Vor 20 Jahren habe ich angefangen die Zylindertaschenuhr meines Großvaters zu reparieren.
Nur mit einer Schlosserlehre habe ich damit begonnen auf einer selbstgebauten Drechselbank einen neuen Zylinder zu fertigen.
Ihr könnt euch vorstellen wie erfolgreich ich war.

Später habe ich dann mal einen Originalzylinder eingebaut ohne die geringste Ahnung zu haben was ich da mache.
Immerhin, ich habe ihn reingebracht und die Uhr läuft mehr schlecht als recht.

Jetzt, mit immer noch mäßig viel Ahnung, aber ordentlicher Ausstattung und viel Feinmechanikerfahrung gehe ich mal wieder dran.
Zuerst war ich vom Dreck überrascht, den ich damals ohne Mikroskop nicht gesehen habe.
Alle Lager sind jetzt wieder sauber
Dann habe ich die Unruhzapfen poliert und an den Enden abgerundet.

Jetzt geht es dran die Unruhfeder neu aufzusetzen und ich komme nicht mehr weiter.
Wie finde ich raus, in welcher Drehposition die Unruhfeder zu den Zylinderauschnitten stehen muss?
Derzeit ist die Unruhe ohne Feder eingebaut um den korrekten Eingriff zu beobachten. Das schaut gut aus.
Ich kann die Positionen feststellen an denen das Hemmungsrad einfällt und wo es abfällt.

Also von Zylinderhemmungen hab ich keine Ahnung aber bei den Stiftankern von Weckerwerken wird die Spirale so verstiftet das wenn die Unruhe ruhig steht der Anker genau mittig im Eingriff ist. Nur auf diese Weise schwingt die Unruhe nach beiden seiten gleich weit aus. Ich vermute jetzt mal das stimmt bei Zylinderhemmungen genauso.

lg Christian

Im Ruhezustand der Unruh muß der Cylinder eingangs und ausgangs jeweils gleich auf die Hebefläche des Zahns des Cylinderrads fallen. (Ist verdammt schwer in Worte zu fassen)


Gruß Fritz

Ich habe jetzt die Unruhreif ganz langsam gedreht und den Punkt markiert wo in der einen Richtung der Zahn anfängt die Unruh anzutreiben und das gleiche in der anderen Richtung.
Die Unruh habe ich in die Mitte zwischen diese beiden Punkte positioniert und jetzt schauen wir mal.

Leider habe ich jetzt einen defekten Deckstein an der Unruhwelle gefunden und versuche den zuerst etwas abzupolieren dass er wieder glatt wird.
Mal schauen.

Dann kannst Du den Abfall ja immer noch nach Gehör korrigieren (fein). Oder mit einer Zeitwaage (auch die Version für Arme, also mit Handy oder DigiCam aufnehmen und mit Nero Wave Editor, Steinberg oder sowas in der Richtung ein Diagramm machen).

Hatte doch vor kurzem mal jemand gezeigt, und das hatte mich dann gleich zu dem Rätsel (fallender Rechen) inspiriert

Die Uhr ist jetzt über Nacht gelaufen und nochmal 3 h auf dem Kopf. Die Schwingungsweite schaut ordentlich aus. Das Geräusch hört sich symetrisch an.
Der Nachschliff des Decksteines hat also offensichtlich funktioniert.

Eine große Verbesserung brachte Öl auf den Spitzen des Hemmungsrades.
Zuerst lief das trocken und die Schwingungsweite war jämmerlich.

zur Einstellung der Zylinderhemmung:
Unruh in Mittellage - Zahn des Zylinderrades sollte zur Hälfte mit seiner Hebefläche im Zylinder eingreifen ( Eingangsseite),
damit die Uhr beim aufziehen sicher anläuft.
Öl: Bei Jedem 2. Zahn des Zylinderrades die Hebefläche leicht mit Uhrenöl Sorte 2 benetzen.

Vielen Dank für die Tipps.

Die Uhr ist ordentlich gelaufen, da wollte ich das Hemmungsrad noch ein bisschen nachpolieren.
Aus Blödheit habe ich vergessen die Feder zu entspannen und als ich den Unruhkloben abgehoben habe sind die Räder durchgegangen und es hat es einen Zapfen der Hemmungsradwelle abgebrochen.
Anfängerfehler.

Weil ich einen 10/100 Zapfen nicht einbohren kann, war's das dann wohl.

Vielleicht in 20 Jahren wieder....

Du und ich sind sicher nicht die einzigen, die dieses Lehrgeld schon zahlen mußten! Auch wenn es bei mir "nur" eine Großuhr war (vor etwa 30 Jahren).
Vielleicht kann Dir jemand aus dem Forum einen neuen Zapfen einsetzen? Oder hast Du den Ehrgeiz, alles selbst zu machen?

Ich glaube ich lass es einfach erstmal und lagere sie ein.
Sollte mir mal ein 0,2mm Hartmetall Bohrer oder kleiner ins Haus flattern kann ich sie ja wieder ausgraben.

Das Ding ist nicht wirklich was wert und die nächste Uhr vom anderen Opa wartet schon auf Verschlimmbesserung.

Diesmal ist es eine ganz ordentliche Du Bois 1785 Taschenuhr aus den 60er Jahren.
Da heisst es besser aufpassen.

Das ist auf jeden Fall zu reparieren.
Eine Variante wäre den gebrochenen Zapfen zu ersetzen. Am Zylinder sind der obere und untere Zapfen eingepresst (Tampons).
Nicht zu verwechseln mit Hygieneartikeln aus dem Drogeriemarkt!!!
Die gab es auch mal einzeln ist aber eher unwarscheinlich dass man die noch bekommt.
Die zweite Variante wäre ein Zylinder nach Maß.
Gib mal die Höhe ingesamt und den Durchmesser an.
Die Höhe misst man am besten indem man beide Unruhdecksteine entfernt, dann den Unruhkloben montiert und mit einem Zehntelmaß aussen über beide Lochsteine die Höhe ermittelt.

So einen Tampon könnte ich schon drehen, aber es handelt sich um einen Zapfen des Hemmungsrades.
Der ist auf der Triebseite abgebrochen.
Man müsste mit 0,2 max. 0,3 aufbohren, aber ich habe nur einen normalen 0,3mm HSS Spiralbohrer, mit dem man wohl nicht in einen gehärteten Trieb bohren kann.

Ich will auch nicht beliebig viel Aufwand mit der Uhr treiben.
War halt ein Lehrstück.

Hallo Michael,

hast du die Werke von Jendritzki zur Hand? Dort findest du einiges an praktischen Hinweisen!
Bei mir funktioniert das mit der Zylinderhemmung entweder auf Anhieb oder nie.

Gruß

Fridspeed