Ich plage mich bei einer über 200 Jahre alten Standuhr, die mir sehr am Herzen liegt, mit dem Zeigerwerk herum:
Mir unverständlicherweise fehlt an der Minutenwelle der Absatz für die Zeigerreibung!

Es sieht so aus wie oben skizziert: Außerhalb der Frontplatine P hat die Minutenwelle M keinerlei Absatz und läuft mit gleichbleibendem Durchmesser aus. Ich kämpfe nun mit der federnden Vorsteckscheibe S: Ist diese zu locker, wackelt der Minutenzeiger unsäglich auf seinem Vierkant; ist diese zu stramm, wird das Viertelrohr V gegen die Platine gepresst und die Uhr bleibt stehen.

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Eigentlich hätte meines Erachtens wie in a) auf die Minutenwelle ein Absatz gehört, an dem sich das Viertelrohr abstützen kann, ohne die Platine einzuklemmen. Was tun?

Entweder kann ich versuchen, die Welle wie in a) abzudrehen, weiß aber nicht, ob mir das auf deren Länge sauber gelingt. Auch hätte ich Angst, sie dadurch zu sehr zu schwächen, und ich müsste ein engeres Viertelrohr neu anfertigen.

Oder ich versehe sie wie in b) als Pfusch-Lösung mit einer Querbohrung für einen Stift, an dem sich das Viertelrohr anstelle des fehlenden Absatzes abstützen kann.

Oder ich steche wie in c) eine kleine Nut für einen Wellensicherungsring (Anachronismus, ich weiß) ein, der den Absatz ersetzt.

Welche Lösung schlagt Ihr vor? Habt Ihr noch andere Ideen?

Vielen Dank im Voraus, Moritz

Ich hatte einmal das gleiche Problem bei einer englischen Taschenuhr. Nur, dass da der Absatz zwar vorhanden war, aber so starkt eingelaufen, dass ein Rollieren den Absatz komplett abrasiert hätte. Ich habe eine gehärtete Hülse angefertigt und aufgepresst. Diese dann rolliert und fertig. Die Bohrung in der Platine muss dann natürlich aufgebohrt werden. Oder ist da vielleicht ein Lager eingepresst? ;-)

Frank

Stimmt, das wird wohl das Beste sein. Vielen Dank!

Moritz

Hallo,
Geht die Zeigerreibung vielleicht übers Wechselrad,wenn dieses auf dem Antriebsrad sitzt ?
Gruß Bernd-Klaus

Nein, die Reibung geschieht über das (geschlitzte) Viertelrohr auf der Minutenwelle. Das (davon unabhängige) Problem ist wie oben geschildert, dass über die Federkraft der Vorsteckscheibe des Minutenzeigers letztlich die Platine eingeklemmt wird.

Hier noch eine Skizze, wie ich Franks Vorschlag mit der Hülse verstehe:
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Moritz

Ja, genau so habe ich mir das gedacht.

Frank

Hallo Moritz,

kann es sein, dass die Zeigerreibung ursprünglich mittels einer axial wirkenden flachen Feder (ähnlich der zwischen Ziffernblatt und Stundenrad bei einer Kleinuhr) zwischen Platine und Stundenrad konstruktiv erstellt wurde?

Bei der Hülse hätte ich die Befürchtung, dass sie sich auf Dauer in das Zahnrad einarbeitet.

Gruß
Uwe

Wenn man diese Befürchtung hat, kann man auf die Hülse eine gut passende, dünne Stahlscheibe aufsetzen - als Schutz für das Messingviertelrohr.
Dann stützt sich das Viertelrohr aus Messing auf der Stahlscheibe ab statt auf der Hülse. Das hält dann ewig.

Frank

Nur um das alte Thema abzuschließen:
Zwischen den Jahren habe ich endlich die Zeit gefunden, mich um dies alte Baustelle zu kümmern. Letztlich war es ganz einfach, denn ich hatte offenbar mal wieder viel zu maschinenbaulich gedacht gehabt:
So wie in der ersten Skizze ganz oben, so ist zeittypischerweise diese Uhr gedacht, die Minutenwelle hatte niemals einen Absatz. Stattdessen läuft sie, was ich beim ersten Zerlegen übersehen hatte, ganz leicht konisch zu. Das freie Ende, das das Viertelrohr trägt, verjüngt sich über seine ganze Länge um ungefähr einen zehntel Millimeter.
Wahrscheinlich haben Generationen von unverständigen Vorbesitzern beim Stellen, oder weil sie die Zeigerreibung gar geschmiert hatten, das Viertelrohr viel zu stark aufgedrückt, bis es sich geweitet hatte und nun das oben beschriebene Klemmen verursachte. Ein ganzes Paket von aus Kleinuhrrädern gepfuschten zusätzlichen Beilagscheiben vor dem Minutenzeiger, um diesen am Wackeln zu hindern, hätte mich eigentlich hellhörig werden lassen müssen.

Die vergleichsweise einfache Abhilfe, ohne an der Substanz der Uhr herumzupfuschen: Das Viertelrohr mit der Flachzange gefühlvoll minimal enger gekniffen (mit einem vorher hineingesteckten, ein Zehntel kleineren Bohrerschaft als Versicherung gegen Kollabieren), und den Vierkant des Zeigerfutters durch Punzen etwas verengt und nachgearbeitet, so dass der Minutenzeiger von sich aus nun stramm ohne zu Wackeln auf dem Vierkant sitzt.
Die Vorsteckscheibe muss nun keine axiale Kraft mehr ausüben, sondern dient nur als Sicherung, damit das Viertelrohr nicht nach vorne davonwandert, und zwischen Viertelrohr und Frontplatine ist jetzt ca. 1 mm Luft. So kann das bleiben.

Moritz

Hallo Moritz,
Nehme Glättahlen,die sind Konisch.
Gruß Manfred
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Hallo Moritz,
danke für Deine Erfolgsmeldung. Sie ist auf alle Fälle hilfreich. Man lernt ja immer dazu.

LG
Roland