mir rumtrage, gehe ich nicht respektlos mit alter Technik um !!! meine Tischbohrmaschine von Ixion ist Baujahr 1964, hat ein wenig liebe und einen neuen Satz Lager bekommen und läuft wie eine eins.

Zu dem Buchtipp habe ich mir schon so etwas gedacht, aber vielleicht hat ja wer anders eine Idee...
ganz unerfahren und Werkzeuglos bin ich aber auch nicht, ich hatte schon einige Messuhren, Fühlhebelmessgeräte und Feintaster als Patienten auf der Werkbank ;)

Wie es mit meinen Uhren jetzt weiter geht entscheidet sich die Tage...

Wer noch etwas über die Monestra 37 sagen kann, gerne her damit

Ich bin für heute raus...
Grüße der Stefan

Hallo Stefan,
google findet einen mikrolisk Eintrag zu Monestra mit einem Eigentümer Peter Münster KG, Darmstadt, leider ohne Datum.
Bei ebay findet sich eine Rechnung dieser Firma von 1938.
Der Bügel Deiner Taschenuhr sieht für mich nach 30er Jahre aus, das könnte soweit passen.
Mach mal ein Foto vom Werk, dann kann man das eingrenzen.

Die Literatur zur Uhrentechnik ist meist recht alt und von Uhrmachern für Uhrmacher geschrieben.
Recht gut finde ich "Die Armband- und Taschenuhr in der Reparatur" von Jendritzki/Stern/Heydt.
Das gibt es überarbeitet als Reprint.
Youtube ist hilfreich, man muss aber schon viele Filmchen ansehen, um die guten von den schlechten trennen zu können.
Nimm zum üben ein günstiges Werk, welches idealerweise noch läuft. Zerlege es, mach dabei Fotos, reinige es und bau es wieder zusammen.
Wenn es hinterher wieder läuft, hast Du erstmal alles richtiggemacht.
Grüße
Achim

Bzgl. Bücher: meine Empfehlung wäre
1) Jendritzki: Der moderne Uhrmacher
Jendritzki war Lehrer an der Hamburger Uhrmacherschule mit seltener Begabung für klares, verständliches Erklären. Ein wenig technisch Interessierte können seinem Buch sicher ohne Probleme folgen. Er behandelt alle Bereiche der tragbaren Uhren mit vielen Abbildungen.
Das Buch erspart viele Stunden langatmiger Videos mit zweifelhaftem Inhalt.

2) der Nachdruck von 1) mit zusätzlichen erweiternden Anmerkungen von M Stern u.a. das schon erwähnte "Die Armband- und Taschenuhr in der Reparatur"
Ist nun mehr auf den Hobbyschrauber zielend, durch die Anmerkungen und zusätzlichen Erklärungen etwas redundant und nicht mehr so didaktisch klar, knapp und knackig wie das Original.

Hallo Achim,
google ist nicht wirklich mein Freund oder mir fehlt einfach die Übung, ich habe mich die letzten Wochen ein bisschen mehr mit den PC beschäftigt seit meiner Augen OP’s, hab neue Linsen bekommen, ist lesen ohne vernünftig passende Brille nur noch am Bildschirm mit Vergrößerung angenehm...
Zu dem Foto vom Werk: neugierig war ich schon, das Gehäuse hat auf der Rückseite keinen Deckel, den unterm Sprungdeckel mit dem Glas habe ich runter nun “hängt“ das Werk an der Welle mit der Krone... (aus ein paar Videos kenne ich die kleine (halte-)Schraube im Werk neben der Bohrung in der die Welle geführt wird) meine nächste Idee war es die Zeiger abzuziehen (einfache Abziehhebel sind vorhanden) um unter dem Ziffernblatt eine Halteschraube für die Welle zu finden, bin ich auf dem richtigen Weg ??? wie ist das Ziffernblatt auf dem Werk befestigt ? Mit 2 kleinen Stiften und 2 schrauben die außen im Werk die Stifte halten ??? (das wäre dann solch eine Huhn & Ei Situation)...

Zum üben hatte ich mir die Molnija ersteigert, sie läuft wenn auch nicht sehr willig (öfters aufziehen, nicht sehr konstant) aber das bin ich von früher gewohnt (bevor ich das Haus verlasse TU aufziehen & nachstellen) aber im großen & ganzen war das mein Plan ;)

Das Buch bzw. sein Nachfolger (habe ich bei Uhrenliteraturshop gefunden) werde ich mir mal genauer anschauen.

Danke Achim
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Hallo Frank,

danke für deine Buchtipps


Danke & Grüße der Stefan

Ps. traue niemals einem Video außer du hast es selbst gefaket & geschnitten

Das ist ja mal ein hübsches Zifferblatt bei einer Molnija-Savonette. Kannte ich noch nicht. Wie sieht die denn von hinten aus?

