Moin,

so so ... ein normaler Glaser macht sowas nicht.
Damit müsste ich im logischen Umkehrschluss bekloppt sein.
Also, für diese Uhren kann ich mehrere Gläser liefern.
Das Glas welches dort original verbaut war, wurde ein Ziehglas nach dem Fourcault-Verfahren verwendet. Eins der 1. industriellen Herstellungsverfahren, welches das Glas auf eine akkurate und konstante Dicke während der gesamten Fertigung gewährleisten konnte. Dieses Verfahren wird heute noch für Dünngläser angewandt. Das interessante daran ist, das bereits mit der 1. Fertigung, erstmals das Glas im Continue-Verfahren geschmolzen wurde.
Nun aber zurück zu der Uhr.
Ich würde Dir ein Restaurationsglas vorschlagen. Diese haben leichte Wellung und Schlieren wie in den alten Fertigungsverfahren dies normal war.
Von einem Mundgeblasenen Glas rate ich Dir dringend ab, denn diese haben unterschiedliche Dicken von knapp 1,7mm bis hin zu 6mm innerhalb eines Blattes.
Wo Du Dir das Glas letztlich holst ist egal.
Aber ich werfe mal den Halsabschneider Glas-Schreiber aus Berlin ins Rennen:
www.glas-per-klick.de

Nu denn viel Erfolg und viele Grüße

Nico

Mit Schreiber aus Berlin hatte ich auch schon meine Probleme- die sind lahme Enten, Bestellungen dauern ewig und das Glas ist sehr teuer. Da würd ich nur selbst hinfahren und persönlich die richtige Dicke von ca. 1,5-2 mm aussuchen. Und obwohl ich in Berlin lebe, wäre das immer noch der allerletzte Weg.
Das mundgeblasene Glas wie von Lamberts ist meist einfach viel zu dick, das geht gar nicht.
Alte Fensterrahmen mit welligem Glas, die man ausglast, haben in den meisten Fällen einseitig stark verwittertes und leicht blind gewordenes Glas auf der Außenseite, innen ist es oft zerkratzt, da Farbreste bei Anstrichen von Laien abgekratzt wurden.
Ich hab mir auch im Laufe vieler Jahre einen großen Glasvorrat von alten Bilderrahmen zusammengesammelt, auf Flohmärkten findet man immer wieder große billige Grafikrahmen, deren Glas genau die richtige Dicke hat und vor allen nicht verwittert oder verkratzt ist.
Diese Grafikrahmen haben meist genau das richtige Glas drin, das einem frühen Regulator wieder sein Gesicht gibt, alles andere ist Murks und sieht nicht aus.
Das Fourcault-Verfahren erzeugt übrigens auch nicht die richtige Glasoberfläche, das Verfahren wird ja erst seit 1905 verwendet, und wir brauchen hier Glas von 1850 ca., das eine ganz eigene Beschaffenheit hat.

Hallo,
Vielen Dank für die Hinweise. Da ich mich von meinem Plan, die Uhr an die Wand zu hängen und zu genießen, immer weiter verabschieden muss, habe ich erst mal bei örtlichen Glaser für 7,80€ eine dünne Scheibe besorgt. Durch den Transportschaden waren noch weitere Reparaturen am Gehäuse nötig. Ein Werkhalter war zerbrochen, der andere in der Rückplatte abgebrochen. Das Reststück mit 10mm Durchmesser habe ich kleiner durchbohrt, dann mit warmen Wasser vorsichtig von innen gewässert, so das es sich löste. Aus einem Buchenrundstab habe ich ein Ersatzdübel angefertigt, vorne dünner gedreht da der Halter auch nur 12mm dick ist und mit der Drehbank und einem 8mm Fräser gebohrt und eingeleimt. Vor dem wieder einleimen habe ich die Rückwand auch gleich aufpoliert. Die Schnitzereien gesäubert und mit dunkel gefärbten Petersburger Lack leicht glänzend gestrichen.
Jetzt konnte ich wenigstens das Werk montieren und laufen lassen. Es hat Grand Sonnerie, schlägt also alle 15 Minuten die vollen Stunden mit dem Viertelschlag und läuft einwandfrei. Es macht einen sauberen Eindruck, keine Ölschmiererei, nur leichter Flugrost an den Gongs.
Als ich es aufzog, merkte ich, dass es ein Contergesperre hat, die Uhr läuft weiter, nur das Ticken wird etwas leiser.

Hierzu habe ich eine Frage. Bei Aufziehen ist etwas größere Kraft erforderlich, als üblicherweise für so ein 1000g Gewicht. Es fühlt sich auch etwas zäh an, als würde man einen Federzuguhr aufziehen. Ich habe Sorge, dass irgendwas defekt ist, denn ich hatte noch nie ein Werk mit dieser Funktion. Leider ist das Werk eng gebaut, die Sperrrklinke wirklich sehr filigran gearbeitet. Die Seiltrommel mit Achse läuft leicht und beweglich zwischen den Platinen. Mich stört nur der zähe Aufzug und ich habe Angst, dass auf die Dauer etwas Schaden nimmt. Aber es schabt oder kratzt auch nichts.
Das Werk zu zerlegen, traue ich mir nicht so richtig zu, da ich bisher nur neuere oder gröbere Werke repariert habe. Außerdem kenne ich mich mit den feststehenden Federhäusern nicht aus. Ich kann die Sperrklinken nicht finden, um die Federn zu entlasten. Bin für jeden Hinweis dankbar.

Hier noch ein paar Bilder.

Biedermeier 4-4 Schlag F.Kunz in Wien 1850 - 013.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Biedermeier 4-4 Schlag F.Kunz in Wien 1850 - 006.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Die Rückseite hat ein Reparaturzeichen. Den Nylonfaden muss ich noch ersetzen.
Biedermeier 4-4 Schlag F.Kunz in Wien 1850 - 008.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Biedermeier 4-4 Schlag F.Kunz in Wien 1850 - 009.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Biedermeier 4-4 Schlag F.Kunz in Wien 1850 - 010.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Gehäusereparatur

Biedermeier 4-4 Schlag F.Kunz in Wien 1850 - 015.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Biedermeier 4-4 Schlag F.Kunz in Wien 1850 - 016.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Gruß Werner