Hier mal eine Uhr, die bei Kauf ziemlich desolat war, viele Fehlteile (eine Tür, "Spikes", Glocke, Glockenkäfig, Käfigspitze), viele falsche Teile (Schrauben, Zeiger, seitliche "Frets"), nicht gangfähig, und mit recht viel "Patina". Und für schmales Geld. Aber m.E. "rettenswert", wenn auch nie eine mehr oder weniger "originale" Uhr werdend. Daher braucht man m.E. auch keine konservatorische Bedenken zu haben, außer man wollte sie wie sie ist als "Fragment" und Zeuge für vorangegangene Pfuschereien bewahren. Ich habe daher "hemmungslos" die Rekonstruktion betrieben.

Alle moderne Schrauben wurden ersetzt durch solche mit optisch zeitgenössischen quadratischen Köpfen und gesägtem Schlitz. Die Rückwand wurde zur Herstellung der fehlenden Tür verwendet, so dass auch die rekonstruierte Tür aus dem richtigen Werkstoff (gegossenes Messing) besteht. Glücklicherweise waren die Maße nahezu identisch mit den Türmaßen. Natürlich mußten Scharnierstifte angefügt werden. Die Gravur machte ein professioneller Handgraveur, er hat phantastische Arbeit abgeliefert. Die dann fehlende Rückwand wurde aus Eisenblech neu gebaut, was historisch durchaus akzeptabel ist, dieser Uhrentyp hatte oft eine Rückwand aus Eisen, um das teure Messing an den Stellen einzusparen, die man ohnehin nicht sieht. Das Werk wurde gereinigt und von der übermäßigen Patina befreit, es wurde gangbar gemacht, die Spindelhemmung korrekt eingestellt, usw. Hier einfach eine Bilderfolge zur "Erbauung" und zum Meckern .

Vorher:


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Arbeiten:

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Von der beschafften (zeitgenössischen) Bronzeglocke mit passenden Maßen, dem angefertigten Glockenkäfig (aus einer Messingplatte in einem Stück ausgesägt und leicht patiniert) und der fertigen Uhr, mit beiden Türen habe ich noch keine Fotos. Sie läuft bestens. Die gräuslichen Zeiger werde ich ersetzen, sobald ich bessere gefunden habe. Den Türriegel für die neue Tür muss ich noch machen, aus dem Vollen gesägt und gefeilt. Vielleicht im kommenden Winter. Momentan steht sie im Regal, ein Platz an der Wand für sie wird noch gesucht.

Hier noch ein Foto mit der brillianten Arbeit von Daniel Storch (Foto mit seiner Erlaubnis), https://www.handgravuren-storch.de/. Links seine Arbeit, rechts die vorhandene Tür als Vorlage.

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Vielleicht versuche ich mich an dieser Uhr auch mal mit der Versilberung des Ziffernringes, das habe ich bislang noch bei keiner meiner Uhren gewagt. Der Ziffernring war original mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit versilbert.

Das Versilbern mit flüssiger Anreibeversilberung ist total einfach, da kann eigentlich nichts schiefgehen. Hab ich schon oft bei Zifferblättern gemacht, und hinterher je nach Belieben mit etwas Mikrokristallinwachs gegen Anlaufen geschützt.

Wie bei allen Oberflächenbeschichtungen kommt es wohl auf die Vorarbeit an. Hierzu gehört wohl auch zunächst ein feines Schliffbild zu erzeugen. In diesem Fall müßte wohl dazu der Ziffernring in der Drehbank eingespannt werden und dann bei langsam laufender Maschine per Hand geschliffen werden, am besten auch noch nass. Nur so erhält man eine perfekt rundum laufende feine "Körnung". Ein geradliniger Schliff in nur einer Richtung, per Hand leicht zu realisieren, wie bei Bracket Clocks meist angebracht, sähe vermutlich bei dieser Uhr "falsch" aus.

Und die Beschriftung muss man auch noch vorher ergänzen, dort wo Wachs/Farbe fehlt. Da habe so ein schwarzes Pulverzeug, das ich mal für ein Champleve Ziffernblatt verwendet habe. Dabei muss erwärmt werden, damit es schmilzt und fließt. Blöd, wenn es ein anderes Schwarz ist als die guten Ziffern, dann müssen nämlich alle Ziffern gemacht werden.

Immerhin wird kein besonders wertvolles und insbesondere original zu erhaltendes Original verhunzt, falls es mir nur suboptimal gelingt.

Beste Grüße, Bernhard

P.S.: Was nicht bedeutet, dass ich mir nicht auch hierbei größte Mühe gebe. Auch wenn diese Uhr nie besonders wertvoll sein wird, ich mag sie so sehr, dass ich mir gleich noch eine Taschenuhr von Isaac Rogers dazu gekauft hatte.
P.P.S.: Solches Wachs verwende ich auch als Anlaufschutz, auch bei Messing.

Auch hier ist noch über das Ergebnis zu berichten. Die Gravur der neuen Tür muss noch ein wenig Patina entwickeln. Künstliche Patina sieht m.E. mist aus.

Das Teil oben auf der Glocke ist nicht schief sitzend, das liegt an der Fotoperspektive.

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