Ein niedrigschwelliger Einstieg war für mich - neben den bereits genannten Büchern - die Webseite www.mikrolisk.de, die nicht nur das vermutlich umfangreichste Logo- und Markenverzeichnis der Uhrenindustrie beherbergt, sondern auch eine ganze Reihe Tipps rund um den Umgang, die Pflege und Wartung von Taschenuhren.

Hallo Stefan,

Geh mal oben rechts in die Suche,Grundausstattung, Armbanduhren,da wirst Du einiges zum Lesen finden.
Da bist Du aber sehr schnell mit einigen Hundert Euro dabei..
Viel Spass mit den Uhren.
Gruß
Manfred

Guten Morgen,

@ Ingo: Die Molnija habe ich ersteigert weil sie recht schlicht und günstig war, später habe ich dann mitbekommen das es die wohl schlichteste Molnija ist die sie gebaut haben ;)
und danke für den Literatur Tipp
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@ Manfred: Danke für den Tipp, ich werde da mal intensiver suchen

@ Achim: die Zeiger sind runter aber das Werk möchte sich nicht trennen vom Gehäuse :(
Ich habe da mal ein paar Bilder gemacht, wenn ich das richtig sehe: das Werk und das Ziffernblatt sind verbunden, das Werk liegt lose in einem Adapterring der wiederum lose im Gehäuse liegt.. das ganze wird z.Z. durch die Welle zum aufziehen & stellen der Uhrzeit am herausfallen gehindert und wenn alles wieder ordnungsgemäß zusammen ist hält das Glas alles an Ort & Stelle.
Kannst Du oder wer anders mir einen Tipp geben wie ich das Ziffernblatt beschädigungsfrei von Werk abbekomme ??? Schrauben habe ich keine erkennen können
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Danke & Grüße der Stefan

Moin
Selbstredend muss zuallererst die Welle raus - die ist mittels einer Schraube gesichert - einfach mal der Welle bis zum Uhrwerk folgen - da sitzt irgendwo eine Schraube - diese anlösen, dann lässt sich die Welle samt Krone herausziehen

Moin Oggy,

deinen Kommentar verstehe ich nicht und weiterhelfen tut er mir auch nicht.. Hättest du etwas aufmerksamer meine Fragen an Achim aus #6 und #9 oder zumindest den letzten Satz aus #9 gelesen, dann hätte dein Kommentar etwas mit Ziffernblatt und deren möglicher Befestigung / Demontage beinhaltet.. für die lesefaulen (wie ich einer bin manchmal) fasse ich zusammen:
Achim hat mich um ein Bild vom Werk der Monestra gebeten, in #6 teile ich mit was ich über die Befestigung von Welle & Ziffernblatt weis (Beispiel Molnija mit 3602) und frage nach einem Ausweg mit dem Hinweis auf die geschlossene Rückseite der Monestra samt Scherz über Huhn & Ei.. es kam leider keine Antwort deshalb habe ich die Zeiger abgenommen in der Hoffnung das alles aus einander fällt.. ist es natürlich nicht was ich in #9 mitgeteilt habe mit der Bitte um Hilfe.

Grüße der Stefan

Moin
Das Uhrwerk wird über Halteschrauben an Ort und Stelle fixiert und über die Aufzugswelle
Bitte ma HIER durchlesen - die Herangehensweise ist durch die Bank ähnlich

Hallo Stefan,
da du rückseitig nicht an das Werk kommst, muß eine Demontage über die Zifferblattseite möglich sein.
Schau dir doch nochmal die Öffnung bei 3 Uhr genau an. Möglicherweise ist die Aufzugswelle durch eine Spange gesichert oder die Krone ist verstiftet oder verschraubt.
Eventuell hält die Sprungdeckelklinke gleichzeitig die Aufzugswelle.
Auf jeden Fall muss es eine Möglichkeit der Demontage geben.
Forsche weiter.
Das Zifferblatt muß nicht zwangsläufig rückseitig geklemmt sein, auch von der Seite ist das denkbar.
Wenn ich mir das letzte Bild aus #9 ansehe, kann ich ein geklebtes Blatt nicht ausschließen.

Gruß Volker

Hallo Stefan,
es gibt noch weitere Möglichkeiten.
evtl ist eine geteilte Welle verbaut, wie hier beschrieben.
Wenn es keine Reisskrone war, ist es hinterher kaputt...
Wenn es sich in einer bestimmten Stellung der Krone ausbauen lässt, sollte man das sehen können.
An manchen Werken ist das Zifferblatt mit seitlichen am Werkausssendurchmesser verteilten Schrauben befestigt.
Dann muss es auch eine Möglichkeit geben, die Aufzugswelle von der Zifferblattseite zu lösen. Das ist mir bisher noch nicht untergekommen.
Grüsse
Achim

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so ,geht nicht ?.